Broughton House - Haus der Sehnsucht
Fingerspitzen auf seinen Schenkel. „Ich glaube, ich wüsste eine angemessene Bezahlung.“
Es war lange her, dass sie so unbeschwert miteinander geflirtet hatten. Vorige Nacht hatten sie sich endlich wieder mit jener Leidenschaft geliebt, die ihrem Sexualleben seit einigen Monaten fehlte. Eleanor nahm an, dass ihre freudige Erregung über das Haus die Verkrampfung gelöst hatte, an der sie seit Kurzem litt.
Marcus hatte den Unterschied sofort gemerkt. „Hm … So etwas sollten wir viel öfter tun“, hatte er ihr anerkennend ins Ohr geflüstert.
Es schien ihm ernst gewesen zu sein, denn er hatte sie morgens noch einmal geliebt. Nicht in ihrem bequemen warmen Bett, sondern unter der Dusche. Dort hatte er sie unerwartet überrascht.
Wie lange hatten sie sich nicht mehr so stürmisch und leidenschaftlich geliebt, mit solch einem Verlangen, dass Eleanor Marcus angefleht hatte, sie augenblicklich in Besitz zu nehmen? Anschließend hatte sie ihn immer noch begehrt und ihn so lange liebkost, bis er sie zum zweiten Mal nahm.
Seit den Anfängen ihrer Ehe war das nicht mehr passiert. Nicht einmal letztes Jahr in Griechenland.
Die Villa, die sie gemietet hatten, war entzückend gewesen, makellos sauber und mehr als groß genug für alle. Wegen eines heimtückischen Tricks der griechischen Architektur war sie jedoch so hellhörig, dass sie sich eher für öffentliche Veranstaltungen als für ein privates Heim eignete.
Der Urlaub war gleich am zweiten Morgen verdorben worden. Vanessa hatte beim Frühstück pausenlos mit dem Fuß an den Tisch geschlagen. Als Marcus sie freundlich aufforderte, sie solle damit aufhören, weil das Geräusch ebenso lästig wie überflüssig wäre, hatte das Mädchen Eleanor einen boshaften Blick zugeworfen und triumphierend erklärt: „Nun, jetzt wisst ihr vielleicht, wie es letzte Nacht für mich war, als ich euch beide hörte und …“
Marcus’ kurzes „Vanessa!“, hatte ihr Einhalt geboten, bevor sie ausführlicher werden konnte. Doch der Urlaub war für Eleanor verdorben gewesen. Seitdem war sie immer ein wenig verkrampft, wenn sie mit Marcus schlief. Sogar wenn Vanessa nicht im Haus war.
Aber nicht gestern Nacht und gewiss nicht heute Morgen. Das war ein gutes Omen und bewies, dass sie mit ihrer Zuversicht wegen Broughton House recht hatte. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen bei dem Gedanken an die kleinen verräterischen Kratzer, die sie auf ihrer Haut entdeckt hatte, und den leichten Schmerz, den sie immer noch tief in ihrem Körper empfand.
Es fing an zu regnen, und die Fahrt dauerte länger, als sie angenommen hatten. Der Immobilienhändler hatte gesagt, es gäbe zahlreiche Interessenten für Broughton House. Inständig hoffte Eleanor, dass sie nicht zu spät kamen. Sie wollte sich das Haus und das Grundstück in Ruhe ansehen und nichts übereilen.
„Wir müssen unbedingt um eins da sein“, erinnerte sie Marcus und versuchte zu überschlagen, wie viel Zeit sie noch brauchten.
„Ich tue, was ich kann“, antwortete er. „Es liegt am Verkehr.“
„Mit dem Zug dauert es bestimmt nicht so lange“, versicherte Eleanor ihm.
Natürlich würde Marcus nicht jeden Tag nach London fahren müssen. Ebenso wie sie konnte er auch zu Hause arbeiten.
„Ist es noch weit?“, wollte Tom von hinten wissen. „Wir sind bald da“, versprach Eleanor und entdeckte erleichtert den ersten Wegweiser.
Viertel nach eins bogen sie in die Einfahrt von Broughton House. Der mit Unkraut durchwachsene Kies, die ausgetriebenen Rhododendronbüsche, die zu hoch und staksig geworden waren, und der heftige Regen passten nicht zu dem Bild, das Eleanor sich ausgemalt hatte. Auch das Haus entsprach ohne den Sonnenschein und aus einem anderen Blickwinkel als auf dem Foto nicht ganz ihren Vorstellungen.
Marcus hielt an, und Tom sah aus dem Fenster. „Das ist ja bloß ein Haus“, rief er enttäuscht.
Ein weiterer Wagen stand bereits davor. Eleanor half ihren Söhnen in die Anoraks, schob sie hinaus und blickte zu Marcus hinüber.
Skeptisch betrachtete er das Gebäude. Doch sobald er merkte, dass sie ihn beobachtete, entspannte sich seine Miene.
„Wie groß ist das Grundstück?“, fragte er.
„Ungefähr viereinhalb Morgen“, antwortete Eleanor glücklich. „Auch ein ummauerter Küchengarten gehört dazu. Wir könnten unser eigenes Gemüse anbauen. Außerdem gibt es noch einen Ziergarten sowie ein kleines Parkgelände.“
„Das klingt ziemlich teuer“, meinte Marcus, während sie auf das Haus
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