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Brook, Meljean - Die Eiserne See

Brook, Meljean - Die Eiserne See

Titel: Brook, Meljean - Die Eiserne See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flammendes Herz
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Droschke! Ich bin gleich wieder da.«
    »Was haben Sie vor?«
    Das Gleiche wie mit Mattson. »Dafür sorgen, dass er nicht noch einmal etwas ausplaudert.«
    Die Droschke bog um die Ecke und hielt an. Yasmeen runzelte die Stirn und stand von der Bank auf, um besser sehen zu können. Weiter vorn wurde die Straße von Fuhrwerken und Karren versperrt, die allesamt mit Möbeln und Kleidung beladen waren. Männer und Frauen, die zu zweit und in Grüppchen arbeiteten, schleppten Sachen aus Kesslers Haus.
    Barker pfiff durch die Zähne. »Der plaudert nicht mehr, glaube ich.«
    Barker hatte recht, verflucht! Die Haushalte in Port Fallow funktionierten genauso wie ein Piratenschiff. Wenn das Oberhaupt starb, wählten die Haushaltsmitglieder einen neuen Anführer, der die Familie übernahm. Nur bestand Kesslers Geschäft darin, Leute zu kennen und ihre Namen für sich zu behalten. Sein Gewerbe konnte niemand übernehmen, und seinen Blutsverwandten stand nichts zu – also teilten alle, die für ihn gearbeitet hatten, von seinem Sekretär bis zu seiner Küchenmagd, seine Besitztümer unter sich auf und sahen zu, dass sie einigermaßen Geld dafür bekamen.
    Innerlich schäumend lehnte Yasmeen sich aus der Droschke und hielt die erstbeste Passantin an. »Was ist mit Kessler passiert?«
    Die Frau, die unter dem Gewicht einer Keramikvase schwankte, machte nicht viele Worte. »Zugehfrau hat ihn im Bett gefunden. Kehle durchgeschnitten. Von wem, weiß niemand.«
    Wahrscheinlich hatte er über die Angelegenheiten von jemand anders auch nicht den Mund halten können. Yasmeen ließ die Frau los.
    »Dann machen wir wieder kehrt?«, rief der Kutscher nach hinten.
    Wenn er es schaffte. Überall um sie herum waren Wagen, Fuhrwerke und Leute in Bewegung; die enge Straße war völlig überfüllt. Schon hatten hinter ihnen weitere Wagen angehalten. Eine Dampfkutsche vor ihnen hupte und wurde zur Antwort beschimpft. Neben ihnen machte ein mit Matratzen beladenes Fuhrwerk einen Satz nach vorn und gab ihnen mehr Sicht, aber weniger Raum zum Manövrieren.
    Der Wagen, der dann aufrückte, versperrte Yasmeen nicht die Sicht. Ihr Blick schweifte über den Gehweg auf der anderen Straßenseite – und blieb an einer Gestalt hängen. Oh verdammt ! Ihre Muskeln spannten sich an, bereit zum Kampf … oder zur Flucht.
    Dort stand, bekleidet mit einem schlichten schwarzen Kleid, eine Frau und sah zu Kesslers Haus. Im Gegensatz zu allen anderen hatte sie es nicht eilig. Mit sittsam vor dem Bauch gefalteten Händen und leicht gesenktem Kopf sah sie dem Treiben zu. Ihr langes braunes Haar war von Grau durchschossen. Sie hatte vorn zwei Strähnen abgeteilt und nach hinten gebunden … sodass die Spitzen ihrer Ohren darunter verborgen waren.
    Als hätte sie Yasmeens Blick gespürt, sah sie von Kesslers Haus weg. An ihrer Reglosigkeit hatte sich nichts geändert; nur ihre Augen bewegten sich.
    Yasmeen war einmal beigebracht worden, so dazustehen – still und wachsam, mit verschränkten Händen, das Körpergewicht perfekt ausbalanciert. Pflicht und Ehre waren ihr beigebracht worden. Ihr war beigebracht worden zu kämpfen … aber nicht so wie diese Frau. Yasmeen wusste, dass sich unter diesen Kleidern ein Körper verbarg, der zum größten Teil nicht mehr aus Fleisch bestand, sondern aus Metall. Gebaut zum Beschützen. Gebaut zum Töten.
    Es fiel schwer, seine tödliche Schönheit nicht zu bewundern – und noch schwerer, die Frau nicht zu bemitleiden. Die Ketten von Ehre, Treue und Pflicht, die diese Frau banden, waren nicht zu sehen, aber Yasmeen wusste um ihr Vorhandensein.
    Und sie wusste mit einem einzigen Blick, dass die Frau sie ebenfalls bemitleidete. Dass sie Yasmeen als eine Frau betrachtete, die vom Kurs abgekommen war und kein Ziel mehr hatte – ein Opfer derjenigen, die darin versagt hatten, sie anständig auszubilden und sich um sie zu kümmern.
    Yasmeen senkte ihren Blick; nicht aus Feigheit, sondern als eine Botschaft, dass sie sich nicht in die hiesigen Angelegenheiten der Frau einmischen würde – und sie herausfordern schon gar nicht; so dumm konnte man nicht sein.
    Neben ihr schielte Barker mit gänzlich anders gearteter Wertschätzung zu der Frau hinüber. Kein Wunder, dass er das tat. Sie war so konstruiert worden, um diese Reaktion hervorzurufen.
    »Sparen Sie sich den Versuch«, warnte Yasmeen ihn.
    »Gut, sie ist schon ein bisschen älter, aber mir gefallen reife –«
    »Sie ist eine gan tsetseg , Mitglied der Elitewache im Dienst der

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