Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brown, Dale - Feuerflug

Brown, Dale - Feuerflug

Titel: Brown, Dale - Feuerflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
Vom Netzwerk:
aber ihre Einsatzplanung enthielt keine Zeitreserve, sodass sie nicht auf ihn warten konnten. Sie würden den Einsatz mit einem Drittel weniger Feuerkraft fliegen müssen.
    »Kette Dufda, hier Rotte Sahra mit nur noch zwei Maschinen.«
    »Verstanden, Sahra«, bestätigte der Kettenführer der drei libyschen Jäger Mikojan MiG-23. Sie waren auf dem Luftwaffenstützpunkt Surt unmittelbar vor den Bombern gestartet und befanden sich bereits in ihrer Patrouillenflughöhe von zwanzigtausend Fuß. Die beiden Formationen brauchten nur wenige Minuten, um zueinander aufzuschließen; dann flogen sie in lockerer Formation nach Osten, während die Besatzungen ihre Checklisten abhakten und sich auf den Angriff vorbereiteten. »Noch kein Kontakt, aber wir rechnen jeden Augenblick damit, dass wir Besuch bekommen.«
    Nur zehn Minuten später leitete Major Talhi einen flachen Sinkflug ein, ohne die Triebwerksleistung zurückzunehmen, bevor der Fahrtmesser sechshundert Knoten anzeigte. Ihr Sirena-Radarwarner piepste mehrmals, als das Radar der ägyptischen Luftverteidigungsstellung in Siwah sie streifte, aber wenige Augenblicke später waren sie so tief, dass das Radar sie nicht mehr erfassen konnte, und rasten fast mit Schallgeschwindigkeit über den Norden der Libyschen Wüste.
    Aber sie flogen nicht tief genug, um für das Frühwarnsystem der Ägypter unsichtbar zu sein: eine Grumman E-2C Hawkeye, ein ehemaliges Radarflugzeug der U.S. Navy, das unmittelbar nördlich des Luftwaffenstützpunkts Al-Jilf im Südwesten Ägyptens über der Wüste kreiste. Das leistungsfähige Radar AN/APS-145 des Frühwarnflugzeugs entdeckte die anfliegenden libyschen Maschinen aus dreihundert Kilometern Entfernung, und die Radaroperatoren schickten ihnen sofort Abfangjäger entgegen – Jäger aus chinesischer, französischer und sogar russischer Produktion von drei Luftwaffenstützpunkten in Mittel- und Oberägypten.
    »Achtung, Sahra, ägyptische Jäger im Anflug, Entfernung siebzig Kilometer, abnehmend«, meldete der Führer ihrer Begleitjäger.
    »Verstanden«,bestätigte Talhi. »Sahra Zwo, auf 0,9 gehen.« Der Pilot schob die Leistungshebel nach vorn, bis sein Fahrtmesser sechshundertfünfzig Knoten anzeigte – zwanzig Kilometer in der Minute, neun Zehntel der Schallgeschwindigkeit.
    Hauptmann Mufta Birisch, Talhis Kopilot, saß im rückwärtigen oberen Cockpitabteil des Tu-22-Bombers. Sein Sitz war drehbar, sodass er die Maschine fliegen konnte (nicht sehr gut, aber doch einigermaßen), wenn er nach vorn sah, oder ihre ECM-Ausrüstung und die fernbetätigte 23-mmMaschinenkanone im Heck bedienen konnte, wenn er nach hinten sah. »Mindestens zwei Jäger, vielleicht mehr, die aus Nordosten anfliegen«, meldete Birisch. Zum Glück flog Talhi mit dem erfahrensten Kopiloten der Staffel, was allerdings nicht viel bedeutete, weil alle Systemoffiziere, auch Kopiloten, noch weniger Flugstunden auf Bombern hatten als die Piloten. »India-Band-Suchradar, Mirage 2000.«
    »Erzählen Sie’s nicht mir – erzählen Sie’s den Jägern!«, wehrte Talhi ab. Birisch schaltete auf die Einsatzfrequenz um und gab diese Informationen hastig weiter. Der Pilot ging noch tiefer. Das nur leicht hügelige Gelände unter ihnen war unproblematisch, aber die auch nachts aus der Wüste aufsteigenden Hitzewellen erzeugten so schwere Turbulenzen, dass man sich vorkam, als rase man mit einem Buggy über eine mit Felsbrokken übersäte Schlaglochpiste. Der dreißig Jahre alte Rumpf des ehemaligen sowjetischen Bombers ächzte und knarrte bei jedem Durchsacken protestierend.
    »Sie kommen schnell näher!«, rief Birisch aufgeregt. »Direkt auf uns zu – das Radarflugzeug Hawkeye muss ihnen den Kurs zu uns angeben.«
    »Noch fünf Minuten und dreißig Sekunden«, meldete Hauptmann Masad Montessi, der Bombenschütze der Tu-22, über die Bordsprechanlage. »Kurs für fünfzehn Sekunden halten.«
    »Fünfzehn Sekunden? Das muss schneller gehen, Navigator!«
    »Fünfzehn Sekunden, sonst verfliegen wir uns bei dieser Affenfahrt und sind mitten über Kairo, bevor wir’s merken!«, rief Montessi laut. Er hockte in einem winzigen Abteil unter dem Piloten und hatte nur ein Navigationsradar RBP-4 Rubin mit Zehnzollschirm, ein optisches Bombenvisier zwischen den Knien, einen mechanischen Flugrechner, einen Kompass, ein Doppler-Radar und zwei kleine Fenster. Er hatte sein Fadenkreuz eben über einen niedrigen Berggipfel fünfzehn Kilometer voraus gelegt und wechselte jetzt auf den zweiten

Weitere Kostenlose Bücher