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Bronzeschatten

Bronzeschatten

Titel: Bronzeschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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großzügig!« rief die Frau des Senators. »Didius Falco, Sie lassen sich erst blicken, wenn das Fest vorüber ist; das ist wohl so üblich bei Ihnen – nie zur Stelle, wenn man Sie wirklich braucht. Aber dann sollten Sie es jetzt auch dabei belassen und wegbleiben!«
    »Vielleicht kann ich etwas für Helena tun …«
    »Das bezweifle ich! Nach dem, was geschehen ist, Falco, wird es meiner Tochter nur recht sein, wenn Sie ihr nie mehr unter die Augen kommen!«
    Ich grüßte die Frau des Senators zuvorkommend, denn ein Mann sollte eine dreifache Mutter immer höflich behandeln (besonders, wenn sie gerade eine drastische Behauptung über das älteste und reizendste ihrer Kinder aufgestellt hat – und er sie später damit brüskieren will, daß er ihre Prognose als falsch entlarvt).
    Als ich das Haus Camillus verließ, mußte ich daran denken, wie Helena Justina mich angefleht hatte, Pertinax nicht zu töten – und daß ich es, wenn ich ihn zu fassen bekäme, womöglich doch tun würde.

LXXXV
    Ich ging auf dem schnellsten Weg in die Transtiberina und hinauf in seine Kammer. Ich war unbewaffnet. Ein törichter Einfall. Aber all seine persönlichen Sachen waren fort und er ebenfalls.
    Die Weinschenke auf der anderen Straßenseite hatte Hochbetrieb, aber statt Tullia bediente ein Fremder. »Morgen!« rief er nur hastig, als ich ihn fragte. Vermutlich erkundigten sich dauernd irgendwelche Männer nach Tullia.
    Ich hinterließ keine Nachricht; es hätte sich ja doch niemand die Mühe gemacht, der jungen Dame auszurichten, daß schon wieder ein hoffnungsvoller Kavalier nach ihr Ausschau gehalten habe.
    Danach lief ich sehr lange ziellos in der Stadt herum.
    Auf dem Pons Emilius machte ich halt. Unter dem dreifachen Tuffsteinbogen, der den Hauptausgang der Cloaca Maxima markierte, war irgendwann in den letzten drei Monaten ein aufgedunsener Leichnam entlanggetrieben und unerkannt von den dunklen, aufgewühlten Wassermassen fortgeschwemmt worden. Ich trug damals die Verantwortung. Und jetzt … Haben Sie gewußt, daß nur Kaiser und totgeborene Kinder in Rom beigesetzt werden dürfen? Für unser armes Fünkchen Leben spielte das freilich keine Rolle. Ich hatte eine schmerzliche Vorstellung davon, wie man mit Frühgeburten verfuhr. Und wer weiß, wenn ich ein anderer gewesen wäre, einer, der nicht gar so neutral zu den Göttern stand, dann hätte ich vielleicht im Rauschen des Tibers das grausame Strafgelächter der Parzen vernommen.
    Stunden nachdem ich der Transtiberina den Rücken gekehrt hatte, tauchte ich bei Maia auf. Sie sah mich aufmerksam an, dann gab sie mir zu essen, hielt die Kinder fern, hielt Famia samt seinem Weinkrug fern und schickte mich bald zu Bett. Kaum lag ich im Finstern, waren die Gedanken wieder da.
    Als es nicht mehr zu ertragen war, überließ ich mich dem Schlaf.
     
    Pertinax konnte sich überall in Rom versteckt haben, aber der nächste Tag war ein Donnerstag, und am Donnerstag sollte sein Champion im Circus Maximus laufen. Wo ich ihn dann finden würde, wußte ich: irgendwo zwischen den zweihunderttausend Zuschauern, die Ferox anfeuerten.
    Famia, der ein großes Ereignis gern damit feierte, daß er sich schon im ersten Morgengrauen in krankhafte Erregung hineinsteigerte, wollte mich gleich frühmorgens aus dem Haus zerren, aber wenn ich den ganzen Vormittag in der prallen Sonne im Stadion hockte, wäre ich für nichts mehr zu gebrauchen. Und wer einmal die feierliche Eröffnungsprozession in die Arena hat einziehen sehen, kann dieses Zeremoniell getrost ein paarmal überspringen. Wen interessiert schon ein blasierter Magistrat, der in seiner triumphalen Quadriga die Parade anführt, wenn es Männer zu schnappen gilt, die Priester ermorden, Familienväter zusammenschlagen und das Leben ungeborener Kinder auslöschen, noch bevor die Eltern auch nur die Chance hatten, sich über ihre Namen zu streiten?
    Als erstes ging ich bei meiner Schwester Galla vorbei. Ich hatte Glück; Larius war noch zu Hause.
    »Guten Morgen, junger Künstler! Ich habe einen Auftrag für Sie.«
    »Aber es muß schnell gehen.« Er grinste. »Wir müssen nämlich alle in den Circus und einen gewissen Gaul anfeuern.«
    »Zuviel der Ehre! Hör zu. Ich brauche eine kleine Skizze …«
    »Stehst du Modell für ein Medaillon auf einer keltischen Trinkschale?«
    »Doch nicht ich!« Ich sagte ihm, wen ich gezeichnet haben wollte. Und dann sagte ich ihm auch, warum. Larius machte sich ohne ein weiteres Wort an die Arbeit.
    Die

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