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Brook, Meljean - Die Eiserne See

Brook, Meljean - Die Eiserne See

Titel: Brook, Meljean - Die Eiserne See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flammendes Herz
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    Archimedes nickte. »Und darum werden wir uns einer Expedition anschließen, die uns am Ende nach Rabat führt, und mein Freund Hassan wird uns dabei helfen, an den Handelstoren vorbeizukommen.«
    Ah, gut! Das war der schwierigste Teil. Zwar trieben die Besatzungsgebiete der Horde mit der Neuen Welt Handel, doch es wurde nur wenigen Händlern und Beamten Zugang zu den Städten jenseits der Hafentore gewährt – und Rabat ließ sich nur von England her leicht anfahren, das durch seine Insellage von den Zombies abgeschirmt war und oft genug unter Wolken lag, sodass man unbemerkt mit einem Luftschiff darüber hinwegfahren konnte. Archimedes und sie konnten Rabats schwer bewachte Tore sicher auch irgendwie umgehen, aber weit einfacher war es, schlicht durch sie hindurchzuspazieren.
    »Hassan«, sagte sie. »Wer ist das?«
    »Temür Aghas oberster Berater. Allerdings hat er sich aus dem Rat zurückgezogen und unterstützt im Stillen Temürs Opposition. Er genießt mehr Freiheiten als die meisten Menschen in Rabat, und wegen seines Rückzugs aus der aktiven Politik konnte er hierherreisen, ohne dass es Fragen gab – er hat im Vorfeld mehrere kleine Reisen unternommen, damit seine Abwesenheit nicht auffiel.«
    Das bezweifelte Yasmeen. Jeder, der das Kommen und Gehen eines wichtigen Beraters nicht im Auge behielt, war ein Schwachkopf, und Temür Agha war kein Schwachkopf. Aber Politik war ihr egal; wenn Hassan ihnen Zugang zur Stadt verschaffen konnte, dann nahm sie dankend an. »Woher kennst du ihn?«
    »Als ich noch geschmuggelt habe, ist er Temürs rechte Hand gewesen. Ich habe oft mit ihm verhandelt, und wenn Temür unabkömmlich gewesen ist, habe ich die Waffen von ihm übernommen. Auch Nachrichten liefen über ihn. Er ist ein guter Mann.«
    Nun redete er Unsinn. »Waffen von Temür Agha? Ich dachte, er hätte sie von dir gekauft – dass du die Waffen von den Rebellen bekommen hast.«
    »Er ist ein Rebell.«
    »Nein.«
    »Doch«, beharrte er ruhig.
    »Er hat Konstantinopel niedergebrannt, um einen Aufstand niederzuschlagen. Erzähl mir nicht, dass ich mich irre; ich bin dabei gewesen. Ich habe die Schreie gehört, als die Brandbomben fielen und die Kriegsmaschinen über die Häuser hinwegrollten. Ich habe die Toten gerochen, die erst brannten und dann zum Verfaulen liegen gelassen wurden.« Diesen Geruch würde sie nie wieder vergessen. »Mach mir nicht weis, er wäre ein Rebell!«
    Archimedes nickte, mit finsterem Gesicht und gequältem Blick. »Du irrst dich nicht. Aber ich habe eben noch eine andere Geschichte gehört – allerdings wahrscheinlich nur Bruchstücke davon. Hassan kann sie dir erzählen.«
    Das mochte sein, aber es spielte keine Rolle. Rebell oder nicht, über Temür Agha musste man nur eines wissen: dass er ein skrupelloser Mensch war, dem man am besten nicht in die Quere kam.
    »Dann erzähl mir von dieser Expedition – und warum wir verheiratet sind.«
    Archimedes schloss die Augen. »Wir fahren mit der Ceres .«
    »Mit der Ceres ?« Ein Lachen stieg in ihr auf, und sie konnte es nicht zurückhalten. »Guillouet lässt mich nie an Bord.«
    Würde Geld schwerer wiegen als Guillouets selbstgerechter Hass gegen sie? Oh, das wäre interessant anzusehen! »Und warum sind wir verheiratet?«
    »Weil Kareem al-Amazigh, der die Expedition finanziert, der Meinung ist, dass Frauen nicht ohne den Schutz ihrer Brüder und Väter in der Gegend herumfliegen sollten. Also werden wir verheiratet sein und eine gemeinsame Kabine bewohnen.«
    Sie lachte erneut; die Absurdität des Ganzen war einfach zu schön. Angehörige, die man liebte, beschützen zu wollen, war ein nobles Anliegen; nur wussten die meisten Männer in Rabat nicht einmal, wer ihre Töchter und Schwestern waren. In den Besatzungsgebieten löschte die Praxis der Horde, Arbeiterkinder ihren Eltern wegzunehmen und in einer Krippe aufzuziehen, sämtliche familiären Bindungen aus.
    Als Yasmeen endlich wieder Luft bekam, trocknete sie sich die Augen. »Also hat er zum Glauben gefunden, ja? Er klingt sehr nach deinem Vater.«
    »Selbst mein Vater hat dich angeheuert.«
    »Schon, allerdings war ich keine Frau. Ich war eine Ausländerin.« Sie grinste, als er den Kopf zurücklegte und ächzte. Anscheinend fielen ihm die Vorträge seines Vaters wieder ein. »Aber keine Sorge – ich werde Kareem al-Amazigh nicht erschießen. Hoffe ich jedenfalls.«
    »Er wird gar nicht an Bord sein.« Wieder sahen sie einander an, und der unvermittelte Ernst in

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