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Brotherband - Die Bruderschaft von Skandia: Band 1 (German Edition)

Brotherband - Die Bruderschaft von Skandia: Band 1 (German Edition)

Titel: Brotherband - Die Bruderschaft von Skandia: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Flanagan
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und eine Segeltuchplane als Schutz vor dem nassen Wetter angebracht. Der Geruch von Sägespänen und geschnittenem Holz lag in der Luft. Ein kleiner, wackeliger Anlegesteg befand sich am Ufer der schmalen Bucht.
    Der Seevogel lag dort vor Anker, die Taue ächzten leise, wenn sie im Auf und Ab des Wassers gedehnt oder wieder gelockert wurden.
    Das Schiff war etwa achtzehn Schritte lang – was ungefähr der Hälfte eines Wolfsschiffs entsprach. Es hatte auf jeder Seite Platz für jeweils vier Ruder, wohingegen neuere Wolfsschiffe über zehn Ruder pro Seite verfügten. Aber sogar hier auf dem Trockenen wirkte es windschnittig und schnell.
    Das kleine Schiff gehörte Hal, und zwar aufgrund einer glücklichen Fügung im vergangenen Sommer, die ihren Ursprung allerdings schon weitaus früher hatte.
    Als Hal dreizehn geworden war, hatte er sich bei Anders’ Bootswerft beworben. Anders war ein ziemlich herrischer Mann mittleren Alters, der grundsätzlich nichts für junge Leute übrig hatte. Er hielt sie für flatterhaft, gedankenlos und unzuverlässig. Allerdings hatte er den Eindruck, dass Hal anders als seine Altersgenossen war, und so war er trotz einiger Bedenken einverstanden, es mit dem Jungen zu versuchen. Bald erkannte er, dass Hal geschickt und sorgfältig zu Werke ging. Die Aufmerksamkeit, die Hal auf jede Einzelheit verwendete, war für jemand seines Alters ungewöhnlich, und Anders bereute seine Entscheidung nicht. So kam es, dass der Junge fast seine ganze freie Zeit auf der Werft verbrachte.
    Etwa zwei Jahre später nahm Anders einen Auftrag von Gunter Mondstaaker an, einem Seewolf, der sich zur Ruhe gesetzt hatte. Gunter, der jetzt zu alt und arthritisch war, um auf einem Wolfsschiff mitzufahren, vermisste die alten Zeiten und wünschte sich ein kleines Schiff zum Herumfahren. Es sollte einem Wolfsschiff ähneln, aber klein genug sein, dass er es mit ein paar Freunden handhaben konnte. Unter Hals Mithilfe, der von dem geplanten Unternehmen begeistert war, zeichnete Anders einen Plan. Über die Wintermonate arbeiteten sie in der Werft, schnitten die Teile für Bug und Heck zurecht, spalteten Hölzer für die Planken und formten den Rahmen für den Rumpf. Nach und nach stapelten sie immer mehr Bootsteile auf einer Seite des Schuppens.
    Dann starb Gunter Mondstaaker unerwartet.
    Das brachte Anders in Schwierigkeiten. Das Boot war genau nach Gunters Maßgaben konstruiert worden. Es war zu schmal für ein Fischerboot oder ein Handelsboot. Anders konnte es nicht so einfach verkaufen und in der Zwischenzeit versperrten die gelagerten Teile wertvollen Platz in seiner Werft.
    Hal löste das Problem für ihn.
    »Ich kaufe es«, bot er an. Es war schon lange sein Traum gewesen, ein eigenes Boot zu besitzen, und er hatte jede Krone gespart, die Anders ihm gezahlt hatte, auch wenn die Aussichten für ein eigenes Boot eher schlecht standen. Dies war nun endlich die Gelegenheit und Hal nutzte sie. Die beiden handelten einen annehmbaren Preis aus – Anders hatte ja bereits die Hälfte des Preises von Gunter als Anzahlung bekommen – und das Boot gehörte Hal. Anders stellte jedoch eine Bedingung.
    »Du musst es hier rausschaffen«, sagte er. »Es geht nicht, dass es mir so viel Platz wegnimmt.«
    Hal stimmte bereitwillig zu und bat Stig und Thorn, ihm dabei zu helfen, das Boot zum Steg in der Bärenklauenbucht zu bringen. Und da Hal für das fertige Boot auch eine Mannschaft brauchte, hatte er noch drei andere Jungen gefragt, ob sie helfen könnten.
    Ulf und Wulf waren eineiige Zwillinge. Niemand konnte sie unterscheiden, nicht einmal ihre Mutter, deshalb waren andere ihnen gegenüber vorsichtig. Oft nutzten die beiden die Tatsache aus, dass niemand sie auseinanderhalten konnte, und tauschten ihre Identität, um die Leute zu verwirren. Hal hatte immer gedacht, Zwillinge wären durch ein besonderes Band verknüpft, aber Ulf und Wulf schienen die Ausnahme von dieser Regel zu sein. Sie verhielten sich wie Hund und Katze – oder wie Thorn es ausgedrückt hatte: wie Katze und Katze.
    Ingvar half ebenfalls mit. Er war ein großer und kräftiger Junge, was ausgesprochen nützlich war, wenn man schwere Sachen transportieren musste, wie zum Beispiel die Säcke mit Flusssteinen, die im Schiff als Ballast gebraucht wurden.
    Ingvar hätte einen mächtigen Krieger abgegeben, wäre da nicht ein Makel gewesen. Er sah so schlecht, dass bereits das, was einen Schritt vor ihm lag, vor seinen Augen verschwamm. Die Vorstellung, neben

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