Broughton House - Haus der Sehnsucht
überlegen, antwortete: „Ja, natürlich könnt ihr das.“
Sie drehte sich zu Marcus und sah, dass er den Kopf schüttelte. „Vanessa ist allergisch gegen Hunde“, erinnerte er sie gereizt.
Eleanor bekam ein schlechtes Gewissen. Weshalb hatte sie nicht daran gedacht?
Rasch erklärte sie Tom, dass sie sich leider keinen Hund ins Haus holen könnten, weil Vanessa davon krank werden würde. Doch statt es einzusehen, stampfte Tom wütend mit dem Fuß auf den Boden und fragte vorwurfsvoll: „Weshalb bekommt sie immer, was sie will, und wir nie? Das ist gemein!“
„Das stimmt nicht, Tom“, wandte Eleanor ein.
„Doch, es stimmt. Sonst müssten wir nicht jedes Mal aus unserem Zimmer raus, wenn sie kommt.“
„Du weißt, dass es früher Vanessas Zimmer gewesen ist. Deshalb müsst ihr in der Mansarde schlafen, wenn sie zu Besuch kommt. Aber damit wird bald Schluss sein. Wenn wir hierherziehen, bekommst du ein eigenes Zimmer.“
„Ich will kein eigenes Zimmer, ich will einen Hund!“
„Ich glaube, wir sollten jetzt gehen“, sagte Eleanor kläglich zu Marcus. Doch er hatte sich abgewandt und blickte aus dem Fenster.
Auf dem Weg zur Treppe blieb er stehen, während die Jungen weitergingen.
„Findest du es richtig, den beiden schon in diesem Stadium zu sagen, dass wir hierherziehen werden?“, fragte er. „Ich weiß, wie sehr dir das Haus gefällt, Nell. Aber fürchtest du nicht, dass wir uns etwas übernehmen könnten? Du hast gesehen, wie viel Arbeit in das Haus gesteckt werden muss. Ich persönlich …“
„Nein, überhaupt nicht“, unterbrach Eleanor ihn. „Das wäre sogar ein Vorteil. Wir könnten die Umbauten ganz auf unsere Bedürfnisse abstimmen. Das Haus soll meistbietend verkauft werden“, fügte sie eifrig hinzu. „Ich möchte, dass wir unser Gebot so bald wie möglich abgeben.“
Marcus runzelte die Stirn. „Wir haben bisher nur die Räumlichkeiten besichtigt, Nell. Bevor wir ein Angebot abgeben, müssen wir die Bausubstanz prüfen lassen. Ich finde, wir sollten …“
„Das Haus ist fantastisch, nicht wahr? Ich habe das Gefühl, es hat nur auf uns gewartet. Mir ist, als wäre eine gewaltige Last von meinen Schultern genommen. Du bist sehr still“, fügte sie hinzu. „Sicher liegt es an der langen Fahrt und dem Regen. Ein Jammer, dass wir kein besseres Wetter hatten …“
Eine halbe Stunde später waren sie auf dem Heimweg, und die drei Mitfahrer schliefen. Nachdenklich betrachtete Marcus Eleanors Gesicht.
Er hatte sie noch nie so aufgeregt erlebt. Das passte gar nicht zu ihr. Sie war immer so ruhig und besonnen. Ein merkwürdiger Glanz war in ihre Augen getreten, als sie auf dem kurzen Spaziergang durch den gleichmäßigen Regen zu dem Teich gekommen waren. Ihre Vorstellung von einem gemeinsamen glücklichen Leben auf dem Lande … Sah sie nicht ein, wie unwahrscheinlich es war – und wie unpraktisch?
Bisher hatte Marcus angenommen, dass Eleanor das Leben in London ebenso gefiel wie ihm. Jetzt stellte er besorgt fest, dass er sie doch nicht so gut kannte, wie er annahm. Er hatte Verständnis dafür, dass sie sich Gedanken über das Wohlergehen ihrer Söhne machte. Im Gegensatz zu Julia, die bei Vanessa von einem Extrem ins andere fiel, war sie eine gute, kluge und liebevolle Mutter.
Marcus seufzte leise. Er liebte seine Tochter ebenfalls und wurde sich immer stärker bewusst, welch eine verheerende Auswirkung der derzeitige Zustand auf die Persönlichkeit des Mädchens hatte. Vanessa genoss ihre Macht, andere zu verletzen, und sie war noch zu unreif, um ihr Temperament im Zaun zu halten oder ein Gleichgewicht zwischen ihren Wünschen und den Bedürfnissen ihrer Mitmenschen zu halten.
Natürlich hatte er Vanessas Feindseligkeit gegenüber Eleanor und ihren Söhnen bemerkt. Doch Eleanors sentimentale Annahme, dass sich alles wie durch ein Wunder ändern würde, sobald sie in das Broughton House zogen …
Marcus hütete sich vor solchen Gefühlen. Seine erste Frau hatte darin geschwelgt. Sie hatte diese Empfindungen verfälscht und missbraucht, bis er die Diskussionen leid war und sie ihren Willen durchsetzen konnte.
Eleanor war ihm im Vergleich dazu wie eine frische Brise vorgekommen. Sie verbarg nicht, was sie für ihn empfand, und hatte nie den Versuch unternommen, seine Gefühle auszunutzen. Wegen dieser Aufrichtigkeit hatte er sie zuerst geliebt. Aber eine Ehe erforderte mehr als Liebe und Begehren. Sie verlangte …
Dass er sein bequemes Londoner Haus aufgab und aufs
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