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Bronzeschatten

Bronzeschatten

Titel: Bronzeschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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die Weiber aus dem Kopf schlagen solle.

LXXXVI
    »Tullia!«
    »Falco!«
    »Ich habe gestern nach Ihnen gesucht.«
    »Da war ich bei Barnabas.«
    »Werden Sie ihn wiedersehen?«
    »Das kommt ganz auf sein Pferd an«, sagte die Kellnerin aus der Transtiberina mürrisch. »Er glaubt, er hat einen Sieger erwischt – aber seine Wettmarken hat er mir gegeben.«
    Ich nahm Tullia beim Arm und zog sie übers Viehmarktforum zu einem schattigen Plätzchen neben dem kleinen Rundtempel mit den korinthischen Säulen. Ich war nie drin gewesen, wußte nicht einmal, welcher Gottheit er geweiht war, aber die Architektur hatte mir schon immer gefallen. Im Gegensatz zu den protzigen Tempelbauten fernab vom Fluß lockte dieser keine halbseidenen Geschäftemacher und Marktschreier an, und einem großäugigen jungen Mädchen im schmucken Festgewand ausgerechnet hier einen unsittlichen Antrag zu machen schien geradezu anrüchig.
    »Tullia, ich möchte Ihnen etwas vorschlagen.«
    »Wenn’s was Dreckiges ist, können Sie’s gleich vergessen!«
    »Haben Sie genug von den Männern? Wie würde es Ihnen gefallen, viel Geld zu haben?«
    Tullia versicherte, das würde ihr ausnehmend gut gefallen. »Wieviel Geld, Falco?«
    Wenn ich jetzt gesagt hätte: eine halbe Million, dann hätte sie mir nicht geglaubt. »Sehr viel. Eigentlich sollte Barnabas es bekommen, aber ich finde, Sie haben es mehr verdient …«
    Das fand Tullia auch. »Und wie kriege ich’s, Falco?«
    Ich lächelte verstohlen. Und dann erklärte ich dem Schankmädchen, wie es mir helfen könne, Pertinax in die Enge zu treiben, und dabei selbst ein Vermögen einstreichen würde, das so hübsch sei wie ihr niedliches junges Gesicht.
    »Ja«, sagte Tullia. Ich mag Mädchen, die sich nicht lange zieren.
     
    Wir gingen zurück zum Sattelplatz. Goldschatz blickte in die Runde, als fände er den Trubel einfach wunderbar. Ein Komiker! Als Famia seinem Jockei das erste Mal aufsitzen half, warf mein wunderbarer Gaul ihn prompt wieder ab.
    »Wer ist denn das, Falco?« fragte Tullia.
    »Goldschatz. Er gehört mir.«
    Tullia kicherte. »Na, dann viel Glück! Oh – hier, nehmen Sie die!« Damit drückte sie mir ein Lederbeutelchen in die Hand. »Seine Wettmarken. Warum sollte Barnabas gewinnen? Schließlich hat er die Wette auf Ihren Namen abgeschlossen – er hat sich nämlich nicht getraut, seinen eigenen anzugeben.«
    Wenn das seinem Humor entsprach, dann hatte Pertinax wahrscheinlich auch den Namen für meine armes Pferd ausgesucht.
    Da ich meine ganze Barschaft auf Ferox gesetzt hatte, wollte ich mir das Rennen auch ansehen. Daher sauste ich los wie der Blitz, als Titus Cäsar, dessen Bekanntschaft ich einmal im Zuge meiner Ermittlungen gemacht hatte, mich in die Präsidentschaftsloge einladen ließ.
    Es war so ungefähr das einzige Fleckchen im ganzen Circus, wo Anacrites nicht wagen würde, Hand an mich zu legen.
     
    Titus Cäsar war die jüngere, umgänglichere Ausgabe seines kaiserlichen Papas. Er kannte mich gut genug, um nicht überrascht zu sein, als ich mit der Toga unterm Arm erschien, statt mich wie die meisten Bürger dem Sohn des Imperators tadellos gewandet zu präsentieren.
    »Vergebung, Cäsar, aber ich habe beim Mistauflesen ausgeholfen. Die Reinigungskolonne ist ein bißchen unterbesetzt.«
    »Falco!« Wie sein Vater sah Titus mich meist so ratlos an, als wisse er nicht, ob ich sein lästiger Untertan sei oder der lustigste Scherzartikel des Tages. »Mein Vater hat gesagt, daß Sie von Ihrem Goldschatz nichts halten – damit dürfte er also der Sieger des Tages sein.«
    Ich lachte beklommen, während ich hastig in meine Toga schlüpfte. »Cäsar, die Gewinnchancen gegen meinen armen Klepper stehen hundert zu eins!«
    »Na, das wäre aber mal ein ordentlicher Reibach!« Titus zwinkerte mir strahlend zu.
    Ich erklärte dem Sohn des Imperators, er sei doch wohl alt genug, um seinen Purpur nicht für eine struppige Schindmähre zu verwetten. Titus schaute nachdenklich. Dann drückte der junge Cäsar sich den Kranz aufs lockige Haupt, erhob sich, um den Gaffern einen Grund zum Jubeln zu geben, und ließ feierlich ein weißes Taschentuch fallen: das Startzeichen für unser Rennen. Es war ein Flachrennen für die Fünfjährigen. Zehn Pferde waren gemeldet, aber das erste scheute schon vor der Startbox. Bis Ferox’ Name relativ spät auf dem Rennkalender erschien, war der allgemeine Favorit ein mauretanischer Grauschimmel gewesen; die Neunmalklugen setzten allerdings ihr Geld

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