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Bronzeschatten

Bronzeschatten

Titel: Bronzeschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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und der Duft unzähliger frischer Girlanden schlugen mir entgegen. Kleinere Nebenräume waren für das Fußvolk hergerichtet. Nirgends fand ich, was ich suchte. Also bahnte ich mir unverdrossen einen Weg zurück durch das Gebäude und landete mit etwas Glück und Instinkt beim hochmodern ausgestatteten Küchentrakt; wie erwartet, befand sich das Speisezimmer der Familie gleich nebenan.
    Den Eingang des Trikliniums der Villa Poppaea flankierten zwei Hermen, gekrönt von geflügelten Kentauren. Der Raum war relativ klein, architektonisch in jenem ätherischen Stil gehalten, der dem ganzen Bau sein Gepräge gab, und beherrscht von einem Wandgemälde auf dem Architrav, wo sich, unter dem Schrein irgendeiner Schutzgottheit, geflügelte Seepferde vor einem Trompe-l’œil-Hoftor tummelten.
    Den traditionellen Eßtisch, an drei Seiten für je drei Personen gedeckt, schmückte ein schweres, besticktes Damasttuch, und über den langstieligen Blumenarrangements wehten Pfauenfedern; stolz aufgerichtete, radschlagende Pfauen gehörten zu den erlesenen Leitmotiven, die im Dekor der Villa immer wiederkehrten. Im Geist speicherte ich ein paar dieser anmutigen Kompositionsprinzipien für den Fall, daß ich bei mir zu Hause einmal ein Souper geben sollte.
    Ich war zu früh gekommen; Crispus war noch nicht da. Der Ehrenplatz auf dem mittleren Polster war noch frei.
    Aemilia Fausta zupfte zwar nervös an den Trauben neben ihrem Gedeck, war aber offensichtlich mit sich zufrieden; ihr Platz auf der Linken war nicht übertrieben ehrenvoll. Zwei Senatoren, die ich nicht kannte, waren da schon besser postiert, nämlich rechts und links vom Hausherrn. Zwei Frauen waren übermäßig mit Schmuck behängt, und zwei jüngere Männer hatten sich mit hochmodischen Mullgewändern festlich in Schale geworfen. Einer davon war unser blonder Apoll Rufus, der sich an der Stirnseite des Raumes mit einem der Senatoren unterhielt. Das berühmte Flittchen hatte er sich selbst überlassen; sie saß am unteren Ende des Tisches, direkt vor mir.
    Ich erkannte sie im ersten Augenblick und sah mich ordentlich satt an ihr, bevor sie sich umdrehte und begriff: lange, wohlgeformte Beine, die verärgert auf und ab wippten, weil der Magistrat sie wie Luft behandelte; dazu ein Leib, der zugleich schlank und üppig war und in einem hauchzarten, silbrigen Etwas steckte, das einem Mann bestimmt wunderbar unter den Händen wegglitte, wenn er es wagte, sie in die Arme zu nehmen. Ein kleines Vermögen an Lapislazuliperlen schlang sich um ihren Hals. Dunkel schimmerndes Haar, über der Stirn gelockt und auf dem Oberkopf von einem golddurchwirkten Netz gebändigt, so daß man nur ahnen konnte, wie voll und schwer es in Wirklichkeit war. Das hübsche tiefblaue Geschmeide an ihrem Hals und das enganliegende Goldkäppchen ließen sie jünger und unschuldiger wirken. Heute abend war sie die schönste Frau in der ganzen Campania, aber hier hat man einen derben Geschmack, und so war ich vermutlich der einzige Mann, der das bemerkte.
    Ein Sklave stellte ihr die Sandalen zurecht, und als sie sich umdrehte, um ihm zu danken, fiel ihr Blick auf mich.
    Brauen, die ich über die ganze Weite des Circus Maximus hinweg erkannt hätte, schossen in die Höhe, als die Begleiterin des Magistrats ihre schönen braunen Augen auf mich heftete. Ich spitzte die Lippen und pfiff so unhörbar wie bewundernd. Die Tochter des Senators neigte ihr goldschimmerndes Haupt (wobei ich eine hinreißend kalte Schulter zu sehen bekam) und bedachte mich mit einem, wie sie wohl meinte, vernichtenden Blick.
    Leider ging die Wirkung verloren, weil sie sich zuvor ein entschieden aufreizendes Blinzeln nicht verkneifen konnte.
     
    Raunen und Rascheln kündigten an, daß Crispus im Anmarsch war; schnell drückte ich einem Sklaven die Kithara in den Arm, mit dem Auftrag, sie hinter Faustas Platz abzustellen. (Ich hatte nicht vor, den ganzen Abend mit diesem unhandlichen Instrument herumzulaufen.) Dann fügte ich mich in das Unvermeidliche und ließ mich zu den Räumen für das gemeine Volk abschieben. Zwar hätte ich gar zu gern Crispus gesehen, aber gutes Timing ist ein wichtiger Bestandteil meiner Arbeit. Jetzt, da seine Gäste an der Futterkrippe saßen und nur noch auf ihn warteten, war nicht der rechte Zeitpunkt, um die Aufmerksamkeit des erlauchten Mannes auf das Kommuniqué meines Kaisers zu lenken.
    Ich warf einen Blick in den Empfangssalon, aber hier wurde schon die Vorspeise gereicht, und nur neben unfreundlich

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