Brown, Dale - Phantomjäger
Demokratie für den Rest der Welt«, antwortete Martindale. »Außerdem halte ich viel von einfachen Wahrheiten wie ›Vertrag ist Vertrag‹. Bildet Gurisow sich ein, er könnte Förderanlagen und Pipelines, für die Amerikaner über acht Milliarden Dollar bezahlt haben, den Russen zuschanzen, oder glauben die Talibanguerillas, sie könnten ihren Einmarsch in Turkmenistan als Freiheitskampf tarnen und amerikanische Pipelines besetzen, dann täuschen sie sich gewaltig.«
»Erstens gehören diese Pipelines nicht Amerikanern, Kevin – sie gehören dem turkmenischen Volk«, sagte Hershel. Sie hielt ein Dossier hoch, das auf dem Beistelltisch neben ihr gelegen hatte. »Als Gegenleistung für Bau und Unterhalt dieses Systems erhält TransCal fünfzig Jahre lang vierzig Prozent aller Einnahmen aus der Öl- und Erdgasförderung Turkmenistans. Ein ziemlich gutes Geschäft, finde ich. Nach Schätzungen des Finanzministeriums hat die Firma in nur drei Jahren bereits die Hälfte ihrer Investitionen in Turkmenistan hereingeholt und dürfte voraussichtlich in weniger als zwei Jahren schwarze Zahlen schreiben.«
»Und ich möchte sicherstellen, dass sie eine Chance bekommt, das zu schaffen.«
»Mithilfe des amerikanischen Militärs«, sagte Hershel. »Wie Sie selbst gesagt haben, Maureen, ist das Militär ein wichtiges Werkzeug der Außenpolitik.«
»Darf ich Sie fragen, Kevin, ob William Hitchcock, der Präsident von TransCal Petroleum, sich entschlossen hat, die Kampagne für Ihre Wiederwahl zu leiten?«
»Bill Hitchcock und ich sind alte Freunde. Er ist ein erfolgreicher Geschäftsmann und Stratege, der mich und die Partei seit vielen Jahren unterstützt«, antwortete Martindale.
»Hätte er mir seine Dienste angeboten, wäre ich froh, ihn in einer Vielzahl von Funktionen in meiner Ringecke zu wissen.
Aber ich spreche hier nicht über Turkmenistan, weil TransCals Pipelines in großer Gefahr sind – obwohl sie das sind.
Ich bin hier, weil es mir richtig erscheint, zugunsten der Firma zu intervenieren. Schließlich hat das Militär den Auf trag, das amerikanische Volk zu schützen.«
»Das Volk, ja – nicht seine Bankkonten.«
Martindale starrte Hershel nur an, ohne ihre Antwort zu kommentieren.
»Aus meiner Sicht, Kevin, gibt es keine allzu großen Unterschiede zwischen Präsident Thorns Position und der Ihren.
Auch der Präsident will Freiheit und Gerechtigkeit, aber er hält nichts davon, bei jedem Konflikt unser Militär einzusetzen. Was würden Sie in der augenblicklichen Situation an seiner Stelle tun?«
»Darüber kann und will ich nicht spekulieren, weil mir die Informationen fehlen, die Ihnen zur Verfügung stehen.« Er sah Hershel lächeln. Schließlich wusste ganz Washington, dass er sich auch als Expräsident weiter lebhaft für Außenpolitik interessierte. »Aber ich denke, ich würde eine sehr viel aktivere Führungsrolle übernehmen- mich eng mit unseren Verbündeten abstimmen, eine hochrangige Delegation zu Gesprächen mit der dortigen Staatsführung nach Turkmenistan entsenden und das amerikanische Volk bei jeder sich bietenden Gelegenheit über die wahren Hintergründe aufklären. Meiner Ansicht nach wird Präsident Thorn Mühe haben, wenigstens einige Verbündete zurückzugewinnen. Er hat praktisch alles Menschenmögliche getan, um unsere gewachsene Bündnisstruktur zu zerstören.«
»Sie finden also, ich sollte in diesem Augenblick auf dem Flug nach Turkmenistan sein?«
»Würde Präsident Thorn sich auch nur im Geringsten für das Wohl amerikanischer Firmen und das Prestige Amerikas im Ausland interessieren – vom Vertrauen des amerikanischen Volkes in ihn und seine Regierung ganz zu schweigen –, hätte er Sie schon letzten Monat in ein Flugzeug nach Turkmenistan setzen müssen.«
Maureen nickte, dann drehte sie den Kopf zur Seite und rief: »Isadora?«
Sekunden später trat eine große schwarzhaarige Frau in einem Nadelstreifenkostüm ein, das ebenso elegant wie Hershels Kostüm war. Martindale schoss förmlich hoch – er war von der Schwarzhaarigen auf den ersten Blick so fasziniert, dass er sie nicht mehr aus den Augen ließ.
»Mr. Martindale, ich möchte Ihnen meine Assistentin Isadora Meiling vorstellen. Izzy, dies ist Kevin H. Martindale.« Er bedachte sie mit einem Lächeln, das auf die Titelseite der Zeitschrift People gepasst hätte, und sah tief in ihre unergründlichen schwarzen Augen.
»Holen Sie bitte sofort die Genehmigungen und Freigaben für unseren Flug in die
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