Brotherband - Die Bruderschaft von Skandia: Band 1 (German Edition)
Schüsseln mit dampfendem Eintopf und die dicken Brotscheiben zu verzehren. Das Essen war gut, nahrhaft und reichlich. Ihre Ausbilder wussten, wie wichtig es war, neue Kräfte zu sammeln. Doch während der kurzen Mittagspause kühlten ihre strapazierten Muskeln ab und wurden steif, sodass sie den restlichen Tag bis in die Nacht hinein schmerzten.
An den Nachmittagen stand Seemannskunst und Navigation auf dem Stundenplan. Diesen Unterricht genoss Hal am meisten, besonders die Navigation.
Er freute sich auf die dritte Woche, wenn sie von der Theorie zur Praxis wechselten und an Bord der Schiffe gingen. Er hatte Sigurd bereits gefragt, ob sie den Seevogel beim Üben benutzen dürften. Der Ausbilder hatte die Frage an Erak weitergegeben, der einverstanden gewesen war, wenn auch zögernd. Er hatte immer noch Zweifel hinsichtlich der neuartigen Takelage, aber er sah ein, dass die Mannschaft mit weniger Männern beim Rudern auf einem größeren Schiff benachteiligt wäre.
Sigurd stellte mit Interesse fest, dass Hals Selbstvertrauen als Anführer der Bruderschaft wuchs und dass seine Mannschaftskameraden ihm größeren Respekt zollten. Dem Lehrmeister entging nur wenig, und er spürte, dass Hal nach dem Zwischenfall mit der rostigen Axt mit seinen Kameraden geredet und klar Schiff gemacht hatte.
Die Unterweisungen des Tages endeten am späten Nachmittag. Da durften die Jungen dann zu ihren Quartieren zurückkehren und sich ausruhen oder die Notizen durchsehen, die sie sich während der verschiedenen Unterrichtsstunden gemacht hatten, oder auch Techniken üben, die sie während des Tages gelernt hatten. Hal jedoch kehrte jeden Tag zu dem Schuppen zurück, wo der Seevogel vor Anker lag, und plagte sich trotz seiner Erschöpfung und seiner schmerzenden Arme mit dem Sandsack ab, den Thorn ihm gegeben hatte. Die anderen, besonders Stig, fragten sich, was er wohl tat. Aber sie waren alle zu müde, um es herausfinden zu wollen.
Nach einer halben Stunde anstrengender Plackerei kehrte Hal aufs Ausbildungsgelände zurück, rechtzeitig zum Abendessen. Danach gingen die drei Gruppen in ihre Unterkünfte und warteten auf das Signal zum Lichtlöschen. Die meisten von ihnen hörten es gar nicht mehr. Normalerweise schliefen sie bereits tief und fest, bevor das Horn ertönte.
Kapitel neunzehn
T horn saß mit dem Rücken gegen einen Baum gelehnt da und beobachtete die jungen Leute bei der Ausbildung an der Waffe.
Um genau zu sein, beobachtete er nicht alle von ihnen. Seine Aufmerksamkeit war auf Hal gerichtet, während dieser das schwere Schwert gegen den Übungspfosten schwang. Seine Bewegungen waren müde und unbeholfen. Thorn runzelte die Stirn. Hal war nicht so kräftig gebaut wie Stig oder Tursgud. Aber er war athletisch, hatte ein gutes Körpergefühl und verfügte normalerweise auch über eine ausgezeichnete Koordination von Hand und Auge. Er hätte es eigentlich besser machen müssen.
Thorn stieß einen unzufriedenen Seufzer aus.
»Zu langsam. Zu langsam«, murmelte er vor sich hin.
Er sah sich nach Gort um. Der Mann schien die Schwierigkeiten des Jungen nicht zu bemerken. Ungerührt marschierte er die Reihen auf und ab und gab mit seiner Pfeife die Geschwindigkeit vor. Solange alle im Takt blieben, war er zufrieden.
Thorn wusste natürlich, dass es erst der dritte Tag an der Waffe war und der Sinn der Übungen unter anderem darin bestand, die Muskulatur der Jungen zu kräftigen. Aber trotzdem …
»Wenn er sich gleich zu Anfang eine schlechte Schwertführung angewöhnt, wird sich das einschleifen«, murmelte er.
Thorn beobachtete wieder Hal und erneut fiel ihm dessen breitbeiniger Stand und die fast unbeholfene Schlagmethode auf.
Gort lehrt ihn, das Schwert wie eine Axt zu gebrauchen, dachte Thorn bei sich. Dann zuckte er mit den Schultern. Die meisten Nordländer waren Axtkämpfer und Gort hatte offensichtlich nie die raffinierteren Techniken des Schwertkampfs erlernt. Seine Methode war, immer wieder auf den Gegner einzuschlagen, bis er unter den Angriffen zusammenbrach.
»Du würdest keine fünf Minuten auf einem echten Schlachtfeld überleben«, sagte Thorn in Hals Richtung. Hal war genau die Art von Gegner, die andere Krieger sich aussuchten. Er sah verkrampft und schlecht vorbereitet aus. Er wäre ein leichtes Ziel für einen erfahrenen Krieger. Es war dieser Gedanke, der Thorns Entschluss besiegelte. Er stemmte sich hoch und ging zum Übungsgelände.
Ihm war klar, dass er nicht schnurstracks zu Hal gehen
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