Brown, Dale - Feuerflug
MuslimBruderschaft hat wählen lassen und als Gast in meinem Land ist«, antwortete Zuwayy. »Verstehst du überhaupt nichts von arabischer Kultur, Russin?«
Iwana Wassiljewa ertastete den untersten Wirbel seines langen, hageren Halses und zählte die richtige Anzahl von Wirbeln nach oben ab. Dies war der richtige Punkt. Ein kräftiger Druck, dann wäre Zuwayy als hilflose Fleischmasse vor ihr auf dem Fußboden gelegen, ohne irgendetwas tun zu können –
außer Schmerzen zu empfinden. Aber sie massierte ihn einfach nur weiter. »Verzeihung, mein Gebieter«, murmelte sie dabei.
»Sie müssen mich über Ihr Land und alle seine Gebräuche unterrichten.«
Zuwayy drehte sich um, fuhr mit einer Hand grob über eine ihrer Brustwarzen und kniff sie dann fest. Die Wassiljewa öffnete den Mund zu einem Laut, der halb Schmerzensschrei, halb lüsternes Stöhnen war. »Die erste Lektion lautet: Frauen müssen gehorchen lernen«, sagte Zuwayy. »Sie sind nichts als blutende, winselnde Kreaturen, die besser auf die Peitsche als auf Vernunft oder Realität reagieren. Je rascher du das begreifst, desto glücklicher wirst du leben.«
»Ja, mein Gebieter«, sagte Iwana.
Er küsste sie grob, ließ ihre Brustwarze los und streckte sich auf dem Sofa aus. Dann krempelte er den rechten Hemdärmel auf. »Du bist mir empfohlen worden, weil du einzigartige Talente besitzt. Zeig sie mir. Enttäuschst du mich, wirst du teuer dafür bezahlen.«
»Ich verstehe, mein Gebieter.« Als sie die Leinenserviette vom Tablett nahm, wurden eine Injektionsspritze und ein zusammengerollter dünner Gummischlauch sichtbar. Sie band Zuwayys rechten Oberarm mit dem Schlauch ab, küsste seine Hand und drückte dann wortlos die Finger nach innen, damit er eine Faust machte. Zuwayy bekam kaum mit, wie die Nadel in seine Armvene glitt, und spürte nichts, als Iwana ihm die Droge injizierte. Was für ein Idiot, sagte die Wassiljewa sich.
Sie hatte einen Drogenhändler in Tripolis bestochen, damit er ihren Namen als den einer ausgebildeten Krankenschwester und Anästhesistin in Umlauf brachte, und war fast augenblicklich in den Königspalast eingeladen worden. Zuwayy hatte eine Schwäche für Nutten, und er hatte eine Schwäche für Heroin – er war nach beidem süchtig. Aber er mochte seine Nutten, die als Krankenschwestern posieren mussten, anscheinend nie sehr lange um sich haben, denn er ließ sie meistens schon nach einer Woche im Palast beseitigen. Iwana Wassiljewa würde das nicht passieren. Die Droge, die sie ihm gespritzt hatte, war nicht Heroin, sondern Thiopentalnatrium, ein ultraschnell wirkendes Kurzzeit-Beruhigungsmittel. Zuwayy war nicht bewusstlos, sondern nur sehr entspannt. Die Wassiljewa knotete den dünnen Gummischlauch auf und desinfizierte die Einstichstelle mit Alkohol. »Fühlen Sie sich gut, Hoheit?« »Sie können jetzt gehen.«
»Nicht so schnell, Hoheit. Wo ist die gefangene Amerikanerin, die Frau namens McLanahan, wo sind die übrigen gefangenen Amerikaner?«
»Die amerikanischen Spione? In einem Vernehmungszentrum.«
»In welchem? Wo?«
»Wer bist du, Weib? Was kümmern dich die Amerikaner?« »Ich bin hier, um Ihr Problem mit den Amerikanern zu lösen, wenn Sie mir nur sagen, wo sie sind.«
»Das will ich dir aber nicht erzählen.«
Iwana musste daran denken, geduldig zu sein. Thiopentalnatrium, auch unter seinem Markennamen Natrium-Pentothal bekannt, war nur ein mildes Beruhigungsmittel, keineswegs das viel gepriesene »Wahrheitsserum«, als das Thrillerautoren es gern hinstellten. Wollte der Befragte nicht reden, konnte auch Thiopentalnatrium ihn nicht zum Reden bringen. Aber irgendwann würde sie Zuwayy diese Informationen entlocken.
Sie musste nur noch etwas mehr über seine Vorlieben, Wunschträume, Ängste und Schwächen in Erfahrung bringen.
Noch ein bis zwei Tage, dann würde sie ihn so weit haben, dass er ihr aus der Hand fraß.
Sie bereitete eine kleine Dosis Heroin vor, spritzte sie so geschickt wie zuvor das Thiopentalnatrium und verstärkte die Wirkung, indem sie mehrmals venöses Blut in die Spritze zog, bevor sie ihm die Mischung injizierte.
Zuwayy betrachtete Iwana verträumt aus halb geschlossenen Augen. »Bringst du mich jetzt um?«, fragte er undeutlich. »Dazu habe ich keinen Befehl, wenn Sie keinen Widerstand leisten«, sagte sie.
»Gut. Ich habe ohnehin gehofft, ich könnte diese verdammten Amerikaner loswerden – ich hätte sie nach Marsá Matrũh verfrachten und wie alle anderen mit der
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