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Brook, Meljean - Die Eiserne See

Brook, Meljean - Die Eiserne See

Titel: Brook, Meljean - Die Eiserne See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flammendes Herz
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Aber bei Wolfram haben wir zum ersten Mal miterlebt, wie es ist, wenn jemand, der frei gewesen ist, vor das Joch des Turmes gespannt wird. Es war schrecklich. Selbst ich empfand Grauen, und ich stand noch unter dem Einfluss des Turmes. Als Temür sah, dass selbst großer Mut ausgelöscht wurde, konnte er den Gedanken nicht ertragen, dass Rabat eine Stadt voller mutiger Seelen war, die alle auf dieselbe Weise ausgelöscht wurden.«
    »Temür Agha«, wiederholte Yasmeen. »Derselbe Mann, der wortwörtlich eine Stadt voller mutiger Seelen ausgelöscht hat?«
    Hassan sah sie stirnrunzelnd an. »Sie brechen einem Mann ohne jedes Bedauern das Genick, bevor er eine beabsichtigte Vergewaltigung vollziehen kann, und doch lassen Sie den Mann, der Ihre Crew niedergemetzelt hat, die Art seines Todes selbst auswählen. Ich liebe einen Mann wie einen Bruder, und doch weiß ich, dass es für die Stadt, die ich liebe, das Beste ist, diesen Mann zu entmachten. Niemand von uns lässt sich so leicht in eine Schublade stecken.«
    »Ich schon«, sagte Archimedes.
    »Du bist der Schlimmste von uns allen«, sagte Yasmeen. »Alles, was du suchst, jede Angst, jede Aufregung, ist zugleich etwas, das so schnell wieder vorbei ist« – sie hob die Finger, schnipp schnipp schnipp –, »das so schnell getan ist, und schon rennst du wieder los auf deiner Suche. Doch dann suchst du die Liebe, bist fest entschlossen, dir das Herz brechen zu lassen, und bleibst der Liebe treu. Du bereust es nicht, Kriegsmaschinen zu verlieren, die zum Tod von zu vielen Menschen geführt hätten, und tötest dann, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, zwei Seesoldaten, die nur auf ihrem Schiff Befehle ausgeführt haben.«
    Tödlich verwundet legte er sich eine Hand aufs Herz. »Ich musste doch meine bildschöne Frau retten.«
    »Hast du ja auch.« Ihre Augen lachten ihn an, und sie klimperte mit den Wimpern. »Vielleicht warte ich nächstes Mal und lasse dich ein Genick brechen.«
    Er sah zu Hassan. »Siehst du? Solche Angebote macht sie mir. Da kann ich unmöglich aufhören, sie zu lieben.«

15
    Zwei Vorposten der Horde bewachten beide Seiten der Einfahrt zum Mittelmeer, hoch über der Meerenge. Im Gegensatz zu einem Segelschiff konnte die Ceres die Vorposten weitläufig umfahren, indem Yasmeen eine südliche Strecke über Land wählte. Dieses Schmuckstück von einer Stadt, durch deren Mitte ein Fluss verlief, lag wohlbeschützt zwischen Stadtmauer und Meer und verfügte nur über einen Hafen, den sämtliche Luft- und Segelschiffe ansteuerten – und der nun unter Belagerung stand.
    Eine Flotte französischer Schiffe patrouillierte auf See, unterstützt von zwei Luftschiffen. Am Kai war kein einziges Luftschiff festgemacht. Anscheinend hatten sie sämtliche Händler hinaus-, aber niemanden mehr hineingelassen.
    Doch im Gegensatz zu den meisten Luftschiffen kam die Ceres nicht aus Westen. Yasmeen näherte sich der Stadt von der ummauerten Ostseite her, sodass die Franzosen sie nicht gleich abfangen konnten … was allerdings ebenfalls seine Gefahren hatte, und nicht nur vonseiten der französischen Flotte.
    Direkt am Hafen standen vier von Temürs Kriegsmaschinen, hoch aufragende Kolosse, die über die Stadt wachten. Zwei erinnerten vage an Elefanten: Ihre gewaltigen Leiber wurden von stämmigen Beinen getragen, und an der Front ließen sich eine Reihe langer Kanonen einstellen; für Distanzschüsse wurden sie ausgefahren, für Sperrfeuer über kurze Distanz eingefahren. Die anderen beiden Kriegsmaschinen waren ebenso gewaltig: gigantische Kraken, die man aus dem Wasser geholt hatte – jeder Tentakel ein riesiger Enterhaken, der Luftschiffe in Reichweite herunterzog. Alle vier Kolosse verfügten über Brandbombenwerfer, eine Batterie selbstladender Kanonen und Schnellfeuergewehre, die entweder von innen oder von einer der Waffenstationen auf der Außenhülle aus bedient wurden, die durch Leitern und Aufzüge zu erreichen waren. Obwohl sie sich gerade im Ruhezustand befanden und der Dampf träge aus den Ventilen trieb, ließen sich binnen Minuten ihre Kessel beschicken, um sie zu alles zertrampelnder Beweglichkeit anzutreiben oder auch die elektrischen Schienenkanonen zuzuschalten – und selbst mit kalten Kesseln waren noch immer sämtliche anderen Waffen einsatzfähig.
    Bemannt mit dreißig Mann, geschützt durch die dicke Stahlhülle, war eine einzelne dieser Maschinen in der Lage, eine ganze Stadt zu vernichten – oder eine Flotte von Schiffen, die in

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