Brook, Meljean - Die Eiserne See
Wasser.«
»Ach!« Ein Hochgefühl überkam ihn. »Ich wusste doch, dass Sie mich verschont haben. Soll ich Ihnen erzählen, was mir durch den Kopf ging, als Sie mich über dieser Horde Zombies baumeln ließen?«
»Tun Sie mir den Gefallen, und verschonen Sie mich damit, was für idiotische Gedanken es auch gewesen sein mögen.«
»Von wegen idiotisch.« Er wartete, bis sie von dem Sklavenreif aufschaute und ihn ansah. »Ich dachte, endlich hält mich die geheimnisvolle und wunderschöne Captain Corsair in den Armen. Und ich schwor mir, dass Sie das wieder tun würden.«
Sie zog die Augenbrauen hoch. »Und welcher Teil davon ist nicht idiotisch?«
»Sie werden schon sehen. Ich habe eine Kollektion auserlesener Westen und ein attraktives Gesicht.« Er trat zurück, damit beides seine volle Wirkung bei ihr entfalten konnte, und ihr Lächeln war schon hart an der Grenze zu einem Lachen. Bestens. »Sie haben sich bereits als dafür empfänglich erwiesen und mindestens zweimal davon abgesehen, mich zu töten: Einmal, als ich auf Ihr Schiff gekommen bin und Sie erfahren haben, wer mein Vater war, und dann wieder, als Sie mich in den Kanal geworfen haben. Das kann nur bedeuten, dass es uns vorherbestimmt ist, zusammen zu sein.«
»Das ist es, aber nur so lange, bis unser Handel abgeschlossen ist – und ich will noch immer fünfzig Prozent.«
Wenn Archimedes gekonnt hätte, hätte er sie ihr gegeben. »Sie bekommen nur die üblichen fünfundzwanzig.«
»Dann ziehe ich das Angebot Ihrer Schwester vor.«
»Das meine ist nicht verhandelbar.«
»Nicht?«
»Nein.«
Sie musterte ihn lange und zuckte schließlich mit den Achseln. »Ich denke, fünfundzwanzig Prozent sind noch immer eine stattliche Summe«, sagte sie. »Können Sie mir irgendeine Garantie dafür geben, dass ich sie nach der Auktion auch erhalten werde?«
»Genügt Ihnen mein Wort nicht?«
»Nein.« Trotz ihres Lächelns waren ihre Augen so hart wie polierte Achate. »Ich bringe Sie auf meiner Lady zum Elfenbeinmarkt.«
»Können Sie mir irgendeine Garantie dafür geben, dass ich den Markt lebend erreichen werde?«
»Genügt Ihnen mein Wort nicht?«
Er grinste. »Nein.«
»Dann kommen wir nicht zu einem –«
»Ich werde dafür sorgen, dass Sie Ihren Anteil erhalten«, sagte er. »Denn ich weiß, dass Sie mich andernfalls finden werden – und ich bin es leid, um Geldes wegen gejagt zu werden. Darum werde ich vielmehr Sie finden.«
»Sie müssen mich nicht erst finden. Ich werde auf dem Markt zu Ihnen stoßen.«
Natürlich würde sie das. Er rechnete fest damit, dass die Lady Corsair gleich beim Verlassen von Port Fallow im Windschatten seines gecharterten Luftschiffs auftauchte. Der Captain der Swan würde bei ihrer Ankunft in Afrika wohl ein paar neue graue Haare haben; andererseits würde es mit Yasmeen als Eskorte die sicherste Tour sein, die er je geflogen war.
»Dann gebe ich Ihnen einen Drink aus, sobald wir uns dort begegnen«, versprach er und warnte sie dann: »Außerdem werde ich dort anfangen, Ihnen den Hof zu machen.«
Ihr Lachen war leise und tief. Mit einer Bewegung, die irgendwo zwischen einem trägen Rekeln und einem akrobatischen Sprung lag, schwang sie die Beine von der Matratze und stand auf. Lieber Himmel! Hatte sie eine Vorstellung davon, welchen Eindruck es auf ihn machte, ihr zuzusehen? Anmutig, geschmeidig, stark – und tödlich. In jedem ihrer Schritte schien eine Bedrohung mitzuschwingen. Gelassen ging sie durch das kleine Zimmer zu der Kommode, auf der ihre Pistolen und Messer lagen, und trotz des Reifs um ihr Handgelenk rechnete er jeden Moment damit, dass ihr Fuß gegen seinen Schädel flog, ihre Finger ihm den Kehlkopf zerquetschten.
Sie zog nur ein silbernes Etui aus dem Waffenhaufen und steckte sich einen Zigarillo zwischen die Lippen. Er kam ihr mit dem Feuerzeug zuvor, und sie hatte nichts dagegen einzuwenden, dass er dicht an sie herantrat, um ihr Feuer zu geben. Sie sah ihm über seine Hände hinweg in die Augen. Als die Spitze des Zigarillos orange aufglühte, trat er zurück und steckte sich einen von seinen eigenen an.
Sie sah demonstrativ auf seinen Zigarillo. »Sie buhlen um den Zorn Ihrer Schwester. Sie sind ein tapferer Mann.«
So tapfer nun auch wieder nicht. »Ich rauche in der Gegenwart meiner Schwester nicht. Nur mit Ihnen zusammen.«
»Wie kommt’s?«
»Zigarillos sind teuer, und ein dicker Geldbeutel, der mir die Hosentasche ausbeult, übt zwar vielleicht einen gewissen Reiz auf Sie aus,
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