Brown, Dale - Phantomjäger
vereitelt haben, brauchen wir keinen Ärger von den Russen zu befürchten.«
»Ich wollte, es wären die Russen! Die Bestechungssummen für sie habe ich schon eingeplant«, sagte Hitchcock. »Nein, wir haben Taliban-Probleme.«
»Verdammt, das ist nicht gut!«, rief Martindale aus. »Sie bedrohen unsere Pipelines?«
»Eine kleine Bande von Guerillas aus Afghanistan kämpft sehr erfolgreich in Turkmenistan. Sie erobert turkmenische Militärstützpunkte, erbeutet Waffen und ist bei der Anwerbung neuer Gefolgsleute erfolgreicher als der Rattenfänger von Hameln«, berichtete Hitchcock. »Das Problem ist, dass die turkmenische Regierung nichts unternimmt, um diese Leute zu stoppen. Ich vermute sogar, dass die Regierung sie heimlich unterstützt.«
»Und die Russen würden sich freuen, wenn die Taliban einige Ihrer Einrichtungen in die Luft jagen würden.«
»Genau. Wir müssen die turkmenische Regierung dazu bringen, gegen diese Hundesöhne von Taliban vorzugehen – aber ohne Mitwirkung der russischen Streitkräfte. Ich weiß, dass Ihre Regierung die ursprüngliche Vereinbarung mit Nijasow über die Erschließung der Öllagerstätten ausgehandelt hat. Könnten Sie für uns nach Aschchabad fliegen und versuchen, die Regierung dazu zu bringen, diese TalibanArschlöcher zum Teufel zu jagen?«
»Das wäre kein Problem«, sagte Martindale sofort. »Aber Ihnen ist wohl klar, dass es in unserem ureigenen Interesse liegen könnte, Verbindung mit den Führern dieser Guerillas aufzunehmen – ihnen Schmiergeld zu zahlen, damit sie unsere Pipelines nicht einfach anzünden?«
»Ich hatte gehofft, das ließe sich vermeiden, aber ... ja, ich würde es notfalls tun«, antwortete Hitchcock. »Die Turkmenen glauben, dass die Taliban es nicht riskieren werden, Tschardschu, einen Stützpunkt der regulären Armee, anzugreifen – dass sie nur ein paar Pumpstationen im Osten des Landes besetzen, damit Geld erpressen und wieder abhauen werden. Aber diese Kerle stoßen nach Westen vor und verstärken sich zugleich immer mehr. Wenn sie Tschardschu erobern, würden sie fast die Hälfte unserer Einrichtungen in Turkmenistan kontrollieren.«
»Kein Problem«, sagte Martindale zuversichtlich. »Ich rede mit Gurisow und lasse mir erklären, was er vorhat. Wie ich ihn kenne, wird er die Russen anflehen, den Vormarsch der Taliban zum Stehen zu bringen, aber ich weiß, dass er Unterstützung – und Geld – auch von anderer Seite gern annehmen wird. Doch wenn ich mich nicht irre, brauchen wir uns nicht auf die Turkmenen zu verlassen. Die meisten Räuberbanden der Taliban sind nur lange genug unterwegs, um Geld für ihre Stämme zu erbeuten. Zahlen wir ihnen genug, lösen sie sich wie ein Rauchwölkchen auf und verschwinden wieder in den Höhlen, aus denen sie gekommen sind.«
»Sie wären also bereit, nach Turkmenistan zu reisen?«
Martindale wirkte leicht besorgt. »Ich weiß nicht, ob ich dort etwas ausrichten könnte«, wandte er ein. »Die Turkmenen misstrauen Ausländern, vor allem solchen aus dem Westen, und achten bei ihren heimlichen Geschäften immer auf gebührende Distanz. Außerdem ist mir das Land nicht recht geheuer. Ich würde es lieber hinter einem ziemlich starken bewaffneten Vorauskommando betreten.«
»Keine Chance, dass Thorn Ihnen irgendwas in dieser Art zur Verfügung stellt«, erklärte Hitchcock ihm. »Was ist mit Ihren Night Stalkers?«
Martindale trank nachdenklich einen Schluck. »Aufgelöst. Bevor sie Zuwayy erledigen konnten, hatten sie in Libyen ziemlich hohe Verluste. Thorn hat ihnen angeboten, sie wieder in ihre früheren Dienstgrade einzusetzen, und sie haben sein Angebot angenommen. Aber das sind genau die Leute, die ich am liebsten mitnehmen würde.« Er nickte Hitchcock zuversichtlich zu, ohne sich seine Befürchtungen anmerken zu lassen. »Keine Sorge. Ich bringe die Sache von hier aus ins Rollen – die Androhung, dass ich sonst selbst nach Turkmenistan komme, sollte genügen, um Gurisow zur Kooperation zu bewegen. Notfalls reise ich nach Aschchabad und erkläre ihm persönlich, wie die Dinge stehen. Was die Taliban betrifft, müssen Sie nur darauf vorbereitet sein, ihnen etwas ›Schutzgeld‹ dafür anzubieten, dass sie unsere Pipelines unbeschädigt lassen. Dass wir zu diesen Schutzgeldzahlungen ›gezwungen‹ sind, ist natürlich ein weiterer Minuspunkt in Thorns Bilanz. Was für ein US-Präsident ist Thomas Thorn schließlich, wenn er keine Truppen entsendet, um amerikanische wirtschaftliche
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