Brown, Dale - Feuerflug
schwerer, erregter atmete. »Ich behalte Sie auch hier, weil Sie schneller und effizienter und variantenreicher töten können als ich.«
Kasakow stieß sie grob von sich weg und setzte sich wieder an den Schreibtisch. »Schluss jetzt mit diesem Unfug, Major«, befahl er ihr. Sie stand vor ihm und beobachtete ihn aus halb geschlossenen Augen und mit zerknirschtem, aber zugleich einladendem Gesichtsausdruck. »Ich glaube keine Sekunde lang, dass Sie fast einen Orgasmus haben, nur weil Sie hören, wie ich einen Volltrottel wie Zuwayy anbrülle. Er besitzt nicht ein Zehntel Ihrer soldatischen Führereigenschaften, sonst würde ich Sie sofort nach Tripolis entsenden, um ihn ermorden zu lassen. Er ist ein nützlicher Idiot, der beseitigt wird, sobald er seine Aufgabe erfüllt hat, die daraus besteht, eine Einigung oder einen Krieg zwischen dem zentralafrikanischen Ölkartell und uns zu erzwingen. Ihre Aufgabe ist es, Informationen zu sammeln und mir den Rücken freizuhalten – aber nicht, in meinem Büro an sich herumzuspielen. Brauche ich eine Nutte, lasse ich mir eine kommen.«
»Ich tue alles, was Sie wollen, Pavel Gregorjewitsch ...« »Für Sie bin ich Genosse Kasakow, Major«, verbesserte er sie.
»Und ich hoffe sehr, Sie wissen, dass Sie alles zu tun haben, was ich will, denn sonst bekämen Sie, was General Schurbenko, Ihr voriger Chef, bekommen hat – dreißig Jahre Zwangsarbeit in Sibirien. Und Sie sind keine Nutte, sondern eine hervorragend ausgebildete Soldatin und eine ausgezeichnete Taktikerin. Muss ich jemals wieder annehmen, dass Sie sich in einer anderen Rolle als der meiner Assistentin und Leibwächterin sehen, finden Sie sich neben Schurbenko in einem sibirischen Kohlebergwerk wieder – oder auf dem Grund eines isländischen Fjords.«
»Ja, Genosse Kasakow«, sagte die Wassiljewa. Ihre Augen blitzten, als sie hinzufügte: »Aber trotzdem möchte ich Ihnen noch etwas sagen.«
»Das tun Sie auf eigene Gefahr, Major.«
»Also gut«, sagte sie und trat kühn einen Schritt auf ihn zu.
Kasakow starrte sie warnend an, aber er wusste, dass ein Blick nicht ausreichte, um diese Frau einzuschüchtern. »Sie sagen, dass Sie mich gewählt haben, Genosse. Aber jetzt sage ich Ihnen: Auch ich habe Sie gewählt.«
»Ach, wirklich?«
»Ja, Genosse«, sagte die Wassiljewa selbstbewusst. Auf ihrem schönen, aber vom Militärdienst harten Gesicht stand nur die Andeutung eines Lächelns. »Auf gleiche Weise habe ich damals General Schurbenko gewählt: Er war ein Mann, der mir die Dinge verschaffen konnte, die ich haben wollte – Macht, Ansehen, Geld, Grundbesitz und Prestige. Wenn ich mich von dem alten Lüstling begrapschen lassen und manchmal mit ihm ins Bett gehen musste, gehörte das alles zu meinem Plan, um zu bekommen, was ich wollte.
In Ihnen erkenne ich das gleiche Potenzial, Genosse: Sie sind ein Mann, der mir verschaffen kann, was ich haben will. Sie besitzen die Macht dazu – Sie besitzen weiterhin Macht, selbst hier im isländischen Exil. Einem Mann wie Ihnen kann ich mich ganz schenken.«
»Ehrlich gesagt, Major, hat mich nicht allzu sehr beeindruckt, wie Sie Ihren früheren Mentor beschützt haben.«
»Ich habe Ihre Macht sofort gespürt, als wir uns im Wagen des Generals kennen gelernt haben«, sagte sie. »Ich wusste gleich, dass Sie der Richtige für mich sind: ein Mann mit noch mehr Macht als Schurbenko, ein Mann, der mir alles verschaffen kann, was ich haben will. Außerdem hat er mich an Sie abgetreten, weil er mich offenbar nicht mehr brauchte. Das hat mir den Wechsel zu Ihnen erleichtert. Hätte der General sich mir gegenüber loyal verhalten, als Ihr Plan aufgedeckt zu werden begann, hätte ich meine Macht gebraucht, um auch ihn zu beschützen – aber er hat sich dafür entschieden, ein guter Soldat zu sein, seine Strafe anzunehmen und nicht mich, sondern seine Frau zu beschützen. Das wird ihn das Leben kosten.« Sie trat noch etwas näher an ihn heran, und jetzt sah Kasakow etwas leicht Bedrohliches in ihrem Blick – nicht nur Selbstbewusstsein, sondern auch eine Warnung. »Ich habe mich Ihnen geschenkt, Genosse. Ich gehöre Ihnen. Verraten Sie mich, erledige ich Sie, wie ich Schurbenko erledigt habe. Bleiben Sie mir gegenüber loyal, können Sie mit mir machen, was Sie wollen – alles, was Sie wollen –, und ich tue alles für Sie.« Pawel Gregorjewitsch Kasakow musste das leichte Angstgefühl unterdrücken, das ihn nun wieder befiel. Das vertraute Gefühl, ihm drohe Gefahr, war
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