Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brook, Meljean - Die Eiserne See

Brook, Meljean - Die Eiserne See

Titel: Brook, Meljean - Die Eiserne See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flammendes Herz
Vom Netzwerk:
zusammengerolltes Bettzeug zum Teilen in seinem, Wechselwäsche für sie beide in ihrem für den Fall, dass ihre Sachen nass wurden. Viel war es nicht, aber die Rucksäcke mussten leicht sein, zumal die Gleiter an Bord der Ceres nicht viel taugten. Alle Luftschiffe hatten für Notfälle Gleiter an Bord, aber der Yasmeen zugedachte war anscheinend zu Kriegsbeginn vor zwanzig Jahren angeschafft worden.
    Sie würde die Führung übernehmen, sobald sie vom Luftschiff sprangen. Ohne Mondlicht und bei gelöschten Decklaternen konnte Archimedes kaum mehr als die umliegenden Berggipfel und die schwachen Lichter des Vorpostens der Horde erkennen – die Festung auf dem gegenüberliegenden Berghang würde er nicht sehen können. Das Schiff segelte still dahin, der Wind kniff ihn in die Wangen. Auf dem Hauptdeck wartete Bigor auf sie; er sah so frisch und straff aus, als bräuchte er überhaupt keinen Schlaf. Er hielt zwei gefaltete Fledermausgleiter hoch, und Archimedes sah, wie erleichtert Yasmeen war.
    »Vielen Dank, Mr Bigor!«
    Er nickte. »Sie werden wahrscheinlich auf Seitenwinde treffen. Keine starken, aber sie reichen, um diese alten Dinger dort umzuwerfen. Diese hier sind dafür gebaut, in rauem Wetter zu manövrieren, und die Flügelgröße lässt sich einstellen. Sind Sie beide damit vertraut?«
    »Ja«, sagte Archimedes. Unangenehm vertraut geradezu. Diese Gleiter waren so wendig, dass sogar Akrobaten sie benutzten – und die Marsouins waren für die Infiltration aus der Luft ausgebildet.
    Yasmeen trat zu ihm an die Schiffsseite. Als sie sein Gesicht sah, kniff sie die Augen zusammen. »Was ist los?«
    Er schüttelte den Kopf und legte seine Schutzbrille an. Es war nicht der richtige Moment, um ihr von seinem plötzlichen Verdacht zu erzählen, doch er nagte an ihm und dämpfte die Erregung, die er normalerweise verspürt hätte, als sie vom Luftschiff sprangen und vom Wind erfasst wurden.
    Er konnte die Festung zwar nicht sehen, aber Olliviers Notizen hatten Zeichnungen und Lagepläne umfasst. Entworfen mit der Schlichtheit eines Klosters und der Stärke einer Zitadelle, bildeten hohe Steinmauern drei Seiten eines Rechtecks; der Berghang diente als die vierte. In den Ecken und am Haupttor überblickten mit Zinnen versehene Türme das Tal. Innen gab es keinen Wohnturm, stattdessen stützte ein einstöckiger Kasernenbau den Fuß der Umfassungsmauer, verstärkte die Befestigungen und bot Platz für Lagerräume, Unterkünfte für Soldaten, Techniker und Arbeiter, eine Gießerei zur Herstellung des Stahls, der für da Vincis Maschinen benötigt worden war, sowie für eine Schmiede zum Ausformen der Teile. In dem gewaltigen Innenhof waren die Maschinen zusammengebaut worden und schließlich aus dem Haupttor gerollt.
    Yasmeen ging in die Querlage, als sie sich dem südwestlichen Turm näherte, brachte sich mit der Umfassungsmauer in Linie und fuhr die Gleiterflügel aus, damit die größere Oberfläche den Wind fing und sie verlangsamte. Sie flog über die Zinnen hinweg, landete auf der breiten Mauer, lief sie entlang und faltete, als sie zum Stehen kam, die Flügel zurück. Archimedes folgte dichtauf; Schnee, der von Wind und Sonne gehärtet war, knirschte unter seinen Stiefeln. Yasmeen war ein dunkler Umriss vor all dem Weiß; der Hof jenseits der Mauer lag in dichtem Schatten.
    »Da sind Fußabdrücke«, sagte sie leise.
    Zombies also, irgendwo. Die Festung war nicht darauf ausgelegt, Schutz vor ihnen zu bieten; sie war noch vor der Zombieseuche errichtet worden. Er folgte Yasmeen zum Südwestturm, wo ein gewölbtes Tor, dessen hölzerne Tür längst weggefault war, zu einer Wendeltreppe führte. Drinnen lag alles im Dunkeln, doch solange sie nicht hinter der Umfassungsmauer waren, wagte Archimedes es nicht, die Grubenlampe anzumachen.
    »Ich kann sehen«, sagte Yasmeen. Sie zog ihre Macheten und betrat die Wendeltreppe. Auf den ersten paar Stufen lag Schnee, doch nach der ersten Biegung kam nackter Stein. Mit einer Hand an der Wand aus rauen Blöcken tastete Archimedes sich durch die Finsternis nach unten und lief beinahe in Yasmeen hinein, die stehen geblieben war.
    Ihr Flüstern klang verärgert. »Jetzt ist es auch für mich zu dunkel.«
    Mit einem stillen Lachen drehte er das Gas auf und zündete die Lampe an. Der Parabolspiegel warf einen hellen Lichtkegel, enthüllte Granitblöcke und -stufen. Ein paar Windungen mehr, und die Treppe öffnete sich zum oberen Stockwerk der Anlage.
    Yasmeen zögerte kurz.

Weitere Kostenlose Bücher