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Brotherband - Die Bruderschaft von Skandia: Band 1 (German Edition)

Brotherband - Die Bruderschaft von Skandia: Band 1 (German Edition)

Titel: Brotherband - Die Bruderschaft von Skandia: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Flanagan
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erwarten, dachte Hal. Dann las er die Verse laut vor.
    Willst diesen Wettkampf du gewinnen,
musst du dich erst einmal besinnen,
Südwest wo Lügner fischen gehen,
kannst eine Feuerstell’ du sehen,
hat aber keinen Feuerrost,
kamst du sechs Meilen Ost-Südost.
Sie im Rücken, zwei Strich nach Nord,
näherst du dich dem gewünschten Ort.
Siehst mit Bäumen ein V du dann,
bist du wirklich sehr nahe dran.
    Hal sah seine Kameraden fragend an. Edvin verzog das Gesicht und Stigs Miene zeigte einen Ausdruck völligen Unverständnisses.
    »Tja, ich muss schon sagen, das ist ja mal eine große Hilfe«, seufzte er.

Kapitel achtunddreißig

    H al las das Gedicht noch einmal auf versteckte Hinweise durch.
    »Wo gehen Lügner fischen?«, fragte er.
    Stig schob nachdenklich die Lippen vor. »Alle Fischer sind Lügner.«
    Hal verzog das Gesicht. »Ich glaube nicht, dass uns das sehr weit bringt.«
    Stig sah beleidigt aus. »Ich versuche nur zu helfen.«
    »Tja, nicht gerade erfolgreich«, sagte Hal.
    Edvin schüttelte verärgert den Kopf. »Wenn ihr mit der Stichelei aufhört, dann könnten wir vielleicht das Rätsel lösen.«
    Hal und Stig hatten beide den Anstand, zerknirscht dreinzusehen.
    »Also gut«, sagte Hal. »Wer ist ein Lügner?«
    »Ich nicht«, stieß Stig hervor, der dachte, Hal würde ihn kritisieren.
    »Loki ist ein Lügner«, sagte Edvin. Loki war der nordländische Gott der List und Täuschung.
    Stig nickte. »Loki ist der Lügner schlechthin.«
    Hal las erneut die Gedichtzeile, diesmal mit wachsender Spannung.
    »Wo Lügner fischen gehen …
    Die Antwort fiel ihnen allen gleichzeitig ein.
    »Lokis Ufer«, riefen sie im Chor. Das war ein beliebter Platz, um Kabeljau zu angeln, dort umspülte das Meer eine große Sandbank. Schon viele Seeleute hatten sich getäuscht, was die Entfernung zum Ufer betraf, und waren auf die Sandbank aufgelaufen – daher der Name.
    »Das liegt südwestlich von hier«, sagte Hal und rief sich die entsprechende Seekarte in Erinnerung, die sie im Navigationsunterricht durchgenommen hatten. Ein kurzer Blick zum Stander sagte ihm, dass der Wind gleichmäßig aus Nordwest kam.
    »Bereit zum Segelsetzen!«, rief er. »Hoch mit dem Backbordsegel!«
    Sie waren inzwischen alle schon geübt und der Baum glitt im Handumdrehen den Mast hoch. Der Seevogel erwachte zu Leben und nahm mit dem Wind im Segel rasch Fahrt auf.
    Die Gischt, die bei der schnellen Fahrt gelegentlich ins Schiff spritzte, nahm kaum einer wahr. Das Gefühl von Geschwindigkeit war berauschend. Wahrscheinlich fuhren sie gerade den idealen Kurs, denn der Rumpf vibrierte unter ihren Füßen und ließ ein tiefes Brummen hören.
    »Hörst du, wie der Vogel zwitschert?«, sagte Hal mit einem zufriedenen Grinsen zu Stig.
    Stig grinste zurück, sein halblanges Haar flatterte im Wind.
    Stefan hatte von der Mannschaft die schärfsten Augen. Er kletterte den Mast hoch, um Ausschau zu halten. Etwa vierzig Minuten später hörten sie seinen Ruf.
    »Wir nähern uns der Sandbank!«
    Von oben konnte er sehen, wo die Farbe des Meeres sich von einem tiefen Blau zu einem helleren Grün veränderte, ein untrügliches Zeichen für die Sandbank. Sie segelten an einigen Fischerbooten vorbei, die ihre Netze ausgeworfen hatten. Die Wellen wurden im flachen Wasser kürzer und heftiger. Der Seevogel schien wie ein nervöses Pferd zu scheuen.
    »Leinen fieren!«, befahl Hal. Stig ging nach vorne, um den anderen dabei behilflich zu sein. Als sie den Druck aus dem Segel nahmen, wurde das Schiff langsamer und ruckelte nicht mehr so. Hal nahm erneut das Gedicht zur Hand.
    »… kamst du sechs Meilen Ost-Süd-Ost …«, las er vor. Er musste also die zurückzulegende Entfernung messen. Er drehte sich zu Edvin. »Mach die Spule bereit.«
    Ihr neuer Kurs würde bedeuten, dass sie mehr als neunzig Grad nach Backbord drehen mussten. Hal gab den Befehl dazu. Stig und die Mannschaft führten das Manöver fehlerfrei durch und ersetzten das Backbordsegel mit dem Steuerbordsegel. Gort, der eine Zeit lang kein Wort gesagt hatte, nickte anerkennend.
    »Du hast deine Leute gut im Griff«, sagte er.
    Hal hatte kaum die Zeit, das Kompliment zu genießen.
    »Danke«, sagte er kurz, während er bereits seinen Sonnenkompass zurate zog, um den neuen Kurs zu überprüfen. Dann nickte er Edvin zu.
    »Loslassen!«
    Edvin stand im Heck. Auf Hals Befehl hin warf er ein hölzernes X über Bord. Eine dünne Schnur verlief durch das Mittelstück und war mit einer großen Spule

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