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Brown, Dale - Phantomjäger

Titel: Brown, Dale - Phantomjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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für eine Rückkehr nach Sankt Petersburg – oder unsere Jäger begleiten Sie zu einem schwedischen oder finnischen Ausweichplatz mit sehr langer Landebahn. Sie haben noch eine Chance, sich als Held zu profilieren, Senkow. Oh, und Sie sollten sich warm anziehen – dort vorn dürfte es ziemlich kalt sein. Atmen Sie mehrmals tief durch, bevor Sie die Kabinentür öffnen. Um den Autopiloten auszuschalten, derhen Sie das Steuerhorn einfach kräftig nach links oder rechts – Sie müssen den Computer mit roher Kraft überwältigen, aber das können Sie. Danach ziehen Sie die Leistungshebel ganz zurück, leiten eine steile Kurve ein – fünfundvierzig Grad Schräglage müssten reichen –, finden den Fahrwerkshebel und fahren das Fahrwerk aus. Sie können’s schaffen, Herr Präsident.«
    »Wir sehen uns in der Hölle wieder, Grislow«, sagte Senkow. »Und was euch andere betrifft – ich hoffe, dass ihr nachts schlaflos liegt, wenn ihr daran denkt, was ihr hier und heute verbrochen habt. Das Blut aller unschuldigen Männer und Frauen hier an Bord komme über euer Haupt.« Er knallte den Hörer auf den Apparat.
    Senkow zitterte so stark, dass er kaum imstande war, Mantel, Pelzmütze und Handschuhe anzuziehen. Dabei atmete er mehrmals tief durch, um das Kohlendioxid aus seiner Lunge zu spülen, und stellte dann fest, dass er etwa sechzig Sekunden lang die Luft anhalten konnte. Nachdem er vor Hyperventilation beinahe umgekippt wäre, fühlte er sich bemerkenswert gelassen. Vielleicht kann ich’s doch schaffen, dachte er. Grislow, dieser eingebildete Affe, hat mir alles verraten, was ich dafür brauche. Und sind die Piloten erst wieder bei Bewußtsein ...
    Der russische Präsident trat an die Tür und versuchte sie zu öffnen. Tatsächlich hielt der höhere Innendruck in der VIPKabine sie geschlossen. Er fand den Schalter für den Druckausgleich unter einem roten Schutzdeckel links neben der Kabinentür, atmete erneut mehrmals tief durch, hielt die Luft an und betätigte den Schalter. Er hörte ein lautes Zischen, während sich in der Kabine sofort leichter Nebel bildete. Die Temperatur fiel augenblicklich um mindestens fünfzig Grad. Scheiße!
    Er riss die Tür auf und hastete nach vorn. Die Hauptkabine glich einer Tiefkühltruhe. Alle Männer und Frauen trugen Sauerstoffmasken – und alle schliefen fest. Wie konnte irgendwer – selbst Grislow, dieser geisteskranke, wahnsinnige Mörder – den eigenen Leuten so etwas antun?
    Senkow brauchte nur zehn Sekunden, um die Cockpittür zu erreichen, die zum Glück nicht abgesperrt war. Pilot, Kopilot, Navigator und Flugingenieur, alle mit aufgesetzten Sauerstoffmasken, waren ebenfalls bewusstlos. Er zerrte den Piloten aus seinem Sitz – und bekam einen Mordsschrecken, als der Mann laut stöhnte; er hatte vergessen, dass diese Leute alle noch lebten –, glitt rasch auf seinen Platz und begutachtete die Instrumente und Steuerhebel. Er erkannte den künstlichen Horizont und den Höhenmesser, der 11 600 Meter anzeigte, sah den roten Bereich des Fahrtenmessers und fand die beiden Leistungshebel und den Fahrwerkshebel. Er packte das Steuerhorn und versuchte es zu drehen, aber der Autopilot leistete Widerstand. Er strengte sich mehr an, aber das genügte nicht. Zuletzt riss er das Steuerhorn mit aller Kraft nach links. Die rote Warnleuchte GENERALWARNUNG flammte auf, danach begann die rote Warnleuchte AUTOPILOT AUS zu brennen. Noch vierzig Sekunden.
    Er riss die beiden Leistungshebel in Leerlaufstellung zurück, packte den Fahrwerkshebel und zog ihn nach unten. Noch mehr rote Warnleuchten, die er gar nicht mehr zu identifizieren versuchte. Senkow umfasste das Steuerhorn und drückte es nach vorn. Die Nadel des Fahrtenmessers bewegte sich sofort auf den roten Bereich zu. Was hatte Grislow gesagt? Eine steile Kurve fliegen, damit die Tragflächen nicht abrissen? Er drehte das Steuerhorn bis zur ersten großen Markierung bei dreißig Grad nach links; daraufhin nahm die Fahrt nicht weiter zu, aber die Sinkgeschwindigkeit wuchs weiter. Senkow drehte das Steuerhorn bis zur nächsten großen Markierung bei sechzig Grad weiter. Nun ging die Fahrt sogar zurück, und die Sinkgeschwindigkeit stabilisierte sich bei knapp neunzig Sekundenmetern. »Großartig! Ich kann’s also!«
    Dann merkte er, dass er das nicht gedacht, sondern gesagt hatte. Er konnte die Luft nicht länger anhalten. Jetzt liefen die letzten Sekunden. Zu seiner Überraschung stellte er fest, dass er normal atmen konnte –

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