Brown, Dale - Schattenpilot
dürfen. McLanahan beobachtete, wie sein alter Freund und Mentor einen Schluck Kaffee nahm. »Mit Ihnen alles in Ordnung, Brad?«
Elliott schien erst überrascht, dann verärgert zu sein, weil jemand ihn beobachtet hatte. Er starrte McLanahan über den Rand seines Kaffeebechers hinweg grimmig an. »Mir fehlt nichts, Muck. Warum?«
»Was ist mit den Brustschmerzen?«
»Brustschmerzen? Welche Brustschmerzen?«
»An Bord haben Sie über Brustschmerzen geklagt.«
»Mich hatte gerade ein implodierendes Hundertpfundstück Lexan getroffen«, sagte Elliott. »Da hätten Sie auch über Schmerzen geklagt.«
»Sonst nichts? Kurzatmigkeit, ein taubes Gefühl in den Armen, Sehstörungen, Verdauungsstörungen, Kopfschmerzen?«
»Hey, Dr. Pat, ich habe keinen Herzanfall gehabt und habe auch jetzt keinen«, wehrte Elliott ab. »Klar, ich bin erst mal geplättet gewesen, als die Scheibe mir ins Gesicht geflogen ist. Und ich könnte ungefähr vierundzwanzig Stunden Schlaf brauchen, die ich demnächst nachholen werde. Wenn Sie Ihre Zeit damit vergeuden wollen, mir Elektroden anzulegen und mich auf einem Laufband traben zu lassen, können Sie das gern tun - und ich fordere Sie heraus, mit mir Schritt zu halten! Unterdessen lässt Baiboa Ihre Flugzeuge verschrotten und tut, was er kann, um unsere Firma in den Ruin zu treiben. Entscheiden Sie selbst, Mission Commander, was Sie dagegen unternehmen wollen. Ich gehe jetzt in die Falle.«
Auf dem Weg hinaus begegnete Elliott niemand anderer als Wendy McLanahan. Ohne über ihre Anwesenheit auf Guam im Geringsten erstaunt zu sein, begrüßte er sie mit einem KUSS auf die Stirn. »Glückwunsch, Schätzchen«, sagte er einfach, dann ging er weiter.
»Brad? Hey, General, was ist mit... ?« Aber Elliott war bereits verschwunden.
»Wendy!«, rief Patrick aus, schloss seine Frau in die Arme und küsste sie. »Was um Himmels willen machst du hier?«, fragte er, ohne sie los zu lassen.
»Jon hat jemanden gebraucht, und ich habe mich freiwillig gemeldet«, antwortete Wendy. »Unterwegs habe ich von eurem Einsatz erfahren - und von der Sache mit Emil. Das tut mir schrecklich Leid, Patrick.«
»Danke, Schatz, aber ich mache mir Sorgen um dich, um das Baby.«
»Ich sitze nur am Computer und am Telefon«, versicherte sie ihm. »Ich bin nicht mit dem NIRTSat-Startflugzeug oder einem Tanker gekommen, sondern Erster Klasse mit United und Cathay Pacific geflogen. Keine Angst, mir geht's gut.« Wendy ließ sich von Nancy Cheshire umarmen, die ihr herzlich gratulierte. »Na, damit ist die Katze wohl aus dem Sack.«
»Brad hat's erraten«, sagte Patrick. »Und er hat's mir natürlich vorgeworfen.«
» Was hat er getan?«
»Darüber reden wir später, Schatz«, wehrte McLanahan ab. »Das ist keine besonders schöne Geschichte.«
»CINCPAC, sind Sie noch da?«, fragte Admiral Baiboa.
»CINCPAC hört, General Samson auch«, bestätigte Admiral Wil- liam Allen. Die Konferenzschaltung zwischen Hawaii und dem Pentagon bestand weiter.
»Für Sie habe ich auch einen Befehl, General«, fuhr Baiboa fort.
»Der Präsident scheint weiter auf Ihr Urteilsvermögen zu vertrauen.
Sie melden sich sofort bei Admiral Henry Danforth von STRATCOM, um CTF drei aufzustellen.«
»Ja, Sir«, antwortete Samson. Angesichts der Ereignisse in der Formosastraße wunderte ihn keineswegs, dass STRATCOM die Combined Task Forces aufstellte - aber er war verblüfft, dass er trotz des heutigen Debakels eine davon kommandieren sollte.
STRATCOM, das U. S. Strategie Command, vereinigte das ehemalige Strategie Air Command der Luftwaffe, das Kommando der Raketen-U-Boote der Marine und den gemeinsamen Zielfestlegungsausschuss von Luftwaffe und Marine. Chef von STRATCOM auf der Offutt Air Force Base bei Omaha, Nebraska, war abwechselnd ein Admiral oder ein Luftwaffengeneral - gegenwärtig Vier-Sterne-Admiral Henry Danforth. Im Frieden beschäftigte STRATCOM sich mit »Sandkastenspielen« und entwarf Notfallpläne für Kriege mit anderen Staaten - auch mit Atomwaffen. Es besaß keine Schiffe,
keine Flugzeuge, keine Waffen, keine Truppen außer seiner kleinen Gruppe von Planern und keine Stützpunkte.
In Krisenzeiten oder im Krieg verwandelte STRATCOM sich jedoch in den gewaltigsten Militärapparat der Welt. Von den einzelnen Teilstreitkräften konnte STRATCOM rasch die Flugzeuge, U-Boote,
Stützpunkte und Soldaten anfordern, die es brauchte, um in allen möglichen Konflikten bis hin zu einem weltweiten Atomkrieg zu bestehen.
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