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Brown, Dale - Phantomjäger

Titel: Brown, Dale - Phantomjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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verschwinden von hier. Ich lasse nicht zu, dass jemand meine Vision in Frage stellt oder sich widerrechtlich Befehlsgewalt anmaßt.« »Dann gehe ich nach Jarghan zurück, Wakil«, sagte Turabi.
    »Ich habe meine Frau und meine Kinder nicht verlassen und bin fünfhundert Kilometer weit durch dieses beschissene Land marschiert, um Kindermädchen für eine Bande prahlerischer Wüstenratten wie deinen neuen Freund Orasow zu spielen.« Er suchte Zarazis Gesicht nach Gefahrenzeichen ab – und fand ganz entschieden welche.
    Turabi senkte wie um Verzeihung bittend kurz den Blick – es war nicht gut, seinen Führer tief im Feindesland im Stich zu lassen, das wusste er, selbst wenn man ihn für verrückt hielt – und fügte hinzu: »Ich will das Gebiet absuchen, in dem unsere Späher heute Morgen Rauch gesehen haben.
    Vielleicht ist dort ein turkmenischer Patrouillenhubschrauber aus Tschardschu oder Mary abgestürzt, oder wir finden das Flugzeug, auf das die turkmenische Luftabwehr letzte Nacht Fla-Raketen abgeschossen hat. Ich bin bei Tagesanbruch zurück, stelle dann eine Nachhut in Kompaniestärke zusammen und marschiere nach Jarghan zurück.« Er machte kehrt und verließ den Raum, ohne eine Antwort abzuwarten. Zarazi blieb lange Augenblicke auf dem Podium stehen und dachte darüber nach, was Turabi soeben gesagt hatte. Dann wandte er sich aus seinem Tagtraum hochschreckend halb nach rechts. »Was gibt’s, Hauptmann?«, fragte er den Mann, der fast lautlos von hinten herankam.
    Aman Orasow blieb stehen, räusperte sich verlegen. »Ich ...
    ich bitte um Verzeihung, Herr«, stammelte er. »Ich ... ich habe zufällig mitbekommen, was ...«
    »Reden Sie!«, forderte Zarazi ihn auf. Als der Mann weiter schwieg, drehte Zarazi sich um und stellte fest, dass der turkmenische Offizier jetzt eine Pistole trug, die in einem Halfter mit offener Verschlussklappe steckte. Außerdem hatte er irgendwo Hauptmannssterne »organisiert«, die auf seinen Schultern glänzten. »Sie wollen mir mitteilen, dass Oberst Turabi untreu ist und es nicht verdient, an unserer Mission teilzunehmen«, sagte Zarazi.
    »Er ist ein Feigling und eine Schande vor Allah«, stellte Orasow fest. »Wie kann er’s wagen, Ihre Entscheidungen zu kritisieren? Wie kann er’s wagen, Sie wie ein unartiges Kind anzufahren?«
    »Die Gefahr und unsere raschen Erfolge im Kampf haben ihn zum Zweifler werden lassen.«
    »Er ist ein Feigling, Herr«, stieß Orasow hervor. »Er hat Strafe verdient.«
    »Strafe?« Zarazi musterte erst Orasow, dann seine Pistole dann wieder den Turkmenen. »Vielleicht ...«
    »Lassen Sie mir freie Hand, Herr«, drängte Orasow. »Ich lasse den Oberst für das büßen, was er zu Ihnen gesagt hat.« Zarazi nickte lächelnd. »Und das sollen Sie, Hauptmann – nur nicht schon jetzt. Ich brauche den Oberst und seine Männer, damit sie mir helfen, Gaurdak einzunehmen und unseren Vorstoß nach Westen zu beginnen. Danach sollen er und andere Ungläubige ihrer Strafe nicht entgehen.« »Ja, Herr«, sagte Orasow. »Ich werde den Oberst scharf im Auge behalten. Sobald Sie’s befehlen, schlage ich zu.« »Er wird Sie seinerseits scharf beobachten, Hauptmann«, warnte Zarazi ihn. »Seine Männer und er verstehen sich aufs Töten. Sie misstrauen Ihnen und allen Turkmenen.« Orasow lächelte zuversichtlich. »Keine Sorge, Herr. Er hat allen Grund, uns zu fürchten. Ich werde ständig wachsam und bereit sein.« Er verbeugte sich nochmals und verließ den Raum.
    Wakil Mohammad Zarazi sah Orasow nach, dann trat er an die große Wandkarte von Ostturkmenistan und den angrenzenden Regionen. Kerki: ein leichter Erfolg. Gaurdak: wieder ein leichter Sieg. Tschardschu: keineswegs leicht, das erste Zusammentreffen mit regulären Einheiten der turkmenischen Armee unter Führung russischer Offiziere. Aber sobald Tschardschu eingenommen war, konnte er mit einer Streitmacht, die fast so groß wie die turkmenische Armee war, durch die Karakum-Wüste bis zu den Vororten von Mary, der größten Stadt Ostturkmenistans, vorstoßen. Auch wenn die Turkmenen die Stadt verteidigten – Zarazi bildete sich nicht ein, stark genug zu sein, um dieses von Turkmenen und Russen gehaltene Bollwerk einnehmen zu können –, würde er dann fast die Hälfte der Öl- und Erdgasreserven Turkmenistans kontrollieren.
    Noch wichtiger war, dass er eines der fruchtbarsten Gebiete Zentralasiens kontrollieren würde: die in Turkmenistan gelegenen Ebenen am Fluss Amudarja, den Karakum-Kanal, der

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