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Brook, Meljean - Die Eiserne See

Brook, Meljean - Die Eiserne See

Titel: Brook, Meljean - Die Eiserne See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flammendes Herz
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Augenschlitze wurden noch schmaler, aber ihr Blick wandte sich nach innen, und sie schien die Wahrheit seiner Worte zu überprüfen. Als sie sich wieder auf ihn konzentrierte, sah er Zorn und Verärgerung, aber nichts von der grimmigen Kälte, die nach der Beschreibung seiner Schwester in Yasmeens Gesicht getreten war, bevor sie Miracle Mattson erschossen hatte.
    Eines stand fest: Hätte Yasmeen ihm nicht geglaubt, dass er seine Finger bei sich behalten hatte, dann wäre er nun schon tot.
    »Hegen Sie diese Absicht denn, Mr Fox?« Im Rausch sprach sie mit starkem Akzent, artikulierte ihre Worte aber dennoch deutlich.
    »Ich hege stets die Absicht, am Leben zu bleiben, Captain.«
    »Sie haben eine dumme Art, diese Absicht zu verfolgen.«
    Er grinste. »So dumm auch wieder nicht, immerhin lebe ich noch. Wäre das auch der Fall, wenn ich Sie nicht unter Opium gesetzt hätte? Sie hätten mich zwischen diesen Kisten hervortreten gesehen, als Bedrohung eingestuft und erschossen.«
    »Hätten Sie mir keinen Hinterhalt bereitet, hätte ich Sie auch nicht als Bedrohung eingestuft.«
    Wohl wahr. »Aber das wäre nicht so spannend gewesen.«
    Diesmal bleckte sie beim Lächeln nicht die Zähne, aber er war nicht so naiv, sich auf der sicheren Seite zu wähnen. »Haben Sie vor, mir zu drohen, Mr Fox?«
    Bevor er sich umgedreht und festgestellt hatte, dass sie ihn ansah, hatte er darüber nachgedacht. Es wäre eine schlichte Drohung gewesen: Wenn sie ihm die Skizze nicht gäbe, würde er halb Port Fallow dazu einladen, sich anzusehen, wie sie auf seinem Bett lag, mit einem Sklavenreif um das Handgelenk. Er hätte diese Drohung natürlich nie wahr gemacht. Niemand außer ihm würde sie je so sehen. Aber mit einem Blick in ihre Augen war ihm aufgegangen, dass sie ihm nie verzeihen würde, diese Drohung auch nur ausgesprochen zu haben.
    Ihr Leben zu bedrohen war dagegen etwas völlig anderes.
    »Natürlich tue ich das.« Er zeigte zum einzigen Fenster des Zimmers, das einen Blick auf ihr vom Mond beschienenes Schiff bot, wie es über dem Wasser schwebte. »Sie werden mich auf die Lady Corsair einladen und mir den da Vinci aushändigen.«
    »Oder …?«
    Er sah zu dem Armreif. Unter dem gegliederten Kupfergehäuse verbargen sich feine Uhrwerke und Federn und obendrein ein Dutzend winziger Nadeln, die dem Träger eine tödliche Giftdosis injizieren konnten. Diese schreckliche Vorrichtung war im Großteil der Neuen Welt geächtet – und in Port Fallow geradezu lachhaft leicht zu erstehen. Der Armreif ließ sich nur abnehmen, wenn die Glieder in der richtigen Reihenfolge gedreht wurden; eine falsche Sequenz löste die Federn aus und injizierte das Gift.
    Ein Armreif, der ungefährlich war, solange man die Glieder nicht drehte, hinderte einen Sklaven noch nicht an der Flucht – es musste noch eine Garantie geben, dass das Eigentum auch wieder zurückkehren würde.
    Sie setzte sich auf und ließ die Finger über die haarfeinen Spalten in dem Kupfergehäuse gleiten. »Haben Sie die Schaltuhr eingestellt?«
    »Auf eine Stunde.«
    »Diese Geräte sind berüchtigt für ihre Unzuverlässigkeit.«
    »Berüchtigt bin ich auch.« Er stand auf, zog unter der schrägen Decke den Kopf ein. »Sie dürfen sich wegen des Reifs geschmeichelt fühlen. Diese Vorsichtsmaßnahme hätte ich bei jemand anders nie ergriffen, doch ich weiß nur zu gut, wie schnell Sie sind.«
    Nachdem er in Venedig wieder an Bord ihres Luftschiffs gekommen war, hatte er sich mit dem Rücken zur Strickleiter gestellt, seine Pistole gezogen – so nutzlos sie mit dem durchweichten Schießpulver auch gewesen war – und auf sie angelegt. Einen Moment später hatte Captain Corsair dort schlicht nicht mehr gestanden. Sie war nirgendwo auf dem Deck mehr gewesen. Er hatte kaum Zeit zum Luftholen gehabt, da war sie hinter ihm wieder aufgetaucht – von der Außenseite des Schiffsrumpfs her – und hatte ihn über Bord geworfen.
    Sie spitzte die Lippen. »Dann stellt der Reif Ihre Rache dar.«
    »Rache dafür, dass Sie mich von Ihrem Schiff geworfen haben?« Glaubte sie im Ernst, er warf ihr das vor? Verblüfft schüttelte er den Kopf. Bevor er sich je rächen würde, musste ihm erst einmal jemand unrecht tun. »Sie hatten allen Grund dazu. Nein, dieser Reif soll nur sicherstellen, dass Sie mich nicht noch einmal von Bord werfen, bevor Sie mir die Skizze geben.«
    »Ich könnte es dennoch tun – und diesmal sicherstellen, dass Sie auf festen Boden fallen anstatt ins

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