Brotherband - Die Bruderschaft von Skandia: Band 1 (German Edition)
geworden«, sagte er. »Ihr habt um einiges trockener geschlafen als die anderen.«
»Es hat trotzdem etwas geleckt«, antwortete Hal und deutete auf einige Stellen, wo der Regen sich durch das Segeltuch gedrückt hatte. »Aber das werden wir heute noch beheben.«
Gort schüttelte den Kopf. »Nein, werdet ihr nicht. Ihr habt heute Vormittag anderes zu tun. Jetzt bewegt euch, wenn ihr nicht das Frühstück verpassen wollt.«
Edvin, der auf einem Bein balancierte, um in seine Hose zu schlüpfen, sah den Hilfsausbilder verblüfft an.
»Aber gestern hast du gesagt, wir hätten den gestrigen und heutigen Tag, um unser Quartier zu bauen«, protestierte er.
Gort grinste ihn an. »Hab ich das? Tja, dann muss ich gelogen haben.« Das Lächeln schwand. »Jetzt BEWEGT EUCH !«
Erschrocken eilten Edvin und die anderen zum Fluss, um sich zu waschen und anzukleiden. Immer noch unter Gorts Kommando liefen sie in Zweierreihen zum Übungsgelände. Dort befand sich jetzt eine große Überdachung, die offensichtlich als Kantine diente. Es gab Bänke und aufgebockte lange Bretter als Tische, jeweils ein Tisch pro Bruderschaft. Die Seevögel waren die Ersten und sie bedienten sich mit frischem Brot, heißem Speck, Spiegeleiern, Tee und Kaffee.
Die warme Mahlzeit hob ihre Stimmung beträchtlich, und sie beobachteten fröhlich, wie die anderen Gruppen ankamen, durchnässt und steif vom Schlaf auf dem feuchten Boden. Die Neuankömmlinge wiederum blickten verärgert auf die Seevögel, die in spöttischem Salut die Kaffeebecher hoben.
Tursgud war einer der Letzten. Er sah schlecht gelaunt aus und rieb sich den schmerzenden Rücken.
»Hallo, Tursgud!«, begrüßte ihn Stefan. »Schau nur, wer vor dir da war? Hal Wer und Hal Wers Seevögel!«
Die anderen Seevögel lachten und selbst einer aus der Bruderschaft der Wölfe grinste bei Stefans Wortspiel.
Tursgud deutete drohend mit dem Zeigefinger auf Stefan.
»Mach nur so weiter, du Witzbold!«, sagte er. »Dann werde ich dir eines Tages zeigen, wo der Speck hängt« – was sich als unglückliche Wortwahl herausstellte, denn am Tisch angelangt musste Tursgud feststellen, dass der Speck alle war. Er sah sich wütend im Zelt um und befahl dann zwei Leuten aus seiner Gruppe, ihren Speck mit ihm zu teilen. Zögernd gehorchten sie.
Hal runzelte nachdenklich die Stirn. Dieses Herumkommandieren stärkte nicht unbedingt das Zusammengehörigkeitsgefühl bei den Haien. Tursgud hätte besser warten sollen, bestimmt hätte einer aus seiner Mannschaft ihm angeboten, den Speck mit ihm zu teilen. Bei den Seevögeln war Tursgud unbeliebt, weil er alle jahrelang schikaniert hatte, seine eigenen Anhänger schienen ihn allerdings zu mögen. Oder vielleicht doch nicht?, fragte sich Hal.
Stefan klopfte sich zufrieden auf den Bauch.
»Mmm, mein Speck hängt nicht mehr, sondern hat sich inzwischen ganz gut gesetzt, glaube ich«, sagte er zu niemand Bestimmtem. Die anderen lachten, nur Tursgud warf ihm einen bösen Blick zu.
Hal beugte sich vor, weil er Stefan ansah, dass er noch eine weitere Bemerkung auf Tursguds Kosten loslassen wollte.
»Lass es gut sein, Stefan«, sagte er leise.
Stefan blickte ihn überrascht an. Gerade Hal hatte am meisten Grund, Tursgud zu hassen. Im Grunde genommen teilte Stefan diese Seitenhiebe Richtung Tursgud nur seinetwegen aus. Er bewunderte den Halb-Araluaner. Er war beeindruckt von der Entschlossenheit, die Hal am Vortag gezeigt hatte – nicht zu vergessen, die Art und Weise, wie er mit Ulf und Wulf umgegangen war. Er fand, dass die Seevögel mit ihm eine gute Wahl getroffen hatten.
»Wir haben drei lange Monate vor uns«, erklärte Hal. »Daher ist es nicht ratsam, die Haie unnötig aufzustacheln.«
»Nein«, stimmte Stig zu und grinste dann. »Wir werden noch jede Menge Gelegenheit finden, sie zu ärgern.«
Sigurd, der sah, dass die Seevögel das Frühstück beendet und ihre Teller und ihr Besteck wie vorgeschrieben in einen großen Kupferkessel steckten, der mit heißem Wasser gefüllt war, winkte sie zu sich.
»Hal, ich nehme an, du bist der ernannte Skirl?«
Hal nickte.
»Gute Wahl«, sagte Sigurd zu Hals Überraschung, der ja nicht wusste, dass Erak und Sigurd ihn am Vortag beim Bau der Unterkunft beobachtet hatten.
Sigurd reichte ihm einen Stoß mit Pergamentblättern.
»Das sind die Aufgaben, die ihr während der nächsten zwei Monate lösen müsst«, erklärte er. »Ihr werdet allerdings erst am jeweiligen Morgen erfahren, welche Aufgabe ihr
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