Broughton House - Haus der Sehnsucht
könnte man diesen Bereich in eine einzige große Wohnküche umbauen“, erklärte der Makler.
„Eventuell“, stimmte Marcus ihm zu und trat ans Fenster. „Ist das der Küchengarten?“, fragte er.
Eleanor ging zu ihm und betrachtete hingerissen das ummauerte Gelände.
Zwischen dem Unkraut sah hier und da Gemüse hervor, das sich selber ausgesät hatte, und an der Mauer begann das einst gepflegte Spalierobst langsam zu grünen.
„Bis kurz vor ihrem Tod hatte Mrs Broughton einen Gärtner beschäftigt. Er starb ein halbes Jahr vor ihr“, erzählte der Makler.
Eleanor versuchte sich vorzustellen, wie dort gesundes Gemüse in sauber gezogenen Reihen wuchs. Natürlich ohne chemischen Dünger.
Die Schlafzimmer im oberen Stockwerk waren gut geschnitten. Allerdings mussten die Bäder erneuert werden. Die Mansarden waren zwar staubig, boten aber einen hübschen Blick über das Grundstück.
Es war wirklich schade, dass das Gelände vom Regen fast verhüllt wurde und so trostlos aussah, dass nicht einmal die Jungen Lust verspürten, es zu erkunden. Da sie den Flügel mit den Garagen noch nicht gesehen hatten, würden sie den Rundgang auf ein anderes Mal verschieben müssen, gab Eleanor widerstrebend zu.
Die Garagen waren ursprünglich Pferdeställe gewesen. Sie bestanden aus einem langen Gebäude und hatten ein Obergeschoss mit einer steil abfallenden überhängenden Dachkante und schmalen Giebelfenstern.
„Hier könnten unsere Büros sein“, erklärte Eleanor und stellte fest, dass Marcus den Kopf senken musste, um nicht an den niedrigen Türsturz zu stoßen.
„Nun ja. Du arbeitest doch manchmal auch zu Hause. Wenn wir hier wohnten, könntest du vielleicht zwei oder drei Tage in der Woche in Broughton House arbeiten und brauchtest nicht so oft nach London zu fahren. Dann hättest du ein bisschen mehr Zeit für uns.“ Sie drehte sich zu ihm und nutzte den kurzen Augenblick, den sie allein waren. Der Makler und die Jungen waren schon wieder nach unten gegangen.
„Gestern Abend und heute Morgen …“ Sie schmiegte sich enger an ihn und legte den Kopf an seine Schulter. „Es ist so lange her, dass wir uns ausschließlich aufeinander konzentrieren konnten. Wenn wir hier wohnen würden … Ich möchte, dass wir eine richtige Familie werden, Marcus. Hier ist genügend Platz für alle. Die Kinder würden sich viel besser vertragen, wenn jedes sein eigenes Zimmer hat. Ich weiß, wie sehr Vanessa sich ärgert, dass Tom und Gavin in ihrem Zimmer schlafen. Und für die Jungen ist es äußerst lästig, jedes Mal nach oben ziehen zu müssen, wenn deine Tochter kommt. Ich dachte, wir lassen Vanessa ihr Zimmer selber auswählen. Sie ist in einem sehr schwierigen Alter und …“
„Erwarte nicht zu viel, was Vanessa betrifft“, warnte Marcus sie. „Sie lässt sich nicht bestechen.“
„Bestechen?“ Erschrocken wich Eleanor zurück und sah ihren Mann entrüstet an. „Du glaubst doch nicht, dass ich Vanessa bestechen will? Ich möchte ihr das Gefühl geben, dass sie immer einen Platz bei uns hat. Ich weiß noch genau, wie unglücklich ich in ihrem Alter war, weil ich kein festes Zuhause hatte, kein Zimmer, das mir wirklich gehörte. Jedes Mal, wenn ich in den Ferien zu meinen Eltern flog, waren sie schon wieder umgezogen.“
„Vanessa ist nicht wie du, Nell“, antwortete Marcus. „Mir ist klar, wie explosiv sie sein kann. Aber sie ist noch ein Kind, und ich habe manchmal den Eindruck, dass du …“
„Dass ich was, Marcus? Sprich bitte weiter“, forderte Eleanor ihren Mann auf. Ihr Hochgefühl verflog, und es überlief sie eiskalt.
Marcus verabscheute die Spannungen und Streitigkeiten, die jedes Mal ausbrachen, wenn alle drei Kinder zusammen waren. Er mischte sich niemals ein, und er zog auch die eigene Tochter nicht vor. Aber sie wusste, dass er derartige Störungen nicht mochte.
Sie hatte den Verdacht, dass Vanessa es ebenfalls wusste und den Streit mit Tom und Gavin absichtlich vom Zaun brach. Aber das behielt sie lieber für sich.
Auf keinen Fall wollte Eleanor eine Stiefmutter sein, die laufend etwas an ihrer Stieftochter auszusetzen hatte und ständig die Unterstützung des Vaters forderte.
Bevor sie sich eingehender mit diesem Thema befassen konnten, kamen ihre Söhne die Treppe wieder herauf und stürzten ins Zimmer. „Können wir einen kleinen Hund haben, wenn wir hier wohnen?“, wollte Tom wissen.
Sie war so erleichtert über das plötzliche Interesse ihrer Söhne, dass sie, ohne zu
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