Brown, Dale - Feuerflug
Jon fest. »Oh-oh. Wie ich Kelsey kenne, kommt sie nicht gleich wieder hierher zurück. Ich denke, ich weiß, wo sie ist.« Er hatte richtig vermutet: Als sie ins AL-52 - Laserlabor kamen, fanden sie dort Kelsey vor, die mit aufgesetzter Schutzbrille an einem Computer neben dem großen Gerüst mit den Komponenten des Plasmalasers saß und Befehle eingab. Kelsey hatte nur Socken an den Füßen, und ihr Top-Secret-Ausweis war am Halsausschnitt ihres T-Shirts befestigt, das hinten aus ihren Jeans hing.
Jon war jedes Mal von neuem erstaunt, wenn er dieses Labor betrat. Kelsey und er hatten es in verblüffend kurzer Zeit geschafft, einen völlig neuartigen Laser in Originalgröße zu bauen und funktionsfähig zu machen. Das Gerüst, in dem der Laser montiert war, hatte dieselben Abmessungen wie der Rumpf einer EB-52 Megafortress; die optischen Resonatoren befanden sich ebenso wie die Kondensatoren und weitere Zusatzgeräte in Nebenräumen und waren für Erprobungszwecke vernetzt.
Beherrscht wurde der Raum von einer Aluminiumkugel mit über zwei Metern Durchmesser, auf deren Außenseite Elektroden und Kabelanschlüsse saßen. Dies war das Kernstück der Anlage: die Trägheitsdämmkammer. Die Innenseite der Kugel war mit vierhundert Diodenlasern bestückt, die starken Laserpointern glichen und auf den Mittelpunkt der Kugel gerichtet waren. Zwischen ihnen saßen Magnetrone – Elektronenröhren –, die ebenfalls auf den Mittelpunkt ausgerichtet waren. Mitten durch die Kugel führte eine Röhre, und eine Öffnung in der Vorderseite der Kugel verband die Dämmkammer mit einem großen Zylinder, in den tausende von Rechtecken – die Lasergeneratoren – eingeätzt waren, und danach mit dem FaradayOszillator, der die Lichtenergie der Generatoren sammeln und einen Laserstrahl erzeugen würde.
Aus der Röhre traten Deuterium- und Tritium-Pellets aus, und der Laserstrahl bombardierte diese winzigen Kügelchen. Die Deuterium- und Tritium-Teilchen in der gasförmigen Wolke, die in der Kugelmitte entstand, gaben Energiepartikel ab, wurden dann aber von den Laserstrahlen eingedämmt und komprimiert, bis so hohe Temperaturen entstanden, dass die Elemente sich nicht mehr abstießen, sondern miteinander verschmolzen. Bei dieser Fusion wurden große Hitze- und Energiemengen freigesetzt. Die von den Magnetronen noch stärker komprimierten verschmolzenen Partikel zerfielen plötzlich wieder, wobei eine Wolke aus freien Elektronen und positiv geladenen Teilchen – Ionen – entstand: ein Plasmafeld. Anschließend fokussierten die Magnetrone das Feld und schickten es in den Lasergenerator, in dem die Plasmaenergie von Neodym energiereiche Partikel abspaltete und so Laserlicht erzeugte.
Trotz seiner Größe und scheinbaren Kompliziertheit war dieser Laser ein Musterbeispiel für Einfachheit und Funktionalität. Er wog nur etwas mehr als dreizehn Tonnen, weniger als die Hälfte des chemischen Lasers, den er ersetzte. Die Trägheitsdämmkammer basierte auf dem Plasmafeld-Gefechtskopf, den Jon Masters vor Jahren erfunden hatte, aber statt die in ihrem Inneren entstehende Plasmaenergie einfach freizusetzen, war die Kammer dafür konstruiert, sie in den Lasergenerator weiterzuleiten. Dabei verbrauchte sie sehr wenig Energie – nur eben genug, um die Diodenlaser und Magnetrone auf der Innenseite der Kugel zu betreiben.
Leider war das auch das Hauptproblem, mit dem Kelsey sich gegenwärtig herumschlug. »Na, wie sieht’s aus, Kelsey?«, fragte Jon, der Cheryls besorgten Gesichtsausdruck ignorierte – er wollte sich rasch über den neuesten Stand informieren lassen, bevor Cheryl beschloss, ihre Tochter für heute mitzunehmen.
»Schlimm«, sagte Kelsey. »Ich kann die Wärmeentwicklung noch immer nicht kontrollieren und die Hitze nicht von den Magnetronen fernhalten.«
»Das ist ein Problem, mit dem ich nie zu kämpfen hatte«, gab Jon zu. »Beim Plasmafeld-Gefechtskopf wollte ich, dass sich möglichst viel Hitze entwickelt – je größer das Plasmafeld, desto wirkungsvoller die Waffe. Aber hier wollen wir sie kontrollieren.«
Die Erzeugung eines Plasmafelds erforderte unglaublich hohe Temperaturen: über 50 Millionen Grad Celsius, zehnmal heißer als die Sonne. Obwohl diese Temperatur nur für Millisekunden herrschte, zerstörte sie alle gewöhnlichen bekannten Werkstoffe. Die Kugel oder die Magnetrone zu kühlen, war keine praktikable Lösung – die Prozesswärme ließ sich nur abführen, indem man so hohe Temperaturen erzeugte, dass
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