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Bronzeschatten

Bronzeschatten

Titel: Bronzeschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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dieser Meinung.
    Als ich das Maultier des Verwalters die Auffahrt hinunterritt, konnte ich mich an kaum ein Wort erinnern. Nur ihre Augen sprachen zu mir; ich brachte es kaum übers Herz, sie zu verlassen.
    Irgend etwas stimmte nicht. Noch ein Problem mehr. Noch ein Rest Vergangenheit, den es auszugraben galt, sobald ich Zeit dazu fand.
    Zum Hades mit dem Verwalter, der in Herculaneum auf seinen Maulesel wartet; ich legte in Oplontis eine Pause ein und traf mich mit meinen Freunden zum Essen. Offen gestanden kamen sie mir viel entspannter vor, seit ich woanders wohnte.
     
    Helena behielt recht mit ihrer Prophezeiung über das Schicksal der Zofe. Das arme Ding war auf dem Sklavenmarkt gelandet!
    Mir sagte man kein Wort. Am nächsten Tag stellte ich Aemilia Fausta zur Rede. Sie hörte sich an, was ich zu sagen hatte, und drohte mit Kündigung. Ich beglückwünschte sie zu ihrem Entschluß; sie kapitulierte; ich blieb.
     
    Dieses kleine Scharmützel mit Fausta trübte unser Lehrer-Schüler-Verhältnis nicht. Sie entwickelte einen ganz unerwarteten Ehrgeiz. Kein Wunder – sie hatte nämlich einen neuen Ansporn gefunden: Fausta vertraute mir an, daß Aufidius Crispus ein Festbankett für seine Freunde plane, das hier vor der Küste stattfinden solle. Rufus war auch eingeladen. Er weigerte sich, seine Schwester mitzunehmen, und erklärte ihr, er habe bereits eine Begleiterin, eine Bekannte. Fausta schien verdutzt. Vielleicht waren die Mädchen, mit denen ihr Bruder umging, nicht gesellschaftsfähig; das würde dem großen Ereignis die richtige Würze verleihen.
    Ich setzte überhaupt große Hoffnungen in Crispus’ Fest. Teils für Aemilia Fausta, die entschlossen war, sich irgendwie hineinzuschmuggeln. Und teils, weil sie die Kithara mitnahm. Da sie jemanden brauchte, der unauffällig den Takt schlug (und sie mit seinen Überredungskünsten an unfreundlichen Türstehern vorbeilotste), nahm sie mich mit.

XLVIII
    Heute abend würde ich ihm begegnen. Manchmal hat man so was im Gefühl.
    Jemand aus unserer Familie, ein Mensch mit erfrischendem Humor, behauptet, wann immer die Weiber so was im Gefühl haben, stellt sich hinterher raus, daß der Angebetete entweder schwul ist, eine giftige Mutter hat oder ein Blasenleiden, das sein Privatleben stark beeinträchtigt. Zum Glück lernte ich Aufidius Crispus nie so gut kennen, als daß ich etwas über seine Familie oder seinen Gesundheitszustand erfahren hätte.
     
    Er hatte sich eine Villa in Oplontis genommen (gemietet, geborgt, einfach nur für eine Nacht geklaut, wer weiß – wen kümmerte es, wenn das Ambiente stimmte, der Alkohol in Strömen floß und die schönen Tänzerinnen nach Tisch so gut wie nackt auftraten?). Angeblich hatte die Villa früher Poppaea Sabina gehört, Neros zweiter Frau. Diese Beziehung zum Kaiserhaus sagte mehr als genug über die Ambitionen unseres Gastgebers.
    Poppaeas Villa war der beherrschende Blickfang des Ortes. Ihre Bewohner nahmen wahrscheinlich das Gewirr armseliger Fischerhütten jenseits ihres Anwesens gar nicht mehr wahr. Menschen, die derart im Luxus schwelgen, übersehen die Armen gern und gekonnt.
    Der Mitteltrakt erstreckte sich über zwei Stockwerke und war umgeben von Alleen und Gärten. Eine große Terrasse mit angrenzendem Lustpavillon schaute aufs Meer hinaus. Die Seitenflügel bargen gewiß noch einmal an die hundert Räume, alle mit so erlesenem Geschmack eingerichtet, daß der nächste Bewohner der Villa sie todsicher komplett umkrempeln würde. Die Gemächer waren reif für eine Renovierung; das heißt, alles wirkte hinreißend, so, wie es war.
    Ich hätte nie in einem so riesigen Domizil leben mögen. Aber ein Freizeitpoet konnte hier wunderbar seine Phantasie schweifen lassen.
     
    Das Diner begann zur neunten Stunde, wie sich das gehört. Wir kamen zeitig an. Dem Sänftenstau auf der Straße nach Herculaneum nach, würde das eine der größten Veranstaltungen meines Lebens werden. Der Magistrat war schon vorausgefahren, um sein kleines Techtelmechtel abzuholen, aber Aemilia Fausta hatte sich eine Eskorte aus dem Stab ihres Bruders kommen lassen; die bahnte uns forsch einen Weg durch die Menge; wir drängten uns auf Staatskosten vor.
    Die Mehrzahl der hiesigen Hautevolee (und auch ein paar einfache Schweine) wurde heute abend von Crispus bewirtet. Die ersten Gäste, die ich erkannte, waren Petronius Longus und Arria Silvia. Anscheinend hatte man auch sie überredet, den Wunsch des großen Mannes zu unterstützen, der

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