Brown, Dale - Feuerflug
Konsortium zur Ausbeutung der Ölquellen von Salimah aufgenommen«, berichtete Luger.
»Libyen? Als Partner Ägyptens?«
»Hey, die sind plötzlich ein Herz und eine Seele«, sagte Briggs. »Ägypten stellt wie verrückt Visa für libysche und sudanesische Bohrarbeiter aus, die in Salimah arbeiten wollen –
allein in der vergangenen Woche sind dort über zehntausend Personen eingetroffen. Es wird bereits davon geredet, dass auch der Sudan, Syrien und Jordanien in das Konsortium aufgenommen werden sollen.«
»Ägypten will offenbar Arbeitsplätze gegen Frieden tauschen«, stellte Patrick fest. »Cleverer Schachzug.«
»Bisher scheint er sich auszuzahlen«, sagte Luger. »Die neuen Partner haben nicht nur das Kriegsbeil begraben, sondern arbeiten zusammen, wie man’s nie für möglich gehalten hätte.«
»Ägypten entwickelt sich also zum neuen Zentrum der arabischen Welt?«, fragte Patrick nachdenklich.
»Das ist nur logisch«, bestätigte Luger. »Ägypten ist die stärkste arabische Nation; es liegt zentral und verdankt dem Suezkanal und den Ölfeldern von Salimah seine große strategische Bedeutung. Ägypten hat enge Verbindungen zur muslimischen Welt, aber gleichzeitig auch zu Afrika, Europa und dem übrigen Westen.«
»Und last, not hast hat Ägypten Susan Bailey Salaam, die dort schon als Wiedergeburt Kleopatras gefeiert wird«, fügte Briggs hinzu. »Sie ist mit überwältigender Mehrheit gewählt worden, was in der Wahlnacht in acht verschiedenen nordafrikanischen und nahöstlichen Hauptstädten frenetisch bejubelt wurde. Eine ziemlich erstaunliche Entwicklung. Noch vor wenigen Wochen wäre sie beinahe einem Attentat zum Opfer gefallen, war auf der Flucht und musste um ihr Leben fürchten – und jetzt ist sie nicht nur ägyptische Präsidentin, sondern gilt schon als kommende Führerin der gesamten arabischen Welt!« »Aber Central African Petroleum Partners ist über diese Entwicklung nicht glücklich, stimmt’s?«
»Genau«, sagte Luger. »Da Ägypten der Seniorpartner des Konsortiums ist, kann niemand Salaam daran hindern, mehr Libyer und Sudanesen nach Salimah zu holen, die dort die Europäer und Asiaten verdrängen.«
»Und da der Ölpreis ungeahnte Höhen erreicht hat, werden alle diese Leute stinkreich«, warf Briggs ein.
»Weil wir gerade von Geld reden ...« David Luger zog drei dicke Umschläge aus der Innentasche seines Sakkos und hielt sie Patrick hin. »Unser bisher verdientes Honorar – von Central African Petroleum Partners bar ausbezahlt. Paul hat dich als seinen Testamentsvollstrecker benannt.«
Patrick sah in einen der Umschläge, dann schloss er die Augen und ließ ihn auf den Couchtisch zwischen ihnen fallen.
»Ein Haufen Geld«, sagte er leise. »Aber hat’s sich gelohnt, Jungs?«
»Es lohnt sich nie, wenn man Verluste hat, Mann«, antwortete Briggs. »Aber wir sind Freiwillige. Wir machen alle nur das, was wir am liebsten tun.« Er starrte Patrick prüfend an. »Das stimmt doch, Muck?«
Patrick gab keine Antwort, konnte keine geben.
Forschungslabor von Sky Masters Inc, Tonopa Test Range, Nevada Am folgenden Morgen
Jon Masters traf Kelsey Duffield in der Forschungsbibliothek vor einem Computerterminal schlafend an – mit einer Decke um die Schultern. Ihre Mutter Cheryl, die in einem Sessel in der Ecke des Raums schlief, wachte sofort auf, als Jon hereinkam, und war sichtlich übel gelaunt.
»Ich wollte bloß nach euch sehen«, flüsterte Jon. »Euer Telefon ist abgestellt.«
»Kelsey hat die ganze Nacht durchgearbeitet – sie wollte unbedingt weitermachen«, sagte Cheryl. »Sie hat mit Wissenschaftlern und Forschungseinrichtungen in aller Welt telefoniert. Ich musste das Telefon schließlich abstellen, sonst hätten wir keine Sekunde Ruhe gehabt.« Sie weckte Kelsey und schickte sie auf die Toilette. Die Kleine rieb sich gähnend die Augen und schlurfte hinaus, wie es Kinder tun, die gerade erst aufgewacht sind.
»Armes Ding. Sie arbeitet vorbildlich diszipliniert, das steht fest.«
›»Diszipliniert‹? Sie wird überstrapaziert – das grenzt an Kindesmisshandlung, finde ich«, fauchte Cheryl. »Sie hier einzusperren, damit sie tagelang vor dem Computer hockt oder im Labor arbeitet ... eine Katastrophe! Sie können nicht erwarten, dass sie so weiterarbeitet.«
»Cheryl, ich erwarte nichts dergleichen von ihr«, stellte Jon richtig. »Kelsey hat sich selbst in der Bibliothek vergraben und ist nicht mehr herausgekommen.«
»Herausgekommen? Wie kann sie das?
Weitere Kostenlose Bücher