Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brown, Dale - Feuerflug

Brown, Dale - Feuerflug

Titel: Brown, Dale - Feuerflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
Vom Netzwerk:
zurückgekehrt. Hatte er auf diese warnende innere Stimme gehört, hatte sie ihn jedes Mal gerettet. Hatte er sie ignoriert, sein Vorhaben nicht abgebrochen und sich nicht schleunigst in Sicherheit gebracht, hatte er jedes Mal eine katastrophale Niederlage erlitten.
    Aber bevor er etwas sagen konnte, streckte sie die Hände aus, ergriff seine Hände und legte sie auf ihre Brüste. Ihr Blick war fordernd, befehlend, fesselnd ... und unwiderstehlich. Sie war schon immer unwiderstehlich gewesen. Hier ging es nicht um Loyalität und gewiss nicht um Liebe – hier ging es um reinen altmodischen Ehrgeiz, Begierde und die Bereitschaft, alles zu tun und alles mit sich machen zu lassen, um ein Ziel zu erreichen.
    Natürlich hörte er nicht auf seine warnende innere Stimme.
    Er war außerstande, jetzt auf sie zu achten.
    »Nun«, sagte er lächelnd, als Iwana hinter ihren Nacken griff, um den Reißverschluss ihres Pullovers aufzuziehen, »wenn Sie’s so ausdrücken, Major ...«
    Zuwayy knallte den Telefonhörer auf die Gabel. »Verdammter Scheißkerl!«, fluchte er. »Wie kann er’s wagen, mich wie einen dummen Jungen herumzukommandieren?« In einem Punkt hatte Kasakow jedoch Recht: Dies war eine gute Gelegenheit, um sich zu schlagen und der Welt zu beweisen, dass er sich nicht herumschubsen ließ. Und sein Vergeltungsschlag würde völlig gerechtfertigt sein.
    Er wählte eine spezielle Nummer, lehnte sich dann zurück und wartete. Einige Minuten später wurde der Anruf zu ihm durchgestellt. »Ich höre«, sagte er knapp.
    »Hier ist Ulama al-Khan, Majestät«, meldete sich Chalid alKhan, der höchste Richter Ägyptens und Vorsitzender der stärksten Oppositionspartei. »Gott sei mit Ihnen.«
    »Und mit Ihnen, Ulama«, antwortete Zuwayy. Dieser Kerl muss der größte Idiot Ägyptens, vielleicht ganz Nordafrikas sein, dachte er spöttisch. Al-Khan sah sich als islamischer Heiliger: ein wahrer Gläubiger, der sich einbildete, ein spiritueller Meister und Führer zu sein. Er war so glaubenseifrig – und so selbstgefällig –, dass er keine Gefahr erkannte, selbst wenn er sie vor der Nase hatte. Sein Ehrgeiz würde ihn vermutlich zum Präsidenten machen, aber er hatte überhaupt keine Vorstellung von Regierungsarbeit, außer dass er seine Schergen aus der ägyptischen Republikanischen Garde ausschickte, um seine politischen Gegner ermorden zu lassen. Er glaubte aufrichtig, Allah werde ihm alle seine Sünden vergeben, unabhängig davon, wie schändlich seine Verbrechen waren.
    Dummheit und Ehrgeiz machen Menschen meistens zu fügsamen Mitverschwörern, und genau das hatte Zuwayy in alKhan. Der ägyptische Geistliche war der Überzeugung, es sei zum Besten aller, wenn Ägypten der Muslim-Bruderschaft beitrete – eine lockere Konföderation aus Libyen, dem Sudan und dem Jemen, die von Syrien, Jordanien und dem Libanon maßgeblich unterstützt wurde und in prowestlichen Staaten wie Saudi-Arabien, Oman, den Vereinigten Arabischen Emiraten und sogar Kuwait reiche Förderer hatte. Als Oberbefehlshaber der stärksten Streitkräfte der Allianz war Jadallah Zuwayy der Führer der Muslim-Bruderschaft. Ihr heiliger Auftrag: alle laizistischen Regierungen im Nahen Osten durch Regierungen zu ersetzen, die fest auf überlieferte muslimische Glaubensgrundsätze gegründet waren. Der Beitritt Ägyptens zur Muslim-Bruderschaft hätte die Organisation entscheidend gestärkt und auch Staaten zum Beitritt bewogen, die vorerst noch abseits standen – Ägypten besaß die stärksten Streitkräfte in der Region, die es quantitativ fast mit denen Israels aufnehmen konnten.
    In Chalid al-Khan hatte Zuwayy einen willigen ideologischen Sklaven gefunden. Der Geistliche las anscheinend nie etwas anderes als Propagandaschriften, denn er glaubte wirklich, Zuwayy sei ein Nachkomme des Propheten und der Retter und das Schwert des Islam. Zuwayy förderte diese Fiktion bei jeder sich bietenden Gelegenheit, und al-Khan genoss die Aufmerksamkeit des großen Mannes offensichtlich. So dauerte es nicht lange, bis Zuwayy ihn fest unter dem Daumen hatte.
    »Ich habe eine Bitte an Sie, Ulama«, sagte Zuwayy.
    »Ich stehe Ihnen ganz zur Verfügung, Majestät«, antwortete al-Khan ehrfürchtig.
    »Heute Nacht haben unbekannte Kommandos in Libyen einen heimtückischen Anschlag verübt.«
    »Davon habe ich gehört, Majestät. Sie sind hoffentlich in Sicherheit?«
    »Völlig sicher, Ulama.«
    »Ich schwöre Ihnen, Majestät, die Terroristen, die diese Untat verübt haben,

Weitere Kostenlose Bücher