Brown, Dale - Schattenpilot
sarkastische Bemerkung hörte. »Bitte. Wollen Sie mich nicht in Ihren Plan einweihen?«
Sun Ji Guoming zögerte, weil er nicht wusste, ob er Chins plötzlicher Freundlichkeit trauen sollte, und erwiderte vorsichtig: »Genosse General, mein Stab ist dabei, für den Generalstab und Sie persönlich Informationen über meine Ideen und Vorschläge zusammenzustellen. Aber dieses Unternehmen steht nicht unter meinem Befehl, Genösse General. Ich berate den Verteidigungsminister und den Obersten Führer lediglich in Bezug auf...«
»Sie sind nichts weiter als ein frecher, vorlauter Emporkömmling«, behauptete Chin, »der mit längst veralteten Maximen um sich wirft, um Greise zu beeindrucken, die solchen Scheiß von Jugend an gläubig in sich aufgesogen und lange geglaubt haben, mit maoistischen psycho-mystischen Parolen lasse sich die Welt erobern.«
Admiral Sun lächelte, als sei er über diesen Wutanfall Chins sogar erleichtert. »Sie halten nichts davon, Meister Sun Tzus Lehren auf heutige Herausforderungen anzuwenden, General?«, fragte er. »Dabei haben wir darüber schon oft gesprochen.«
»Sparen Sie sich den Scheiß aus Die Kunst des Krieges, Sun«, verlangte Chin aufgebracht. »Was haben Sie gegen die Amerikaner vor? Das muss ich wissen!«
»Ich werde sie demütigen, Genosse General!«, erklärte Sun ihm hitzig. »Ich werde den Amerikanern zeigen, dass sie sich nicht frei in unseren Gewässern und unserem Luftraum bewegen können..Ich sorge dafür, dass ihre Verbündeten sich gegen sie wenden, sodass sie isoliert sind; anschließend sorge ich dafür, dass das amerikanische Militär im eigenen Volk verhasst und isoliert ist.«
»Wie? Wie wollen Sie das alles schaffen? Welche Kräfte brauchen Sie dafür? Wie viele Schiffe, Flugzeuge, Divisionen?«
»Dies ist kein Unternehmen für herkömmliche Streitkräfte, Genösse General«, antwortete Sun. »Meine Kräfte werden überall und nirgends sein; sie werden leicht wie Geister, aber so stark wie die größten Schiffe und die gewaltigsten Bomber der Welt sein.«
Als Chin merkte, dass er aus Sun nichts Konkretes herausbekommen würde, wandte er sich kopfschüttelnd ab, um zu gehen. »Es wird mir ein Vergnügen sein, Sie entehrt und entzaubert zu sehen«, sagte er über die Schulter hinweg zu Sun Ji Guoming. »Zitate aus den Werken toter Militärtheoretiker werden Ihnen nicht weiterhelfen, wenn amerikanische Stealth-Bomber über den Horizont kommen, um unsere Städte in Schutt und Asche zu legen und unsere Armeen zu dezimieren.«
»Sie werden nicht angreifen können, weil Radar und Sonar ihnen keine Angriffsziele zeigen«, behauptete Sun. »Sie werden nur ein leeres Meer sehen - und ihre außer Kontrolle geratenen Verbündeten.«
Oval Office im Weißen Haus Dienstag,
3. Juni 1997, 21.05 Uhr Ostküstenzeit
»Meine amerikanischen Mitbürger, guten Abend«, begann Präsident Kevin Martindale seine Fernsehansprache an die Nation. »Ich habe wichtige Nachrichten über ein katastrophales Ereignis, das möglicherweise ernste Folgen für alle Amerikaner im Inund Ausland haben kann.
Gegen achtzehn Uhr fünfundvierzig Ostküstenzeit sind aus dem Südteil der Formosastraße - zwischen dem chinesischen Festland und der Insel Taiwan mit der seit kurzem unabhängigen demokratischen Republik China - zwei schwere Explosionen gemeldet worden. Nach bisher unbestätigten Berichten soll es sich in beiden Fällen um Atomexplosionen mit einer Sprengkraft zwischen einer und sieben Kilotonnen gehandelt haben.
Ich möchte Ihnen allen versichern, dass Amerika keinerlei Gefahr droht und wir die Situation unter Kontrolle haben«, fuhr der Präsident fort, wobei er absichtlich langsam sprach und sich bemühte, möglichst aufrichtig und entschlossen zu wirken. »Erstens haben sich zum Zeitpunkt der Detonationen außer einigen Überwachungseinheiten keine amerikanischen Streitkräfte im betreffenden Seegebiet befunden, und nach letztem Erkenntnisstand haben die Explosionen keine amerikanischen Todesopfer gefordert.
Zweitens sind diese Detonationen kein Auftakt zu einem Atomkrieg /wischen China und Taiwan oder sonst jemandem. Bisher steht noch nicht fest, ob die Explosionen das Ergebnis eines Unfalls, eines bewussten Angriffs oder eines Terroranschlags gewesen sind. Tatsächlich lässt sich noch nicht einmal genau sagen, wer diese Detonation verursacht hat, obwohl unser Verdacht sich gegen die Volksbefreiungsarmee der Volksrepublik China richtet, die Taiwan seit vielen Jahren mit Angriffen
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