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Brother Sister - Hoert uns einfach zu

Brother Sister - Hoert uns einfach zu

Titel: Brother Sister - Hoert uns einfach zu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Olin
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dagestanden.
    Sie beobachtete mich, als ich mir eine Limonade bestellte, und zwar so genau, als wollte sie in mich reingucken. Am liebsten wäre ich sofort wieder gegangen, aber es ist verboten, Gläser mit aufs Grün zu nehmen. Also setzte ich mich auf einen Barhocker und versuchte, schnell auszutrinken.
    »Warum warst du eigentlich plötzlich verschwunden? Du hattest gesagt, du würdest gleich wiederkommen, aber ich hab nichts mehr von dir gesehen. Schade eigentlich. Ich hätte mich gern weiter mit dir unterhalten.« Sie machte eine dramatische Pause und lehnte sich so weit zu mir rüber, dass sie meinen Arm mit dem Ellenbogen berührte. Dann sagte sie mit hochgezogenen Augenbrauen: »Ich hab dich mindestens ne Stunde lang gesucht, aber …«
    »Du hast mich gesucht? Wo denn?«
    »Im ganzen Haus. Bei der Gelegenheit hab ich auch dein Zimmer gesehen.«
    »Du warst in meinem Zimmer?«
    »Genau. Und ich muss schon sagen, dass ich überrascht war. Was treibst du da drinnen bloß? Alles ist so sauber und ordentlich, als wärst du nie da. Ich dachte immer, in Jungszimmern sähe es aus, als hätte ne Bombe eingeschlagen.«
    Ich musste mich dazu zwingen, nicht hinter jedem Wort von ihr eine Anklage zu wittern. Wenn sie wirklich was gesehen oder wenigstens einen Verdacht hätte, würde sie mich nicht so anflirten.
    »Aber ich bin natürlich nicht lange geblieben«, sagte sie. »Ich bin nur kurz reingegangen und dann gleich wieder raus.«
    »Und warum?«
    »Keine Ahnung. Unten war die Party in vollem Gange und ich wollte dich finden. Ich bin ziemlich schüchtern, da kannst du Sylvia fragen. Alle, die ich im Laufe des letzten Jahrs gedatet hab, waren ziemliche Hohlköpfe. Ich dachte, du bist zur Abwechslung mal jemand, mit dem man sich vernünftig unterhalten kann. Wie früher in Mrs Kelleys Klasse.«
    Herrgott, war mir das peinlich! Aber ich war auch erleichtert. Sie hätte so was bestimmt nicht gesagt, wenn sie ahnte, was mit Craig passiert war. Aber ich war auch erschrocken. Ich wollte nicht, dass sie sich in mich verknallte und in meinem Leben rumschnüffelte.
    Ich sah zu Sylvia rüber, aber die schien vollkommen in diesen Lifetime-Film vertieft zu sein. Als sie merkte, dass ich sie ansah, zuckte sie mit den Schultern, als wollte sie sagen: Warum greifst du nicht zu, wenn dir das Leben so ein Goldstück vor die Füße wirft?
    »Wir waren erst elf, als wir in Mrs Kelleys Klasse waren«, sagte ich.
    Ich glaube, das war Naomi dann peinlich. Sie fummelte an ihrem Glas rum und schaute konzentriert an mir vorbei. Dann wechselte sie ohne Vorwarnung das Thema und fragte: »Was ist jetzt eigentlich mit Craig und Asheley?«
    Mir wurde ganz schlecht. Das war doch eine Falle! Ich dachte: Sie weiß es! Sie weiß es! Erst hatte sie mich eingelullt und jetzt gab sie mir den Todesstoß.
    »Was … was soll mit ihnen sein?«, stammelte ich. »Ich weiß gar nicht, was du meinst.«
    »Claudia Jackson«, sagte sie. »Letzte Woche auf Beccas Party hat Craig doch wie ein Weltmeister an ihr rumgegrapscht. Erzähl mir nicht, dass du das nicht weißt. Alle wissen es. Immerhin haben die beiden mitten im Pool rumgemacht, in aller Öffentlichkeit. Glaubst du, Ash kann ihm das verzeihen?«
    Bam! Es war ein Schlag ins Gesicht. Mir wurde eiskalt, und ich hatte das Gefühl, ich würde jeden Moment zusammenklappen. »Ach, das«, sagte ich. »Keine Ahnung, ob sie ihm verzeiht. Was meinst du denn? Sollte sie?«
    »Ich an ihrer Stelle würd’s tun. Er ist doch total verliebt in sie. Was man so hört, tut es ihm furchtbar leid.«
    Dann passierte was ganz Merkwürdiges. Ich gewann meine Selbstsicherheit zurück. Besser gesagt: Es war das erste Mal überhaupt, dass ich mich sicher fühlte. Alles war gut. Ich war ein neuer Will, ein besserer Will, der alles unter Kontrolle hatte. Ich erkannte meine Chance und ergriff sie. »Ja, hab ich auch gehört«, sagte ich. »Er soll so fertig sein, dass er abgehauen ist.«
    »Echt?«
    »Hab ich jedenfalls gehört. Aber nicht von Asheley. Sie spricht nicht über Craig und verbietet mir, ihn überhaupt zu erwähnen. Ich weiß nicht mehr, wo ich das gehört hab. Aber er soll nach Palm Springs abgehauen sein, zu seinen Großeltern oder so.«
    »Das ist ja ‘n Ding!«
    »Find ich auch.« Ich berührte Naomi am Arm und strich mit dem Finger darüber. Natürlich hab ich damit eine Grenze überschritten, aber das war mir egal. In dem Moment gab es für mich keine Grenzen mehr. Ich hatte das Gefühl, dass ich alles tun konnte,

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