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Brother Sister - Hoert uns einfach zu

Brother Sister - Hoert uns einfach zu

Titel: Brother Sister - Hoert uns einfach zu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Olin
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was ich wollte, und dass mich niemand davon abhalten würde. Wenn ich gewollt hätte, hätte ich sie sogar küssen können. »Mach dir nichts draus«, sagte ich und grinste. »Ich bin ja noch da.«
    Sie sah auf meine Hand, die an ihrem Ellenbogen lag. »Stimmt. Und ich bin auch da«, sagte sie.
    »Und wie.«
    Ich strich wieder mit dem Finger über ihren Arm, dieses Mal drängender. Sie nahm meine Hand, legte sie auf den Bartresen und rückte ein paar Zentimeter weg. Aber dabei grinste sie. Es war keine Zurückweisung.
    »Wir könnten uns ja mal treffen«, sagte sie.
    »Könnten wir.«
    »Wann?«
    »Du weißt, dass meine Mom weg ist, mindestens bis August«, sagte ich.
    Ihre Reaktion war umwerfend. Ich konnte direkt spüren, wie sie anfing zu brennen. So sieht also Verlangen aus, dachte ich. Ich hatte gar nicht gewusst, dass man es so deutlich erkennen kann. Aber ich rührte mich nicht. Ich hatte schon genug angerichtet. Stattdessen stürzte ich meine Limonade runter, berührte noch mal kurz ihren Arm und ließ sie schmachten.
    Erst als ich meine Golftasche zum Abschlag des zehnten Grüns zog, wurde mir klar, dass ich ihr einen Freibrief gegeben hatte. Naomi konnte jederzeit bei uns vorbeikommen.
    Shit, dachte ich. Das gibt Ärger.

Asheley
    Ich war völlig durcheinander. Ich versuchte, nicht mehr dran zu denken, aber immer wieder zogen die Bilder an mir vorbei, wie ich da mit Will in der Dunkelheit … alles geregelt hatte. Und zwar in Zeitlupe. Immer wenn ich die Augen schloss, sah ich Craig zusammengekrümmt am Boden liegen. Wie Will ihn wie einen Haufen Müll in den Taucheranzug gestopft hatte. Und dann immer dieser Impuls, dass ich was unternehmen müsste, um zu verhindern, dass Craig stirbt. Aber es war zu spät. Er war ja schon tot.
    Jeden Tag, jede Sekunde dachte ich, man würde uns auf die Spur kommen.
    Ich igelte mich ein. Ging nicht mehr zum Softballtraining. Beantwortete keine SMS mehr, nicht mal die von Naomi. Der Weg zur Arbeit machte mir Angst. Ich ging immer erst in letzter Sekunde los und rannte, so schnell ich konnte. Dann musste ich mich acht Stunden lang zusammenreißen und fühlte mich wie ein Zombie, bis ich endlich wieder heimgehen konnte.
    Ich ging oft spazieren. Kreuz und quer durch die Gegend, ich weiß gar nicht, wo. Hauptsache, ich hatte frische Luft und Bewegung. Das half ein bisschen. Wenn ich drei, vier Stunden rumgelaufen war, fühlte ich mich manchmal fast wieder wie ein Mensch.
    Auf einem dieser Spaziergänge liefen mir ein paar Mädels aus dem Softballteam über den Weg. Das heißt, sie liefen nicht, sondern saßen auf den schwarzen Felsen hinter der Landzunge des State Parks, die bei Ebbe aus dem Meer ragen, und sonnten sich. Ich konnte sie schon von Weitem sehen, als ich aus dem Wald kam. Ruth, Crystal, Becca und Naomi. Alle trugen Bikinis, beobachteten die Segelboote und Jetskis in der Bucht und hatten allen möglichen Kram um sich rum ausgebreitet – Sonnencreme, große Strandtücher, einen Cooler voller Cola Light, eine Riesentüte Reiswaffeln, Zeitschriften, einen Ball und einen Fanghandschuh.
    Ich blieb auf Distanz und war ziemlich nervös. Aber auch neidisch, weil sie so entspannt waren und die Ferien genießen konnten. Alles an ihnen war so perfekt. Sie kamen mir wie der personifizierte Sommer vor – fröhlich, warm, faul und völlig sorglos. Ein Zustand, den ich nie wieder erreichen würde. Falls ich ihn überhaupt je erreicht hatte.
    Trotzdem schlich ich mich vorsichtig näher. Irgendwie steckte immer noch den Wunsch in mir, von den anderen akzeptiert zu werden. Am Waldrand lehnte ich mich an einen Baum. Versteckt hab ich mich nicht, aber ich machte die anderen auch nicht direkt auf mich aufmerksam. Ich wollte abwarten, bis eine mich sah, und dann winken. Sie sollten den Eindruck bekommen, dass ich gerade erst gekommen war. Ich trug meinen hellblauen Badeanzug und ein Batiktuch um die Hüften. Wenn sie die dunkle Wolke nicht sahen, die über meinem Kopf schwebte, würden sie denken, dass ich auf dem Weg zum Sonnenbaden war, und nicht merken, dass ich sie schon eine Weile belauscht hatte.
    Sie sprachen über Jungs. Wie originell! Lauter Klatsch und Tratsch. Wer in wen verknallt war, wer garantiert nicht verknallt war und so. Dabei stellte sich raus, dass Ruth seit meiner Party mit Lewis aus dem Golfteam zusammen war. Das war mir neu. Aber seitdem hatten sie sich zweimal getroffen, und er hatte sie mehr oder weniger rumgekriegt, indem er sagte, dass er schon seit Monaten

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