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Bronzeschatten

Bronzeschatten

Titel: Bronzeschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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ihn.«
    »Ferox ist wohl Ihr Champion, wie?«
    »Schon möglich. Er ist jetzt fünf und tadellos in Form … Sind Sie Züchter?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich komme von der Armee ! Wenn unsere Legionen irgendwohin wollen, dann marschieren sie auf eigenen Füßen. Und falls die Strategie doch mal Gäule erfordert, dann werden behaarte, kurzbeinige Ausländer angeworben, die reiten können wie der Teufel, wissen, wie man die Viecher gesund erhält, und immer schön brav den Mist wegräumen. Funktioniert großartig.«
    Er lachte. »Bryon«, stellte er sich vor.
    »Angenehm. Falco.« Ich tätschelte Ferox weiter den Hals, um die Unterhaltung nicht abreißen zu lassen. »Dann sind Sie also der Trainer. Warum machen Sie denn die Arbeit eines Stallburschen? Habt ihr nicht genug Personal?«
    »Die Stallknechte sind alle verkauft worden.«
    »Ah! Nachdem Pertinax die Fähre zum Hades genommen hat?«
    Er nickte. »Die Pferde waren seine Leidenschaft. Der alte Herr konnte den Anblick der Tiere nicht mehr ertragen. Hat praktisch über Nacht verkauft – Gäule und Knechte, einfach alles.«
    »Ja, er nimmt sich den Tod seines Sohnes offenbar sehr zu Herzen. Wieso sind diese beiden noch hier?«
    »Vielleicht hat es ihm später leid getan. Die zwei sind ihm von Rom hergeschickt worden.« Das war mir nicht neu. Im Haus auf dem Quirinal hatten wir Rechnungen über den Kauf dieser beiden an Marcellus gefunden. »Wen suchen Sie, Falco?« Er war freundlich, aber mißtrauisch.
    »Kennen Sie Barnabas?«
    »Ich weiß, wer er ist«, antwortete Bryon vorsichtig.
    »Ich soll ihm eine Erbschaft aushändigen. Hat er sich in letzter Zeit mal blicken lassen?« Bryon zuckte die Achseln. »Sie hätten ihn doch bestimmt gesehen«, fuhr ich, nun schon dringlicher, fort. »Ich meine, wegen der Pferde.«
    »Vielleicht … wegen der Pferde.« Er bestätigte die These, ohne auch nur ein Jota nachzugeben. » Falls ich ihn sehe, werde ich ihm sagen, daß Sie nach ihm gefragt haben.«
    Ich wehrte Goldschatz ab, der mich ausführlich beschnupperte, und tat so, als sei das Thema damit abgehakt. »Eine Villa am Vesuvius hätte ich mir im Sommer viel belebter vorgestellt. Habt ihr keine Feriengäste?«
    »Nur die engste Familie.«
    »Und die junge Dame?«
    »Oh, die gehört dazu.«
    Dieser Trainer war schnell dahintergekommen, daß ich mitnichten befugt war, hier herumzulaufen und seltsame Fragen zu stellen. Energisch wollte er mich zum Herrenhaus komplimentieren. Als wir an den älteren Stallungen vorbeikamen, versuchte ich, auch hier einen Blick auf die Boxen zu erhaschen. Endlich wurde es Bryon zu bunt, und er machte Schluß mit der Verstellungskomödie. »Wenn Sie mir sagen, was Sie suchen, Falco, dann sage ich Ihnen, ob wir’s hier haben.«
    Ich grinste ungeniert. Ich suchte nach den beiden Pferden, die mir von Rom nach Kroton gefolgt waren – und ihren geheimnisvollen Reiter, der eigentlich nur Barnabas sein konnte.
    »Also gut: Es geht um zwei erstklassige Gäule – einen großen Rotschimmel, der aussieht, als wäre er zum Champion geboren, und trotzdem immer auf dem zweiten Platz gelandet ist, und einen Schecken, ein Lasttier …«
    »Haben wir nicht«, brummte Bryon gereizt.
    Das stimmte; sie waren nicht da. Aber er fertigte mich so kurz angebunden ab, daß er die beiden irgendwann schon einmal gesehen haben mußte.
     
    Er begleitete mich bis zurück zu der Kolonnade und machte dann, halb enttäuscht, halb erleichtert, kehrt, als er sah, daß Justina, die junge Dame, die zur Familie gehörte, mich mit sanftem, schläfrigem Lächeln willkommen hieß.

XLVII
    Als ich, mein munteres Harfenistenliedchen auf den Lippen, zu Helena zurückkam, war ihr Schwiegervater bei ihr. Ich entschuldigte mich bei Caprenius Marcellus für mein unangemeldetes Erscheinen: »Helena Justina hatte einen leichten Sonnenstich, und da ich zufällig in der Nähe war …«
    Marcellus’ Erscheinen setzte meinen Nachforschungen ein vorzeitiges Ende. Daran war nichts zu ändern; ich verabschiedete mich mit einer leichten Verbeugung von Ihrer Durchlaucht. Die bange Frage in ihren dunklen, gespannten braunen Augen konnte ich nicht beantworten.
    Marcellus schien meine Geschichte problemlos zu glauben. Helena sah immer noch elend und erschöpft aus. Ich spürte, daß ihr mit einem Nickerchen unter einer weichen Decke und heißem Tee nicht geholfen war. Sie brauchte richtige Pflege und jemanden, der sich um sie kümmerte. Und meine sonst so selbständige Herzdame war offenbar auch

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