Brown, Dale - Patrick McLanahan - 09 - Mann gegen Mann
Scheiße «, fluchte Weston vor sich hin. Der primäre elektronische künstliche Horizont war durch die Flaktreffer ausgefallen, und jetzt begann auch der zweite künstliche Horizont, ein normales Kreiselgerät, merklich unruhig zu werden. Er sah zur Druckluftanzeige hinüber und stellte fest, dass sie zwei Punkte unterhalb des grünen Bogens stand – also würde das Kreiselgerät vermutlich bald ausfallen. Passierte das, war er auf den elektronischen Wendezeiger, den barometrischen Höhenmesser, das Stauscheiben-Variometer und den »Whiskey«-Kompass angewiesen: Instrumentenflug mit primitivsten Mitteln.
Er wusste, dass ihre Lage verdammt ernst war. Unter diesen Umständen musste er sein gesamtes fliegerisches Können aufwenden, um den großen Transporter in der Luft zu halten. Jede Störung, jeder Notfall, jeder Angriff, der ihn jetzt von seiner Aufgabe als Flugzeugführer ablenkte, konnte sie in einer Todesspirale abstürzen und zerschellen lassen. Weston atmete tief durch und bemühte sich, den Steuergriff weniger krampfhaft zu umklammern.
»Wo seid ihr, Leute?«, fragte Briggs, der angestrengt aus dem Cockpit starrte. »Mein Pilot wird ziemlich nervös – und seine Anzeigen auch.«
»Bei neun Uhr, weniger als eine Viertelmeile«, antwortete Deverill. »Schließen rasch zu euch auf.«
In dieser Sekunde sah Weston etwas, das … wie der Lichtstrahl einer Taschenlampe aussah, die durch den Nebel leuchtete. Sein Blick wechselte mehrmals zwischen Seitenfenster und Instrumenten hin und her. Dann hatte er plötzlich alle Mühe, eine unerwartete Linkskurve abzufangen. Scheiße, die war aus dem Nichts gekommen! Die kurze Ablenkung hatte bereits genügt, um einen heftigen Steuerausschlag zu bewirken. Weston erkannte rasch, dass er nicht so weitermachen durfte; sein Flugzeug kam bei jedem Blick aus dem Fenster vom Kurs ab.
Plötzlich sah er die Vampire, die nur wenig tiefer links neben ihnen flog – in einem Abstand, der kaum länger als ein Footballfeld zu sein schien. Wie sie soeben einen Zusammenstoß vermieden hatte, konnte er sich nicht vorstellen. »Horrido! Horrido!«, krähte Weston. »Hab euch in Sicht!«
»Da ist sie!« , krähte Deverill. »Siehst du sie, Heels?« »Horrido!«, rief Annie begeistert. Es hatte tatsächlich geklappt. Ihre Einstellung änderte sich schlagartig. Bevor die MV22 in Sicht gekommen war, hatte sie nur daran denken können, wie sie von ihr wegbleiben konnte. Nachdem sie nun Sichtkontakt zu dem anderen Flugzeug hergestellt hatten, würde Annie es unter keinen Umständen mehr aus den Augen verlieren, selbst wenn Deverill sein Fenster öffnen musste, damit er Weston die Hand reichen konnte. »Jetzt hab ich dich, Lümmel.«
Ihr fliegerischer Instinkt und ihr Können traten sofort in Aktion. Noch vor wenigen Sekunden waren ihr fünfhundert Fuß Abstand in dieser Suppe viel zu nahe erschienen – aber jetzt kamen ihr fünfzig Fuß keineswegs unvernünftig vor.
Sie setzte sich rasch links neben Westons Cockpit – zum Glück erleichterte der steile Anstellwinkel der Vampire, die ihren Bug hoch über den Horizont reckte, es der Pilotin, viel näher an die MV22 heranzugehen, als sie je für möglich gehalten hätte.
Aber im nächsten Augenblick ließ der Radarwarner des Bombers ein schrilles Alarmsignal hören, während auf dem Warndisplay ein Flaksymbol aufleuchtete. »Flak, zehn Uhr, in Reichweite!«, rief Deverill. Und dann kamen die Geschosse:
hellgelbe Lichtpunkte, die von dem unsichtbaren Erdboden aus nach ihnen griffen. Duane wusste, dass um jedes dieser Leuchtspurgeschosse herum zehn weitere Granaten in der Luft waren. Die Schlange aus 23-mm-Geschossen schwenkte abrupt in ihre Richtung. Die beiden Flugzeuge waren sich zu nahe, als dass die EB1C hätte wegkurven können. »Tiefer gehen!«, rief Duane. Aber für eine Reaktion war es zu spät. Dewey und Deverill hörten ein Geräusch, das wie ein dumpfer Trommelwirbel auf der linken Tragfläche klang; fast gleichzeitig waren starke Vibrationen dieser Tragfläche und des linken Höhenleitwerks zu spüren. Die zentrale Warnleuchte flammte auf und war sofort von gelben Leuchtfeldern umgeben. »Störung Treibstoffversorgung … Konfigurationswarnung … Störung Flugregler«, sagte Deverill. »Anscheinend hat’s die linke Tragfläche erwischt, und das Höhenleitwerk ist …« In diesem Augenblick leuchtete die erste rote Warnleuchte auf. »Scheiße, die Hydraulik von Triebwerk eins ist überhitzt.«
»Annie, hier ist Dave«, sagte
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