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Brother Sister - Hoert uns einfach zu

Brother Sister - Hoert uns einfach zu

Titel: Brother Sister - Hoert uns einfach zu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Olin
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zittern. Und ein Bild zuckte mir vor Augen. Von Craig … Ein furchtbares Gefühl machte sich in mir breit, als ob Feuerwerkskörper in meiner Brust explodierten. Ich stieß Will von mir weg und trat nach ihm. »Nein! Geh weg! Nein! Nein!«, sagte ich. Ich rutschte über den Rasen, bis ich außer Reichweite war. Ich wollte nicht, dass er mich noch mal anfasste.
    Er hat es einfach so akzeptiert. Er saß nur da, weinte und schien völlig willenlos zu sein.
    Ich starrte ihn an. In dem Moment hasste ich ihn. Aber gleichzeitig hatte ich das Gefühl, dass ich … dass er … Ich war total verwirrt. Ich weiß nicht mehr, was ich dachte.
    Langsam setzte er sich auf und ging in den Schneidersitz. »Ash«, sagte er. »Ich muss dir was …«
    »Halt die Klappe! Halt die Klappe!«, sagte ich. Ich wollte es nicht hören. Als ob es nicht wirklich passiert war, wenn es nicht ausgesprochen würde.
    Er legte sich wieder hin und wir blieben noch eine ganze Weile da draußen. Ich weiß nicht, wie lange. Will starrte zum Mond rauf. Er war riesig. Noch nicht voll, aber fast.
    »Ein Surfermond«, sagte er. »Wenn der Mond so aussieht, sind die Wellen besonders hoch. Angenommen, er … er würde jetzt surfen?« Will wurde ganz ernst. »Surfen bei Nacht. Allein. Craig könnte doch …«
    Als ich Craigs Namen hörte, rastete ich wieder aus. »Du Arsch!«, schrie ich. »Sprich seinen Namen nicht aus! Das steht dir nicht zu!«
    Will nickte. Dann stand er auf und ging zum Schuppen. Plötzlich blieb er stehen und sagte ganz leise: »Ich brauch deine Hilfe.«
    Ich weiß nicht genau. Geantwortet hab ich jedenfalls nicht. Sie dürfen sich das nicht so vorstellen, als hätte ich gesagt: Klar, ich mach alles, was du willst. Ich glaub, ich starrte ihn einfach nur an. Und dann muss ich wohl irgendwann ins Haus gegangen sein. Jedenfalls fand ich mich später im Haus wieder und trug mein Stanford Sweatshirt. Es war mein Wohlfühl-Sweatshirt. Keine Ahnung, wann ich es angezogen hatte.
    Was ich dachte? Keine Ahnung.
    Ich hatte Will immer vertraut. Ich wusste, er würde mir niemals wehtun. Er würde auch niemandem wehtun, den ich liebe. Deshalb dachte ich, dass es ein Unfall gewesen sein musste. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass er es absichtlich getan hatte.
    Die letzten Momente in der Böschung hatte Craig auf mir drauf um sich geschlagen und mich mit Gewalt am Boden gehalten. Er hatte mir wehgetan. Glaub ich jedenfalls. Ich kann mich nicht genau erinnern. Ich hatte zu viel Angst. Und als Will dann auftauchte … Ich meine, was wäre passiert, wenn er nicht gekommen wäre? Was hätte Craig getan? Will wollte mich doch bloß beschützen.
    Ich ging wieder nach draußen. Will hatte einen von Keiths alten Taucheranzügen aus dem Schuppen geholt und auf dem Boden ausgebreitet. Es war ein altes, unmodernes Ding, noch aus den Neunzigern. Inzwischen hatte Keith sich mindestens zwei neue gekauft. Diesen hier würde er nicht vermissen. Wahrscheinlich wusste er nicht mal mehr, dass er ihn überhaupt besaß.
    Ich holte das Fahrrad von der Straße und schob es hinter Will her, als ich ihm auf dem Waldweg folgte, bis wir zu der Stelle kamen, wo der Weg in Richtung Klippen abbiegt.
    Da sah ich ihn. Er lag auf dem Boden. Ganz still. Sein … sein Kopf lag in einer riesigen Blutlache. Eigentlich sah er gar nicht mehr wie ein Mensch aus. Ich musste würgen. Und … es war alles zu viel. Ich glaub, ich hab einfach dichtgemacht, meine Gefühle ausgeschaltet. Sonst hätte ich das nicht ausgehalten.
    Keiner von uns hat was gesagt. Das konnten wir nicht. Beide nicht. Wenn einer was gesagt hätte, wäre uns das, was wir da taten, irgendwie realer vorgekommen, und ich hätte es nicht ertragen, wenn ich nicht das Gefühl gehabt hätte, dass alles bloß ein Albtraum war, ein Horrorfilm, in den wir uns aus irgendeinem Grund verirrt hatten. Etwas, das nichts mit der Wirklichkeit und schon gar nichts mit mir zu tun hatte.
    Ich hab auch nichts gedacht. Mein Kopf war völlig leer, nichts drang zu mir durch. Wie ein Zombie befolgte ich Wills Anweisungen. Ich hielt den Taucheranzug auf. Mehr konnte ich nicht tun, und selbst dabei kniff ich die Augen zu. Ich wollte es nicht sehen und redete mir ein, dass es nicht Craig war. Ich wusste nicht, was es war. Irgendwas, das Craig ähnlich sah.
    Will stopfte die Leiche in den Anzug und rückte alles zurecht, bis der Anzug saß und er den Reißverschluss zumachen konnte. Dann zog er das Ganze am Kragen zu den Klippen. Ich folgte ihm, so

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