Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brook, Meljean - Die Eiserne See

Brook, Meljean - Die Eiserne See

Titel: Brook, Meljean - Die Eiserne See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flammendes Herz
Vom Netzwerk:
stellen. Da zog er seine Waffe und –«
    Sie brach ab. Zenobia schüttelte den Kopf und machte ein ungläubiges Gesicht. »Sie haben auf ihn gewartet ?«
    Das hatte Yasmeen. Opiumselig, aber dennoch mit der Frage, warum zum Teufel sie noch immer über einer verrotteten Stadt schwebte. Aber sie hatte es gewusst. Sie kannte jede seiner verfluchten Geschichten, jedes unglaubliche Entkommen, und darum hatte sie gewusst, dass er es auch aus Venedig herausschaffen würde. Also hatte sie gewartet. Und als er schließlich zurückgekehrt war, hatte sie ihn vom Schiff werfen müssen – in der Überzeugung, dass er es dennoch schaffen würde.
    Nur hatte sie nach seinem Versuch, ihr Schiff zu übernehmen, nicht noch einmal auf ihn warten wollen.
    »Ja, ich habe gewartet«, sagte sie schließlich. »Er schuldete mir noch immer die Hälfte seines Fahrgelds.«
    Zenobia studierte ihren Gesichtsausdruck, dann nickte sie. »Ich verstehe.«
    Yasmeen hatte keine Ahnung, was die Frau zu verstehen glaubte – und es war ihr auch egal. Der Grund für seine Verspätung interessierte sie mehr. »Er hatte nicht wissen können, dass ich warten würde«, sagte sie. »Und wenn er dort gestorben wäre, hätte die Skizze ihm gar nichts genützt.«
    Zenobia hob in einem unmissverständlichen Winkel ihr Kinn, eine Kombination aus Trotz und Stolz – als verspürte sie die Notwendigkeit, ihren Bruder zu verteidigen. »Vielleicht hatte er sich aus demselben Grund verspätet, aus dem Sie gewartet haben: Geld.«
    Ja, davon war Yasmeen überzeugt. Wäre sie Archimedes’ Anweisungen gefolgt und direkt zum Elfenbeinmarkt geflogen, hätte er die Skizze zügig verkaufen können. Was die Vermutung nahelegte, dass er sein Leben riskiert hatte, weil er ohnehin tot gewesen wäre, wenn er Venedig ohne die Skizze verlassen hätte.
    Er hatte Schulden, und zwar bei jemandem, der die Absicht hatte, sie einzutreiben. Jedoch gab es kaum Schulden, zu deren Begleichung man eine Zeichnung von da Vinci brauchte. Selbst kleine Bergungsgüter, wie Archimedes sie normalerweise aufspürte, gingen bei Auktionen für große Summen weg. Von den Nippsachen in Zenobias Salon ließe sich allein mit der Miniatur eine luxuriöse Dampfkutsche finanzieren.
    »Hat er wirklich so große Schulden?«
    »Ja.«
    »Also haben Sie andere Namen angenommen und sind untergetaucht.« Nicht, dass Archimedes Fox das gut hinbekommen hatte mit dem Untertauchen, so, wie er in der Weltgeschichte herumgegondelt war.
    »Ja.« Zenobias Seufzer schien in der Luft zu hängen. Sie waren fast bei der Dornigen Rose angelangt, als sie weiterredete. »Gibt es noch irgendetwas anderes? Für Lady Lynx«, fügte sie hinzu, als Yasmeen eine Augenbraue hochzog.
    »Ja.« Der Spaziergang brachte ihr eine Regel ins Gedächtnis, die sie glücklicherweise schon verinnerlicht gehabt hatte, bevor Archimedes Fox an Bord ihres Luftschiffs gekommen war. »Lassen Sie sie nicht wegen eines Mannes schwach werden!«
    Zenobia blieb stehen und machte ein bestürztes Gesicht. »Eine Romanze macht es aufregender.«
    »Mit einem Mann, der alles an sich zu reißen versucht? Der Herr über ihr Schiff werden will oder der ihrer Besatzung vorführen will, dass sie sein kleines Frauchen ist?« Yasmeen grinste höhnisch. Gott, sie sah es alles richtig vor sich! »Welcher Mann kann es ertragen, dass seine Frau über ihm steht?«
    Zenobia konnte anscheinend keinen nennen. Sie verzog das Gesicht und zog ihre Notizen hervor. »Nicht einmal ein geheimnisvoller Mann im Hintergrund? Mehr Interesse aufseiten der Leserschaft heißt mehr Geld.«
    Yasmeen war nicht in allen Dingen käuflich, und was das betraf, brachte sie die Aussicht auf zusätzliche Tantiemen nicht ins Wanken. »Lassen Sie sie nicht schwach werden! Geben Sie ihr ein Herz aus Stahl!«
    »Ein Herz aus Stahl«, wiederholte Zenobia schreibend. Sie sah auf. »Aber … warum?«
    Warum? Mit einem Kopfschütteln wies Yasmeen zu der Strickleiter, die sie zurück auf ihre Lady bringen würde. Zenobia hatte diesen Morgen gefesselt und geknebelt begonnen, dann war ihr der Lauf einer Schusswaffe an die Kehle gedrückt worden, und man hatte ihren Körper als Schutzschild benutzt – und da fragte sie noch, warum?
    Die Antwort lag auf der Hand. »Weil man sonst nicht überlebt.«
    Yasmeen flog von Osten her nach Port Fallow hinein, hoch genug, dass in der Ferne die Mähdrescher der Horde sichtbar waren. Nachdem ihre Kriegsmaschinen die Bevölkerung Europas vertrieben und die Zombies diejenigen

Weitere Kostenlose Bücher