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Brown, Dale - Feuerflug

Brown, Dale - Feuerflug

Titel: Brown, Dale - Feuerflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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Das Sicherheitspersonal behindert uns auf Schritt und Tritt. Durch die strengen Ein- und Ausgangskontrollen verliert man jeweils einen halben Tag. Kelsey findet es praktischer, gleich im Labor zu bleiben.«
    »Nun, zu dieser Schlussfolgerung gelangen wir eigentlich alle«, gab Jon verlegen grinsend zu. »Man könnte fast glauben, dass die Air Force uns mit ihren scharfen Sicherheitsmaßnahmen zu konzentrierter Arbeit zwingen will.«
    »Das ist nicht komisch, Dr. Masters.«
    »Niemand zwingt sie dazu, so zu arbeiten, Cheryl. Das tut sie völlig freiwillig.« Er betrachtete sie prüfend. »Sie machen sich ernsthaft Sorgen, stimmt’s?«
    »Natürlich tue ich das!«
    »Wollen Sie mir erzählen, dass Kelsey noch nie so gearbeitet hat? Dass sie zum ersten Mal so ...«
    »Dass sie wie besessen ist? Sich in etwas verrannt hat? In manischer Arbeitswut?«, explodierte Cheryl. »Genau das meine ich, Dr. Masters. Klar hat sie schon früher konzentriert gearbeitet – das tut sie bei allem, was sie anfängt. Aber noch niemals wie jetzt. Ich mache mir wirklich Sorgen um sie.«
    »Ich habe keine Kinder, Cheryl, also bin ich kein Fachmann«, sagte Jon, »aber wenn Sie mich fragen, würde ich sagen, dass Kelsey ...«
    »Was?«
    »Dass die Arbeit Kelsey Spaß macht«, sagte Jon. Als Cheryl ungläubig die Augen verdrehte, fuhr er fort: »Nein, das ist mein Ernst. Ihr macht es ebenso viel Spaß, Trägheitsdämmkammern und Lasergeneratoren zu bauen, wie es anderen Kindern Spaß macht, Puppenhäuser oder Lego-Burgen zusammenzubauen.«
    »Jon, da irren Sie sich. Das stimmt absolut nicht.« Aber während sie das sagte, konnte er sehen, dass sie es selbst nicht glaubte. »Ich wollte, all das wäre nie passiert. Ich wollte, Kelsey wäre ein ganz normales, gewöhnliches Kind.«
    »Cheryl, sie ist ein ganz normales, gewöhnliches Kind – nur eben unglaublich talentiert«, sagte Jon. »Ich denke, Sie sehen die Sicherheitsmaßnahmen, die Waffen und die schrecklichen Folgen, die ihr Einsatz haben könnte, und machen sich Gedanken und Sorgen darüber, wie sich das alles auf Kelsey auswirken wird.«
    »Natürlich macht mir das Sorgen!«
    »Aber haben Sie sich Ihre Tochter in letzter Zeit mal angesehen – ich meine, sind Sie einen Schritt zurückgetreten, um sie sich richtig anzusehen?«, fragte Jon. »Ich selbst habe keine Kinder, aber ich bin im Innersten ein Kind geblieben. Und ich habe schon viele superintelligente Kinder kennen gelernt. Manche sind verdammt von sich selbst eingenommen. Sie erzählen einem von den Angeboten, die sie von Universitäten und Weltfirmen bekommen; sie reden dauernd von ihren Portfolios und ihren Patenten und dem vielen Geld, das sie damit verdienen.«
    Er machte eine Pause und starrte ins Leere, als liefe vor seinem inneren Auge irgendeine Szene ab. »Mit solchen Kindern kenne ich mich aus – weil ich selbst mal eines war. Ich bin wahrscheinlich noch immer eines.« Er schmunzelte. »Mann, es hat Spaß gemacht, irgendeinen Viersternegeneral zurechtzustutzen! Er ist sich allwissend vorgekommen, und ich konnte es kaum erwarten, ihn wegzuputzen. Für jede Taktik, jedes Verfahren, jede Vorstellung, die er hatte, wusste ich eine Alternative, auf die er nie gekommen wäre. Und mächtige Industriebosse habe ich ebenso geärgert. Sie haben nicht mal meinen Gruß erwidert – bis ich ihnen eine Erfindung gezeigt habe, die sie einfach haben mussten. Sie waren dreimal älter als ich, und ich hatte dickere Bankkonten und Portfolios als sie. Ich ... ich war der Größte.«
    Jon lächelte versonnen. »Das alles hat Kelsey auch schon hinter sich«, fuhr er fort. »Sie hat Firmen aufgebaut, Vorlesungen an der Cornell University gehalten und ihre Arbeiten bei der National Science Foundation und in den Lawrence Livermore Laboratories vorgestellt. Sie besitzt fast so viele Patente wie ich – dabei bin ich viermal älter als sie. Aber wissen Sie, woraus der Unterschied zwischen Kelsey und den anderen Generation-X-Idioten besteht? Die anderen Trottel erzählen einem bereitwillig von sich selbst, drängen einem diese Informationen geradezu auf. Über Kelsey musste ich mich erst selbst informieren. Sie gibt nie mit ihren Leistungen an.« Er nickte Cheryl zu. »Vielleicht hat das ebenso viel mit Ihnen wie mit ihr zu tun?« Daraufhin lächelte Cheryl Duffield zum ersten Mal seit langer Zeit wieder.
    Jon erwiderte ihr Lächeln. »Wohin ist sie überhaupt verschwunden?«
    »Toilette.«
    »Aber das ist schon ein paar Minuten her«, stellte

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