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Brook, Meljean - Die Eiserne See

Brook, Meljean - Die Eiserne See

Titel: Brook, Meljean - Die Eiserne See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flammendes Herz
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infiziert hatten, die geblieben waren, hatte die Horde den Kontinent als ihre Kornkammer benutzt. Sie hatten Minenschächte in ihn hineingetrieben und seine Wälder abgeholzt. Die meiste Arbeit hatten Maschinen verrichtet – und was die Maschinen nicht vermochten, erledigten mongolische Arbeiter, die in riesigen, über Europa verteilten ummauerten Vorposten lebten. Dort stationierte Soldaten beschützten die Arbeiter vor den Zombies und unterbanden jeden Versuch von Heimkehrern aus der Neuen Welt, ein Stück Land für sich zu beanspruchen.
    Aber dreißig Jahre zuvor war Port Fallow auf den Ruinen von Amsterdam als kleiner Schlupfwinkel für Piraten und Schmuggler gegründet worden und rasch zu einer Stadt angewachsen, nachdem die Horde davon abgesehen hatte, es sofort wieder dem Erdboden gleichzumachen. Entweder hatte man die Stadt nicht als Bedrohung empfunden oder sich den Aufwand nicht leisten können. Yasmeen vermutete Letzteres.
    Zwei Generationen zuvor hatte eine Seuche die Horde heimgesucht, darunter auch die Bevölkerung in den ummauerten Siedlungen. Aufstände innerhalb der Horde, die seit Jahren immer wieder aufgeflammt waren, bekamen in den Seuchenwirren reichsweit Zulauf. Inzwischen sicherte die Horde einfach nur noch ihren Bestand, ohne das Verlorene zurückzuverlangen – ob es sich bei diesem Verlust nun um ein winziges Stück Land wie Port Fallow handelte oder um die gesamte Britische Insel. Zweifelsohne würden sich in den kommenden Jahren noch weitere Gebiete befreien.
    Gut so. Eine fünfhundertjährige Herrschaft war für jedes Reich lang genug. Yasmeen würde sein Ende gern noch miterleben. Andererseits würde sie das Ende aller möglichen Leute gern miterleben – und im Moment stand Franz Kessler auf ihrer Liste ganz oben.
    Es würde nicht schwer sein, ihn zu finden. Port Fallow bestand zwischen dem Hafen und der Stadtmauer aus drei verschiedenen Stadtteilen, die in größer werdenden Halbkreisen angeordnet waren und von den alten Amsterdamer Grachten geteilt wurden: die Kais und Lagerhäuser mit den nötigen Wirtshäusern, Kneipen und Spelunken zwischen dem Hafenbecken und der ersten Gracht; die großen Wohnhäuser zwischen der ersten und zweiten Gracht, wo die etablierten »Familien« von Port Fallow zu Hause waren; und jenseits der zweiten und dritten Gracht die kleinen Mietshäuser und Hütten, wo alle anderen lebten. Kesslers Haus lag in dem zweiten, wohlhabenden Ring, und gelegentlich wagte er sich einmal in den ersten Ring vor – doch zu den Hütten würde er niemals fliehen, und nur ein Schwachkopf würde versuchen, die Mauer zu erklettern. Bis nach Fladstrand stolperten nur wenige Zombies hinauf, aber für diese Gegend hier ließ sich das nicht sagen. Die Ebenen außerhalb der Stadt wimmelten von den ausgehungerten Kreaturen, und auf den hohen Stadtmauern patrouillierten unablässig Männer mit Schusswaffen. In diese Richtung konnte Kessler sich nicht absetzen. Der Hafen bot die einzige Fluchtmöglichkeit, aber das bereitete Yasmeen kein Kopfzerbrechen. Es lagen zwar Dutzende von Schiffen und Luftschiffen in Port Fallow vor Anker, aber nicht eines davon war schneller als die Lady Corsair .
    Und nur der Anblick eines dieser Schiffe erfreute Yasmeen: der Vesuvius . Mad Machens Piratenschiff aus Schwarzholz war abseits der anderen vor Anker gegangen und schaukelte in der Nähe des Südkais im Hafen. Yasmeen befahl, die Lady Corsair daneben festzumachen. Sie beugte sich über die Reling und hoffte, Mad Machen an Deck zu erspähen. Er war ein Riese von einem Mann und kaum zu übersehen – nur war er nirgends. Stattdessen wurde sein Steuermann auf sie aufmerksam, was ihr auch recht war. Sie konnte Obadiah Barker fast ebenso gut leiden wie seinen Kapitän.
    Mit einigen wenigen Zeichen verabredeten sie sich zu einem Treffen, dann ließ Yasmeen sich in das Durcheinander von Port Fallows geschäftigem Kai hinunter. Männer beluden Lastwagen, die mit Motor im Leerlauf und rüttelndem Chassis warteten. Kleine Karren zockelten vorbei, deren Fahrer unaufhörlich hupten, damit ihnen die Leute aus dem Weg gingen, und Rikschas schlängelten sich durch die Fußgänger. Ein Bote auf einem Tragschrauber landete sanft bei einem Haufen Kisten und keuchte von der Anstrengung, in die Pedale, die den Propeller antrieben, zu treten. Reisende, die darauf warteten, an Bord gehen zu können, drängten sich um ihr Gepäck, während Seeleute und Gassenkinder sie für den Fall im Auge behielten, dass ihre

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