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Brotherband - Die Bruderschaft von Skandia: Band 1 (German Edition)

Brotherband - Die Bruderschaft von Skandia: Band 1 (German Edition)

Titel: Brotherband - Die Bruderschaft von Skandia: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Flanagan
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noch schlimmer, sagte er sich. Er packte Stig am Kragen, schwamm mit dem anderen Arm und stieß fest mit den Beinen.
    Die Kälte fraß sich durch ihn hindurch, während er um die Bucht schwamm. Wie gern hätte er einen Moment ausgeruht. Der leere Eimer würde sie sicher beide so lange hal ten. Er zögerte, die Verlockung war fast zu groß. Aber wenn er länger innehielt, würde er nie mehr wieder losschwimmen, das wusste er. Die Kälte war betäubend und raubte ihm sämtliche Kräfte. Er konnte seine Finger und Zehen schon nicht mehr spüren. Entschlossen schüttelte er den Kopf und stieß noch fester mit den Füßen, um Blut in seine Beine zu pumpen.
    Es wäre so einfach, anzuhalten und auszuruhen, dachte er wieder. So einfach, wenigstens für ein paar Sekunden die Augen zuzumachen …
    »Nein!«, schrie er. Zumindest dachte er, er hätte geschrien. Das Wort kam als gurgelndes Grunzen heraus, da er in dem Moment einen weiteren Mundvoll Meerwasser abbekam. Hal hustete, spuckte und schwamm.
    Stig, den er am Kragen hinter sich herzog, war wie ein totes Gewicht. Es kam Hal wie eine Ewigkeit vor, bis sie den schützenden Wellenbrecher umrundet hatten und er auf einen flachen Felsen in der Bucht zusteuern konnte. Mit letzter Kraft schaffte er es, Stig auf den Felsen hochzuschieben, unterstützt von einer sanften hereinkommenden Welle. Dann kletterte er ebenfalls hinauf, zog sich mühsam auf dem Bauch über den rauen, mit Seegetier verkrusteten Fels und ließ sich erschöpft fallen.

    »Sag niemandem, was ich getan habe«, bat Stig besorgt.
    Es war etwa eine Stunde später. Nachdem sie wieder etwas zu Kräften gekommen waren und Hals Kleidung und Stigs Seil von den Klippen geholt hatten, kehrten sie nach Hallasholm zurück. Hals Hemd ließen sie am Fuß der Klippen zurück, keiner von beiden hatte die Kraft, es zu holen.
    Hal sah Stig fragend an. »Das hatte ich nicht vor«, beruhigte er ihn. »Eigentlich ist es doch gar keine große Sache. Alle wildern ab und zu in den Hummerfallen. Ich habe das auch schon getan.«
    »Aber nicht alle haben einen Vater, der ein Dieb ist«, erwiderte Stig heftig. »Ich weiß, was sie alle sagen werden. Wie der Vater, so der Sohn. Jedes Mal, wenn ich irgendetwas falsch mache, können die Leute es kaum erwarten, mir zu sagen, dass mein Vater ein Dieb war.«
    »Das heißt noch lange nicht, dass du einer bist«, erwiderte Hal. »Genauso gut könnten die Leute in meinem Fall sagen, ich sei ein Held wie mein Vater. Aber das tun sie nicht.«
    Stig zögerte. »Sie werden ihre Meinung ändern, wenn ich ihnen erzähle, dass du mich gerettet hast«, erwiderte er und fügte dann schnell hinzu: »Wir brauchen ja nichts von den Hummerfallen zu sagen. Wir behaupten einfach, ich hätte gefischt und wäre reingefallen und du hättest mich …«
    Er hielt inne, weil Hal energisch den Kopf schüttelte.
    »Reden wir am besten gar nicht darüber«, sagte er. »Wenn du den Leuten erzählst, dass ich dich gerettet habe, dann wird Tursgud wütend und macht mir das Leben zur Hölle. Außerdem war es gar nichts Besonderes. Jeder hätte das gemacht.«
    »Ich nicht«, sagte Stig. Mit einem Grinsen fügte er hinzu: »Ich hätte es ja gar nicht gekonnt.«
    Schließlich beschlossen sie, gar nichts zu erzählen. Aber in den darauffolgenden Wochen begannen die beiden Jungen, mehr Zeit miteinander zu verbringen, und zwischen ihnen wuchs eine echte Freundschaft.
    Als Folge davon änderte sich Stigs wildes, jähzorniges Verhalten und seine Wutausbrüche wurden weniger. Die Tatsache, dass er einen Freund hatte, der ihn nicht wegen der Missetaten seines Vaters verurteilte, tat ihm gut. Trotzdem haftete ihm sein Ruf weiter an, obwohl er inzwischen beträchtlich ruhiger war.
    Keiner der beiden Jungen hatte vor, jemals über die Ereignisse auf den Klippen zu sprechen. Aber natürlich holten ihre Mütter nach und nach die Wahrheit aus ihnen heraus.
    Das tun Mütter immer.

Teil zwei
    Der Seevogel

Kapitel fünf

    D er Fluss, der in der Bärenklauenbucht endete, begann als kleines Rinnsal und zwang sich durch ein Gewirr von Felsen im Küstenhochland. Er vereinigte sich mit einem Dutzend ähnlicher Flüsse und Bäche und schlängelte sich aus den Bergen hinunter zum Meer.
    Auf dem letzten Stück durchquerte der Fluss eine kleine Wiese, ein paar Hundert Schritte jenseits der Stadtgrenze von Hallasholm. Auf dieser Wiese herrschte emsiges Treiben. Holzabschnitte und Tauwerk lagen überall verstreut. Man hatte Gerüstböcke aufgestellt

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