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Brook, Meljean - Die Eiserne See

Brook, Meljean - Die Eiserne See

Titel: Brook, Meljean - Die Eiserne See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flammendes Herz
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habe eine Lieferung verloren.«
    »Eine Lieferung, die so viel wert gewesen ist?«
    »Ja.« Er schleuderte den Stumpen seines Zigarillos in das Wasser, das gegen die Kaimauer klatschte. »Das hat meinem Lieferanten nicht gefallen.«
    »Wenn Sie meine Zehntausend verloren hätten, würde ich Sie auch dafür töten lassen.«
    Aber für eine Skizze, die mehr wert war, tötete sie ihn nicht? Doch laut stellte er die Frage nicht. Sonst brachte er Yasmeen noch auf Ideen. »Zenobia hat mir erzählt, was Sie mit Mattson gemacht haben. Danke dafür!«
    »Sie können mir mit fünfzig Prozent danken.« Als er lachte, zog sie eine Braue hoch. »Nein? Dann kommen Sie mir nicht mit Dankbarkeit. Ich habe es ja gar nicht für Ihre Schwester getan. Mattson hatte versucht, mich mit einer Schauspielerin hereinzulegen. Hat er geglaubt, ich wäre zu blöd, das zu durchschauen?«
    »Die Schauspielerin hat ebenfalls versucht, Sie hereinzulegen. Und doch lebt sie noch.«
    »Weil sie eine ebenso große Bedrohung für mich dargestellt hat wie Sie: nämlich keine. Außer natürlich, es gelingt Ihnen, mich dumm dastehen zu lassen. Was bei ihr nicht der Fall war.«
    Bei ihm schon. Archimedes kämpfte das mulmige Gefühl in seinem Bauch nieder. »Wie vielen Männern ist es je gelungen, Sie dumm dastehen zu lassen?«
    Sie bedachte ihn mit ihrem harten Lächeln und sah nach unten auf den Sklavenreif. »Die bessere Frage ist: Wie viele davon leben noch?«
    »Einer«, schätzte er.
    »Und wenn Sie gern möchten, dass das so bleibt, Mr Fox, dann sehen Sie zu, dass Sie es kein zweites Mal tun.« Sie zog sich ihren wollenen Pulswärmer über das Handgelenk, sodass der Reif nicht mehr zu sehen war. »Sollten Sie meiner Crew gegenüber je auch nur andeuten , dass Sie sich mit einer Drohung Zugang zu meiner Lady verschafft haben, reiße ich Ihnen das Rückgrat heraus.«
    Er konnte sehen, dass sie es ernst meinte. Gott! »Das ist unerträglich erregend.«
    Sie ließ ihren Blick prüfend über seinen Körper schweifen, mit einer kleinen Pause. Dann sah sie ihm wieder in die Augen. »Ihr Geldbeutel macht eine Beule, Mr Fox. Stecken Sie ihn richtig weg, bevor Sie an Bord kommen.«
    Dafür war kein Platz in seiner Hose, aber der Spaziergang bis zum Ende des Kais und der Wind erledigten das. Neben der festgemachten Stahltresse der Lady Corsair blieb Yasmeen stehen und hieb dreimal kräftig mit der flachen Klinge eines ihrer Messer dagegen. Oben an der Seite tauchte der Kopf einer Frau auf; die Decklaternen tauchten ihre hellblonden Haare in Gold. Ms Pegg, wie er von der Fahrt nach Venedig her wusste. Nachdem Yasmeen das Messer von seiner Kehle weggenommen und ihn an Bord gelassen hatte, hatte Pegg ihm seine Kabine gezeigt und dabei unverwandt den Kopf geschüttelt, als wäre er auf dem Weg zum Galgen gewesen und nicht zu einer bestens ausgestatteten Kabine.
    Schweigend hob Yasmeen eine Faust. Pegg nickte und verschwand. Ein lauter Schlag ertönte. Einen Moment später kippte die Ladebühne über die Seite des Holzrumpfes und senkte sich an klirrenden Ketten herab. Als die Metallplattform vielleicht einen Meter über den Bohlen des Kais war, sprang Yasmeen hinauf und zog kräftig an einer der Ketten. Mit einem Ruck blieb die Plattform stehen, und Archimedes stieg ein, bevor sie wieder nach oben fuhr. Yasmeen betrachtete ihn und setzte eine ebenso kühle wie belustigte Miene auf.
    Ah ja! Seine Anwesenheit hier sollte für die Crew wie ein Jux aussehen. Es war ihm recht. Wenn ihn niemand ernst nahm, dann betrachtete ihn auch niemand als Bedrohung – und wenn er wieder ging, würden sie weniger Fragen stellen.
    Die Plattform stieg auf, und das fortwährende laute Klirren der Ketten, die von der Winde wieder aufgewickelt wurden, verhinderte jedes weitere Gespräch, bis die Plattform mit einem Scheppern bei der Reling ankam.
    Yasmeen sprang an Deck. »Danke, Ms Pegg!«
    Pegg nahm die Hand nicht vom Windenhebel und starrte Archimedes aus großen Augen an. Nach einem scharfen Blick von Yasmeen schaffte die Schifferin es, eine Antwort zu stammeln. Yasmeen nickte knapp und ging zum Achterdeck. Archimedes folgte ihr und war sich der Ellenbogenstöße und der geflüsterten Worte, die durch die Crew gingen, sehr bewusst. Verblüffung und Ungläubigkeit. Mehrere bekreuzigten sich – Kastilier oder Lusitaner wohl, oder sie gingen einfach auf Nummer sicher.
    Und Belustigung war die genau die richtige Art, seine Rückkehr von den Toten zu inszenieren, ging ihm auf. Es war, als

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