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Brook, Meljean - Die Eiserne See

Brook, Meljean - Die Eiserne See

Titel: Brook, Meljean - Die Eiserne See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flammendes Herz
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lang, ob sie gegen einen Zombie gefallen war. Unter ihren Händen war jede einzelne Rippe deutlich zu spüren.
    Aber Zombies zogen Frauen nicht in eine Umarmung. Und sie redeten nicht.
    »Meine Schwester lässt Sie grüßen«, sagte er an ihrer Wange. »Und ich will meine Skizze.«
    »Ich hätte sie Ihnen gegeben.« Sie konnte die Augen nicht offen halten. Ihre Worte waren undeutlich. »Sie hätten nur fragen müssen.«
    »Lügnerin«, sagte er sanft. »Sie hätten sie mir nie zurückgegeben.«
    Ach nun. Da hatte er recht. Aber er hätte es vielleicht geschafft, sie auf vierzig Prozent runterzuhandeln. Sie wollte ihm ein entsprechendes Angebot machen, aber sie konnte die Worte nicht bilden.
    Gnädige Dunkelheit kam herangewirbelt und trug sie davon.

3
    Die Frau, in die er sich zu verlieben gedachte, unter Drogen zu setzen, mochte nicht die übliche Methode zum Anfachen einer leidenschaftlichen Romanze sein; dennoch erachtete Archimedes diese Vorgehensweise als die vernünftigste. Hätte Captain Corsair ihn auf der Stelle getötet, wäre ihre Beziehung zwar so stürmisch gewesen, wie man nur hoffen konnte, jedoch auch allzu kurz.
    Tatsächlich war Yasmeen länger bei Bewusstsein geblieben als erwartet. Als der Opiumpfeil sie traf, hätte sie aufgrund ihrer Naniteninfektion sofort umfallen müssen, doch hatte sie noch nach ihren Pistolen greifen können. Ein, zwei Sekunden mehr, und sie hätte ihn erschossen. Der Tod war dicht herangeprescht. Archimedes hatte noch immer Herzklopfen, so knapp war es gewesen.
    Alles in allem ein guter Start.
    Mit einem Grinsen sah er zu Sven, der Yasmeens Gesicht nicht aus den Augen ließ; er schien wohl damit zu rechnen, dass sie jeden Moment wieder zu sich kam. »Du wärst gut beraten, noch heute Nacht nach Fladstrand zurückzukehren.«
    Der junge Luftschiffer nickte. »Soll ich deiner Schwester etwas ausrichten?«
    »Bestätige, dass ich ihren Expressbrief bekommen habe. Ich werde ihr in den nächsten Tagen antworten.«
    »Ich sag’s ihr.« Er setzte seine Wollmütze auf, die dafür sorgte, dass ihm in dem offenen Sitz seines Luftboots nicht die Ohren abfroren. »Ich beneide dich nicht, wenn sie aufwacht.«
    Das bezweifelte Archimedes. Jeder junge Bursche, der sich sein eigenes Fluggerät baute und damit regelmäßig die Nordsee unsicher machte, besaß eine Vorliebe für die Gefahr. Diese Vorliebe mochte bei Sven nicht ganz so ausgeprägt sein, aber jeder Mann, der diese Frau in den Armen hielt, verdiente Neid, ganz egal, was sie beim Aufwachen tun würde.
    Das früher kommen mochte als gedacht. Ihre langen Rückenmuskeln spannten sich, drückten gegen seinen Unterarm, als sie sich regte und ihre Wange von seiner Schulter wegdrehte. Zwischen ihren dunklen Augenbrauen bildete sich eine Falte. Selbst in ihrer Bewusstlosigkeit merkte sie, dass etwas nicht stimmte. Vielleicht träumte sie gerade, dass sie ihm die Kehle durchschnitt – nur hätte sie dann wohl gelächelt.
    Er hätte gern gesehen, wie sich ihre köstlichen Lippen kräuselten, wenn sie die Augen öffnete, aber ein Lächeln konnte er ihr auch später noch auf die Lippen zaubern. Zuallererst brauchte er die Skizze, und dafür riskierte er gern, sich ihren Zorn zuzuziehen.
    Eines würde er jedoch nicht riskieren – dass ihr Ruf Schaden nahm. Einige der Betrunkenen, die den Kai entlangstolperten oder zwischen den Kisten rammelten, hatten Svens Ruf vielleicht gehört oder hatten gesehen, wie sie in Archimedes’ Arme gesunken war; von dem Pfeil jedoch hatten sie wahrscheinlich nichts mitbekommen – und die meisten würden sich morgen ohnehin an nichts mehr erinnern. Wenn doch, dann würden sie annehmen, dass Yasmeen sich einen Mann für die Nacht gegriffen hatte. Wenn er sie nun auf sein Zimmer schaffte, musste er vorsichtiger sein. Nicht alle in der Pension würden so vom Rum berauscht sein, dass sie nichts mehr mitbekamen. Den Opiumpfeil sah ihm Captain Corsair vielleicht nach; wenn sich jedoch herumsprach, dass sie bewusstlos und seiner Gnade ausgeliefert in seinem Bett gelandet war, würde sie ihm das nie verzeihen.
    Ihr langer Mantel verbarg die unverwechselbaren hohen Stiefel und die schwarzen Kniehosen, aber das blaue Kopftuch war so auffallend wie eine Signalflagge. Er zog an den im Gewirr ihrer Zöpfe verborgenen Seidenzipfeln, bis ihr das Tuch vom Kopf glitt, dann ruckte er sie an seiner Brust weiter nach oben. Ihr Gesicht fiel gegen seine Schulter, die ihre kantigen Züge verbarg. Wenn er schnell genug machte,

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