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Bronzeschatten

Bronzeschatten

Titel: Bronzeschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Rivalen geschmückt waren, würde er verzichten müssen. Ohne mich um Famias Entrüstung zu scheren, bestand ich darauf, den Goldschatz – wenn ich schon einmal im Leben mein eigenes Pferd ins Rennen schicken konnte – für die Blauen laufen zu lassen. Ich versuchte Famia damit zu besänftigen, daß mein Klepper ja ohnehin haushoch verlieren würde; er tobte; ich blieb fest.
    Ferox sah einfach prächtig aus mit seinem fast purpurnen Fell; man hätte sich vor seinen Flanken rasieren können. Er erregte ungemeines Aufsehen, als er und Goldschatz Seite an Seite auf dem Viehmarktsforum warteten; die Buchmacher übertrafen einander mit den Witzen und Scherzen, die neue Kundschaft anlocken sollten. Ferox würde für die Marcellus-Pertinax-Mannschaft, die Weißen, an den Start gehen.
    Ein Weilchen mimte ich den stolzen Eigner und ließ mir den Spott der Pointeure gefallen, die annahmen, ich würde allen Ernstes auf meine Schindmähre setzen, dann gingen Famia und ich zum Mittagessen.
    »Wettest du auch, Falco?«
    »Nur einen winzigen Betrag.«
    Famia würde es für schlechten Stil halten, wenn ein Eigentümer auf ein fremdes Pferd setzte. Darum verschwieg ich ihm, daß Larius in meinem Namen fünfzig Goldsesterzen auf Ferox setzen würde – meine ganze Barschaft.
     
    Als wir zum Circus zurückkamen, hatten die Pferderennen schon begonnen, doch uns blieb laut Startliste noch eine gute Stunde Zeit. Ich überzeugte mich, daß Goldschatz den Ferox schön ruhig hielt und so meine Wette sicherte. Während ich Ferox den Hals klopfte, fiel mir ein kleiner Händler mit einer Kiepe voll gefüllter Weinblätter auf, der nervös herumzappelte: offenbar ein Mann mit Magenbeschwerden – oder einer wichtigen Botschaft. Letzteres war der Fall; der Kleine redete mit Famia, aber beide schauten mich dabei unausgesetzt an. Geld ging von Hand zu Hand. Die Kiepe mit den Weinblättern trollte sich, und Famia kam auf mich zu.
    »Du schuldest mir zehn Denar.«
    »Warte bis morgen, wenn ich meinen Wettgewinn kassiert habe!«
    »Dein Mann sitzt im zweiten Rang, auf der Seite vom Aventin, gleich bei den Richterlogen. Er hat sich auf Höhe der Ziellinie postiert.«
    »Und wie komme ich unauffällig an ihn ran?« Famia spottete, das sei mit meiner wohlbekannten häßlichen Visage unmöglich, erwies sich aber doch als ganz hilfreich. Fünf Minuten später war ich durch einen der schattigen Stände bei den Startgattern geschlüpft und zwängte mich durch die Schwingtüren.
    Lärm, Hitze, Gerüche und Farben waren überwältigend. Ich stand in der Arena, direkt an der Rennbahn, hielt Eimer und Schaufel in der Hand, und wartete, bis die Reiter vorbei waren. Dann zockelte ich los, diagonal über die Startlinie, und kratzte aufs Geratewohl mit meiner Schaufel im Sand herum. Nach einigem Bücken und Kratzen kam ich bis zur Spina , der Barriere zwischen den beiden Längsbahnen, wo ich mich vorsichtig umschaute. Ich fühlte mich wie ein Pickel auf der Nase eines Rechtsverdrehers – aber Famia hatte recht: Kein Mensch achtet auf die Sklaven, die die Pferdeäpfel einsammeln.
    Ich nahm zum erstenmal die atemberaubenden Ausmaße des Circus wahr. Vom weißen Kreidebalken an der Startlinie aus war das Ziel so weit entfernt, daß ich es nur mit zusammengekniffenen Augen überhaupt erkennen konnte. Während ich, Schaufel und Eimer in Bereitschaft, die Bahn entlangtrottete, ragten über mir prunkvolle Schreine und die Statuen von Apollo, Kybela und Viktoria in den Himmel. Zum erstenmal bewunderte ich die gewaltige vergoldete Bronzewand zwischen den Senatssitzen und der eigentlichen Arena. Dahinter stiegen erst zwei terrassierte Marmorränge auf, darüber ein schlichter holzverschalter und dann die Galerie mit den Stehplätzen. Als ich wieder einmal mit meiner Schaufel in den Sand fuhr, bemerkte ich im Bereich von Podium und Spina einen schillernden Rand – Spuren früherer Prunkveranstaltungen. Im Circus gibt es weder Markisen noch Baldachine; auf dem Sand hätte man ein Omelett braten können. Der durchdringende Geruch erhitzter Pferde vermischte sich mit Knoblauchdünsten und Parfumdüften.
    Zwischen zwei Rennen arbeitete ich mich bis zu dem Obelisken aus rotem Granit vor, den Augustus ins Zentrum der Spina hatte setzen lassen; von dort schlich ich langsam an die Ziellinie und die Richterloge heran. Hier waren die Ränge immer besonders dicht besetzt. Zuerst sah ich über der flimmernden Hitze der Arena nur verschwommene weiße Flecken, aber allmählich wurden

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