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Brook, Meljean - Die Eiserne See

Brook, Meljean - Die Eiserne See

Titel: Brook, Meljean - Die Eiserne See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flammendes Herz
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Etwas anderes ließen ihre Knie nicht zu. »Das ist doch gut gelaufen mit Guillouet, hm?«
    »Sehr gut. Und jetzt werden wir ihm problemlos aus dem Weg gehen können.«
    »Ja.« Dass sie einander begegneten, ließ sich nicht vermeiden, zumal auf dem Hauptdeck, doch würde niemand von ihnen erwarten, dass sie auch nur ein Wort mit ihm wechselten. »Ich würde gern nach oben gehen, bevor wir auslaufen.«
    »Und schauen, wie eine Crew von Seeleuten mit ihr zurechtkommt?« Archimedes hatte richtig geraten. Er holte seine Pelzmütze und ihre Schutzbrillen hervor. »Ich begleite dich und zähle mit, welche Charakterfehler du bei Captain Guillouet noch entdeckst.«
    »Wir können ja schauen, ob sie an deine heranreichen.« Sie zog sich ihre Mütze zurecht, trat hinaus auf den Gang und stieß beinahe mit einem beleibten Mann zusammen, der ein langes Gesicht und einen ausladenden Bauch hatte. Das schüttere braune Haar hatte er sich aus dem bleichen Gesicht gekämmt, und er trug einen Bart in der aktuellen französischen Mode: Kinn und Kinnlinie glatt rasiert, Walrossschnäuzer und Koteletten ineinander übergehend.
    Das Erkennen kam schlagartig. »Ja, Donnerwetter, Mr Ollivier!«
    »Lady Corsair.« Sein Blick schoss von ihr zu Archimedes und dann den Gang hinunter, als würde er nach einem Fluchtweg Ausschau halten. »Ich wusste gar nicht, dass Sie an Bord sind.«
    »Aber ja. Zusammen mit meinem Mann, Archimedes Fox. Sie haben von ihm gehört?«
    »Ja.« Verblüfft sah er wieder zu Archimedes, und die Neugierde siegte über seine Panik. »Ja, selbstverständlich. Ich verfolge Ihre Abenteuer mit Interesse, Mr Fox.«
    »Selbstverständlich tun Sie das«, sagte Yasmeen. »Sagen Sie, werden Sie am Tisch des Captains speisen?«
    »Ja.«
    »Sehr schön.« Sie grinste. »Wie ich höre, unterhalten wir uns über die Expedition, sobald unser Freund Hassan ausgeschlafen hat. Ich freue mich schon darauf, Ihre Karten zu sehen. Bis dann, Mr Ollivier!«
    Eines musste sie Archimedes lassen – er wartete, bis sie oben auf dem Hauptdeck waren, bevor er fragte: »Was war das denn eben?«
    »Das kann ich dir sagen.« Die Triebwerke starteten, ein vertrautes Brummen unter ihren Füßen. Ach! Ihr Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Nichts auf Erden oder am Himmel klang schöner als ein gut gewarteter Schiffsantrieb. »Komm mit nach achtern!«, rief sie Archimedes über den Lärm hinweg zu. »Sie hat kein Netz vor dem Bug – wir wollen doch nicht von einem Vogel getötet werden!«
    Einige Schiffer hörten sie. Es war Yasmeen egal. Ein Captain kümmerte sich um die Sicherheit seiner Leute, oder er verdiente diesen Titel nicht. Sie führte Archimedes zum Heck, wo die Triebwerke Rauch- und Dampfwolken ausspien.
    Er drehte sich mit dem Rücken zur Reling. »Und außerdem ist es hier schön laut!«, rief er. »Da kann einen niemand belauschen!«
    »Ja!«, rief sie und lehnte sich gegen ihn. »Iss oder trink nichts, ohne mich vorher kosten zu lassen! Ganz gleich was. Selbst etwas aus deinem Koffer, falls du einen Flachmann mithast.«
    Mit plötzlichem Ernst suchte er ihren Blick. »Warum?«
    »Ollivier ist ein Meuchelmörder. Beziehungsweise er war einer, während des Krieges. Ein Sympathisant der Libéré. Er hat sich als studierter Mann ausgegeben – also tatsächlich ist er ein studierter Mann – und sich so Zutritt zu wichtigen Familien verschafft. Er arbeitet mit Gift.« Eine feige Vorgehensweise, was Yasmeen betraf, Ollivier hingegen betrachtete Gift als eine kultiviertere Mordmethode als Messer oder Schusswaffen. »Guillouet weiß wahrscheinlich nichts davon. Er nennt mich eine Verräterin, aber Ollivier ist ein Verräter.«
    »Dann meinst du, er könnte uns vergiften wollen?«
    »Ich weiß es nicht. Der Krieg ist lange her, aber vielleicht fürchtet er, dass ich irgendetwas ausplaudere – oder ihn bedrohe. Also seien wir lieber vorsichtig.«
    Archimedes nickte. Die Triebwerke unmittelbar unter ihren Füßen schnauften jetzt gewaltig. Die Propeller liefen an, und nun konnten sich die beiden selbst durch Rufen kaum verständigen. Yasmeen hielt ihre Schutzbrille hoch und deutete auf die Brille um seinen Hals. Es war besser, sie aufzusetzen, bevor es richtig windig wurde.
    Die Crew holte die Segel ein, mit denen sie aus dem Hafen gefahren waren. Nun glitten sie über das schneebedeckte Flachland südlich von Port Fallow hinweg, jenseits der hohen Mauer, an deren Fuß Leichenberge von Zombies lagen. Die Schaluppe würde keine solche

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