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Bronzeschatten

Bronzeschatten

Titel: Bronzeschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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dann wie ein mieser Gläubiger ums Haus gestrichen wäre.
     
    Ich wartete drei Stunden. Inzwischen hatte man mich vergessen.
    Endlich ging die Tür auf.
    »Falco!« Helenas Mutter starrte mich an. Soviel Beharrlichkeit hätte sie mir wohl nicht zugetraut. »Man hätte sich um Sie kümmern sollen!«
    »Danke, ich hatte keine Wünsche.«
    »Helena schläft noch.«
    »Ich kann warten.«
    Mein entschlossener Ton ließ Julia Justa aufhorchen. Ich hielt ihrem neugierigen Blick grimmig stand.
    »Julia Justa, war für das Unglück, das heute geschah, die Natur verantwortlich, oder hat der Arzt Ihrer Tochter etwas verordnet, um nachzuhelfen?«
    Die Frau des Senators sah mich mit Helenas bestürzten, zornigen Augen an. »Wenn Sie meine Tochter kennen, dann wissen Sie die Antwort darauf!«
    »Oh, ich kenne Ihre Tochter, sie ist ungemein vernünftig. Ich weiß auch, daß Helena Justina nicht die erste unverheiratete Mutter wäre, der man eine Lösung für ihre Notlage aufgedrängt hätte!«
    »Helenas Familie zu beleidigen wird Ihnen nicht weiterhelfen.«
    »Verzeihen Sie. Ich hatte lange Zeit zum Nachdenken. Das tut nie gut.«
    Julia Justa seufzte ungeduldig. »Falco, das führt doch zu nichts! Warum sind Sie immer noch hier?«
    »Weil ich Helena sprechen muß.«
    »Ich muß Ihnen sagen, Falco – sie hat nicht nach Ihnen gefragt!«
    »Und wollte sie sonst jemanden sehen?«
    »Nein.«
    »Dann wird es ja auch niemanden stören, wenn ich weiter warte.«
    Darauf sagte Helenas Mutter, wenn ich gar nicht umzustimmen sei, wolle sie mich lieber gleich zu Helena führen, damit ich dann endlich allen den Gefallen tun könne heimzugehen.
     
    Es war ein kleiner Raum, ihr ehemaliges Kinderzimmer. Es war bequem eingerichtet und das genaue Gegenteil ihres vornehmen Boudoirs im Hause Pertinax.
    Helena lag reglos in einem schmalen Bett unter einer Leinendecke. Sie schlief so fest, daß nichts sie hätte aufwecken können. Aus ihrem Gesicht war alle Farbe gewichen, sie wirkte erschöpft. Da ich nicht allein mit ihr war, brachte ich es nicht über mich, sie zu berühren, aber in meiner Verzweiflung flüsterte ich: »Das hätte man ihr nicht antun dürfen! Sie ist ja regelrecht besinnungslos – wie soll sie denn merken, daß jemand bei ihr ist?«
    »Sie hatte starke Schmerzen. Sie brauchte Ruhe.«
    Ich kämpfte den Gedanken, daß sie mich brauchen könnte, nieder. »Ist sie noch in Gefahr?«
    »Nein«, sagte ihre Mutter.
    »Sagen Sie mir die Wahrheit: Hat Helena das Kind gewollt?«
    »O ja!« antwortete ihre Mutter ohne Zögern.
    Sie wollte ihre Gereiztheit nicht zeigen, aber ich erriet auch so, wieviel Spannung in dieser Familie geherrscht hatte. Helena Justina machte es anderen ebensowenig leicht wie sich selbst. »Das hat Sie wohl in eine schwierige Lage gebracht«, mutmaßte Julia Justa mit leiser Stimme. »Sicher sind Sie jetzt erleichtert?«
    »Mir scheint, Sie haben mich gründlich durchschaut«, antwortete ich gepreßt.
     
    Helena sollte wissen, daß ich heute bei ihr gewesen war.
    Da ich ihr sonst nichts dalassen konnte, streifte ich meinen Siegelring vom Finger und legte ihn auf den silbernen Dreifuß neben ihrem Bett. Zwischen dem geschliffenen Wasserglas und dem Häuflein elfenbeinerner Haarnadeln nahm sich mein abgewetzter Ring mit dem Sprung im roten Stein und dem Grünspan am Reif klobig und häßlich aus, aber sie würde ihn immerhin bemerken und sich erinnern, wo sie ihn gesehen hatte.
    »Bitte räumen Sie den nicht fort!«
    »Ich werde ihr sagen, daß Sie da waren«, wandte Julia Justa vorwurfsvoll ein.
    »Danke«, sagte ich. Aber den Ring ließ ich trotzdem da.
     
    Ihre Mutter begleitete mich hinaus.
    »Falco«, sagte sie eindringlich, »es war ein Unfall.«
    Ich würde nur glauben, was ich aus Helenas Mund erfuhr. »Und was ist geschehen?«
    »Geht Sie das wirklich etwas an, Falco?« Ich überließ die Antwort ihr. »Der frühere Mann meiner Tochter«, fuhr sie widerstrebend fort, »bat sie um eine Aussprache. Es kam zum Streit. Sie wollte fort. Er versuchte, sie zurückzuhalten. Sie riß sich los, strauchelte und stürzte auf der Treppe …«
    »Also trifft Pertinax die Schuld!«
    »Es hätte leicht auch so passieren können.«
    »Das glauben Sie doch selber nicht!«
    Julia Justa zögerte. »Nein.« Für den Augenblick schien das Kriegsbeil zwischen uns begraben. »Diese heftige Auseinandersetzung hat Helena gewiß geschadet … Hatten Sie die Absicht, wiederzukommen?«
    »Wenn ich kann.«
    »Also das nenne ich

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