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Brook, Meljean - Die Eiserne See

Brook, Meljean - Die Eiserne See

Titel: Brook, Meljean - Die Eiserne See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flammendes Herz
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von einer Frau, die zu dem Schluss gekommen war, dass Yasmeen nichts weiter als eine Barbarin war. »Das werden wir.«
    Nach so viel Kälte war die Hitze willkommen. Man kam zwar nicht vor Hitze um, wie er es in Rabat schon erlebt hatte, doch drang die Wärme durch die Haut bis in die Knochen. Archimedes rechnete damit, dass Yasmeen ihr Gesicht in die Sonne reckte, als sie den Lastenaufzug verließen und in den Passagierkorb auf der Raupe stiegen, aber auch wenn sie jetzt nicht mehr so verkniffen dreinschaute wie vorhin beim Gespräch mit Nasrin – eine Mischung aus Verlegenheit und Verdrossenheit –, so sah sie sich jetzt mit einer kühlen Belustigung um, die wohl ausdrücken sollte, dass alles genau so lief, wie sie wollte.
    Auf der gepolsterten Sitzbank hinter Hassan und Nasrin warf er ihr einen fragenden Blick zu. Sie sah ihn an und schüttelte kurz den Kopf.
    Nun, sie befanden sich nicht auf ihrem Schiff. Er nahm ihre Hand, bot ihr das bisschen Unterstützung an, das er ihr geben konnte, und ihre Belustigung wurde weicher und wärmer.
    Die Raupe rumpelte leicht und hob ihren Leib auf gegliederten Beinen vom Boden. Der Passagierkorb mit seinen Polsterbänken schwankte leicht und stieg hoch genug auf, dass die Dampfdroschken und Lastwagen, an denen sie vorbeikamen, ihnen nicht ihren Rauch ins Gesicht bliesen. Der gerundete Rücken gestattete ihnen einen freien Blick über den Fahrer hinweg, der hinter dem Kopf der Raupe saß, und bot eine perfekte Aussicht über die grüne Stadt und das blaue Meer – mit den Kriegsmaschinen und Schlachtschiffen als einzigem Makel.
    Temürs Wiederaufbau hatte eine aufregende Stadt geschaffen. Bei Archimedes’ letztem Besuch war alles gelb vom Wüstensand gewesen; eine Stadt, die in der Hitze glühte, mit Einwohnern, die sich einfach nur abplagten. Nun jedoch waren nahezu sämtliche Gebäude weiß und blau gestrichen, und Bäume schirmten die Straßen vor der Sonne ab. Die Menschen machten keinen solchen niedergedrückten Eindruck mehr. Immer wieder wurde zu Hassan ein freundlicher Gruß heraufgerufen. Doch war jedem Gesicht noch ein gewisses Misstrauen anzusehen, eine gewisse Verkniffenheit – nur den spielenden Kindern war nichts mehr anzumerken.
    Die Tore in der Umfassungsmauer der Kasbah standen weit offen, und Archimedes sah nirgendwo Wachen. Zu ihrer Rechten erfüllte der gewaltige Turm den Hof. Zu ihrer Linken plätscherte ein Springbrunnen. Weiter drinnen standen nur beim Palasteingang zwei Wachen, und diese beiden waren nicht schwer bewaffnet – und kein einziger Mann trug den Kampfanzug der Horde, diese Maschine aus Stahl und Dampf, unter deren massiven Füßen man leicht zerquetscht werden konnte. Am Ende des Hofes war eine Moschee errichtet worden, ein schlichter Kuppelbau mit vier Minaretten. Archimedes fing Yasmeens Blick auf. Ihr leichtes Nicken besagte, dass sie das Gleiche dachte wie er: Temür hatte sich viel Mühe gegeben, die Menschen zu sich zu holen. Der kleinen Zahl nach zu urteilen, die hier unterwegs war, ließen sie auf sich warten.
    Nasrin drehte sich zu ihnen herum. »Ich habe vergessen, Ihnen zu sagen, Mr Gunther-Baptiste – ich habe Ihre Geschichten sehr genossen.«
    Er war verblüfft. »Sie haben sie gelesen?«
    »Aber ja. Wir beziehen zahlreiche Publikationen aus der Neuen Welt, und Temür und ich verfolgen die Abenteuer von Archimedes Fox seit Langem. Wir haben jedoch einige Kapitel vermisst.«
    Yasmeen runzelte die Stirn. »Sie haben gewusst, dass er gleichzeitig auch Archimedes ist?«
    »Ja. Anfangs waren wir nicht sicher, aber in jeder Geschichte wurde Mr Fox getreulich eine neue, leuchtend bunte Weste zugeschrieben, wie nach Diktat.« Ihr Lachen war zart, das Klingeln eines Silberglöckchens. »Da wussten wir, dass es niemand anders sein kann.«
    »Ich hatte geglaubt, er wüsste das nicht«, sagte Archimedes. »Dass die Meuchelmörder mich nur durch Zufall gefunden haben – es waren so wenige.«
    »Aber nein. Das waren Männer, die ihm wenig kompetent erschienen, bei denen es aber aus dem einen oder anderen Grunde … heikel gewesen wäre, sich ihrer zu entledigen. Also hat er ihnen den Auftrag gegeben, Sie ausfindig zu machen, weil er wusste, dass sie nie zurückkehren würden.«
    Archimedes schüttelte verblüfft den Kopf. »Das ist, auf eine merkwürdige Weise, sehr schmeichelhaft.«
    Yasmeen fragte: »Dann ging es dabei gar nicht um Archimedes’ Schulden?«
    Nasrin zog die Augenbrauen hoch. »Archimedes? Sie verwenden diesen Namen

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