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Brown, Dale - Phantomjäger

Titel: Brown, Dale - Phantomjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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Davidoff zornig in den Aschenbecher auf dem Beistelltischchen neben ihm; wegen des starken Dufts der Lars Teten schmeckte er sie ohnehin kaum. »Viele Leute in aller Welt halten diesen Konflikt für die erste außenpolitische Krise, mit der Präsident Thorn konfrontiert wird – eine mit direkten Auswirkungen auf amerikanische Geschäftsinteressen. Ich bin beeindruckt, dass Sie die Zahlen so im Kopf haben, Maureen, aber mich interessiert etwas anderes: Was genau will der Präsident in dieser Sache unternehmen?« Hershel wandte sich wieder ihrem Besucher zu. Sie stützte das Kinn nicht mehr auf den Daumen, blieb aber zurückgelehnt sitzen. »Der Präsident hat seine Ansicht unmissverständlich zum Ausdruck gebacht, Mr. Martindale«, sagte sie.
    »Die turkmenische Regierung hat die Vereinigten Staaten nicht um Unterstützung gebeten.« Martindale wollte etwas sagen, aber Hershel fuhr rasch fort: »Wir wissen von den Erfolgen der Taliban, die es offenbar auf Kraftwerke und Pipelines abgesehen haben. Trotzdem ist der Präsident nicht der Meinung, dass diese Guerillabewegung unsere nationalen Interessen gefährden oder ...«
    »Nicht gefährden?«, rief Martindale aus. »Gilt das nicht als Gefährdung, möchte ich sehen, was sonst dafür in Frage kommt!«
    »Die Guerillas haben bisher nichts enteignet«, stellte Hershel gelassen fest. »TransCal bezahlt den Führer der Taliban dafür, dass sie die Pipelines in Ruhe und funktionsfähig lassen – Schutzgeld –, und genau das tun sie auch. Öl und Erdgas werden transportiert; TransCal verdient weiter Geld.
    Da der Ölpreis im Augenblick steil in die Höhe geht, ohne dass die Produktion gesunken wäre, würde ich sogar sagen, dass TransCal beträchtliche unerwartete Gewinne einstreicht. Wenn ich mich nicht irre, ist die TransCal-Aktie im vergangenen Monat um siebzehn Prozent gestiegen – obwohl rätselhaft bleibt, weshalb die Firma ihre Gewinnprognose so drastisch gesenkt hat. Eine Dividende von weniger als einem Dollar pro Aktie einer Firma, die Rekordgewinne einfährt und in den letzten zehn Jahren nie weniger als einen Dollar ausgeschüttet hat?«
    »Ich vermute, dass TransCal Rücklagen für den Fall bildet, dass diese Pipelines enteignet oder zerstört werden.« Maureen äußerte sich nicht dazu. Sie studierte Martindale nur über ihre Zigarre hinweg, nickte unverbindlich und fragte sich, ob er diese Informationen direkt aus der Chefetage hatte. Vielleicht hatte TransCal Martindale schon finanzielle Unterstützung für seinen Wahlkampf zugesichert, wenn er sich im Gegenzug dazu verpflichtete, amerikanische Auslandsinvestitionen stärker zu schützen.
    »Der springende Punkt ist, Maureen, dass unsere Regierung mehr tun sollte, um amerikanische Interessen – auch amerikanische Geschäftsinteressen – im Ausland besser zu schützen«, sagte Martindale. »Wir sollten kein ›Schutzgeld‹
    zahlen müssen, sondern unsere Regierung sollte dafür sorgen, dass ausländische Firmen und Staaten ihren vertraglichen Verpflichtungen nachkommen.«
    »Mr. Martindale«, antwortete Hershel, indem sie den duftenden Rauch langsam und verführerisch zwischen ihren Lippen hervorquellen ließ, »der Präsident fürchtet – und ich stimme ihm darin zu –, die Guerillas könnten die Pipelines sprengen, wenn wir militärisch eingreifen – wie es die Iraker getan haben, als sie Kuwait räumen mussten.« Nach einem weiteren langen Zug legte sie die Zigarre vorläufig weg.
    »Aber auch wenn es den Vereinigten Staaten gelänge, die Guerillas zu vernichten, ohne dabei die Pipelines zu beschädigen, was dann? Die turkmenische Regierung ist offenbar nicht stark genug, um die Pipelines schützen zu können.
    Stießen weitere Taliban über die Grenze vor, stünden wir vor demselben Dilemma. Sollen die Vereinigten Staaten zum Schutz der Pipelines etwa ständig Truppen in Turkmenistan stationieren?«
    »Wenn’s nicht anders geht, ja!«
    »Mr. President ... Kevin, Sie wissen selbst, dass das unmöglich ist«, sagte Hershel gelassen. Je mehr Martindale sich erregte, desto ruhiger und nachdenklicher wirkte sie. »Die Vereinigten Staaten können keine Söldner zum Schutz der Geschäftsinteressen von Privatfirmen entsenden.«
    »Niemand verlangt, dass die Vereinigten Staaten Söldner entsenden«, stellte Martindale fest. »Aber die Vereinigten Staaten sollten ihre militärische Macht und ihren Einfluss nutzen, um Guerillas daran zu hindern, sich in die Geschäfte legitimer Regierungen einzumischen. Wir

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