Brown, Dale - Phantomjäger
bestehen.«
»Danke, Maureen«, sagte Patrick. »Ich hoffe, dass sich bald eine Gelegenheit ergibt, Ihnen alles zu erzählen.«
»Nochmals vielen Dank.« Sie machte eine Pause, dann fügte sie hinzu: »Und die Anhörungen zur Bestätigung Ihrer Nominierung als Präsident Thorns erster nationaler Sicherheitsberater dürften wohl bald beginnen?«
»Ich bin noch nicht gefragt worden und bezweifle, dass es dazu kommen wird«, antwortete Patrick.
»Ihr Name ist auf dem Kapitol weiter im Gespräch. Ich denke, dass die Mehrheit der Abgeordneten und Senatoren bereit wäre, Sie zu unterstützen. Obwohl Präsident Thorn selbst Offizier war, gilt er nicht als jemand, der viel Verständnis für militärische Fragen aufbringt. Sie dagegen können auf eine sehr eindrucksvolle – und reizvoll geheimnisumwobene – Karriere zurückblicken. Geben Sie das Rennen nicht vorzeitig auf.«
»Ich bin gar nicht im Rennen, Miss Hershel. Mein Job hier ist mir zu wichtig.«
»Das kann ich mir vorstellen«, stimmte sie zu. »Trotzdem rechne ich damit, Sie in Washington wiederzusehen. Alles Gute, General.«
Hotel Fairmont, San Francisco
Einige Tage später
Die Gerüchte stimmen also, sagte sich Kevin Martindale, als er die luxuriöse Hotelsuite betrat. Es hat personelle Veränderungen gegeben. Kercheval ist nicht mehr im Amt.
Maureen Hershel erhob sich, setzte ihr freundlichstes Lächeln auf und ging dem Besucher mit ausgestreckter Hand entgegen. »Präsident Martindale, willkommen«, sagte sie. »Ich bin Maureen Hershel. Minister Kercheval ist leider verhindert, aber er hat veranlasst, dass Ihnen alle gewünschten Informationen zur Verfügung gestellt werden, und mich gebeten, Ihre Fragen persönlich zu beantworten.«
»Danke.«
Kevin Martindale hatte Hershel genau beobachtet, als sie die opulente Sherwood-Suite durchquerte, um ihn zu begrüßen. In ihrem konservativ geschnittenen, teuren Kostüm, dessen Rock knapp über den Knien endete, einer beigen Seidenbluse mit tiefem Ausschnitt und italienischen Pumps sah sie nicht wie eine Beamtin des Außenministeriums, sondern wie die Juniorpartnerin einer angesehen Anwaltskanzlei aus. Ihr Händedruck war kurz, aber kräftig.
»Ich bin sicher, bei Ihnen in guten Händen zu sein, Miss Hershel. Wie geht’s Ihnen heute?«
»Danke, gut«, antwortete sie mit freundlicher, nur halb amtlich klingender Stimme. »Nehmen Sie bitte Platz. Wie ich höre, wollten Sie diesmal keine Pressefotos.«
»Ich hoffe, das stört Sie nicht«, sagte Martindale in einem Tonfall, der deutlich erkennen ließ, dass es ihm egal war, ob sie das störte oder nicht.
»Durchaus nicht.« Sie machte eine kurze Pause, dann fragte sie: »Aber würden Sie mir sagen, weshalb Sie darauf verzichten wollten, Mr. President?«
Ihre Frage verblüffte ihn im ersten Augenblick, aber er sah ihr offen ins Gesicht und antwortete: »Ich erwarte ehrlich gesagt nicht, von Ihnen die Antworten zu bekommen, die ich gern hätte. Und da dies ansonsten kein gesellschaftlicher Besuch ist, habe ich’s für besser gehalten, auf die üblichen lächelnden Gesichter und den Händedruck vor den Kameras zu verzichten.«
»Ja, ich verstehe.« Nun konnte sie ihrerseits Kevin Martindale in Augenschein nehmen. Der noch immer jungenhaft wirkende Expräsident hatte im politischen Leben Amerikas viele Jahre lang eine wichtige Rolle gespielt. Ihm wurden alle Eigenschaften zugeschrieben, die Präsident Thomas Thorn nicht unbedingt besaß: aggressiv, eigensinnig, rechthaberisch, impulsiv und durchsetzungsfähig. Man hätte glauben können, das wegen Thorns Laisser-faire-Außenpolitik beunruhigte oder sogar verängstigte amerikanische Volk erinnere sich wehmütig an den Respekt und die Macht, wie sie die Regierung in Martindales Amtszeit verkörpert hatte. Wirklich prominent geworden war Kevin Martindale jedoch erst in neuerer Zeit. Dazu hatte beigetragen, dass er noch jung war, blendend aussah, reich und unverheiratet war und einmal der mächtigste Mann der Welt gewesen war.
Seine Aufsehen erregende Scheidung in seiner Amtszeit als Vizepräsident und die vielen Starlets, die während seiner einzigen Amtszeit im Weißen Haus seine Freundinnen gewesen waren, hatten lediglich dazu beigetragen, dass die Öffentlichkeit ihn beachtete. Aber seit er nun in die Politik zurückgekehrt war, erschienen sein Name und sein Gesicht in sämtlichen Medien, nicht nur in der Regenbogenpresse. Hershel begleitete Martindale zur Sitzgruppe der Suite und überließ es ihm, sich
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