Brown, Dale - Schattenpilot
Hauptstadt Taipeh liegenden Luftwaffenstützpunkt Hsinchu und den Luftwaffenstützpunkt Taichung mit Abwurflenkwaffen HY-3 mit Kernsprengköpfen an; die südliche Gruppe setzte weitere HY-3 m ^ Kernsprengköpfen gegen den Luftwaffenstützpunkt Tainan und den Marinestützpunkt Tsoying keine zehn Kilometer nördlich der großen Industriestadt Kaohsiung ein. Alle Angriffe waren vernichtend. Trotz des wütenden Feuers der taiwanesischen Luftverteidigung kamen über zwei Drittel der chinesischen Bomber H-6 durch und griffen ihre Ziele mit Spreng^ und Schüttbomben an.
Da die chinesischen Bomberpiloten weit weniger gut ausgebildet waren als die westlicher Luftwaffen und noch weniger Flugstunden hatten als amerikanische Besatzungen in Zeiten dramatischer Ausgabenkürzungen, war ihre Trefferausbeute gering - weniger als die Hälfte ihrer Bomben trafen die vorgegebenen Ziele. Aber die Atomexplosionen in großer Höhe hatten bereits ganze Arbeit geleistet: Vier taiwanesische Militärstützpunkte waren zerstört oder schwer beschädigt, eine kleine, zwei mittlere und eine große Stadt waren weitgehend vernichtet. Die meisten taiwanesischen Jäger, die zum Abfangen der chinesischen J-6 und J-7 gestartet waren, hatten plötzlich keinen Stützpunkt mehr, auf dem sie landen konnten; einige, die nicht mehr genügend Treibstoff hatten, um einen Ausweichplatz anzufliegen, mussten über unbewohnten Gebieten Taiwans mit dem Schleudersitz aussteigen, als ihre Triebwerke wegen Treibstoffmangels ausfielen.
Admiral Sun folgte den H-6-Formationen mit dem Bomber H-/ Gangfang und erreichte seinen Warteraum nordwestlich der Pescadores, als die zweite und dritte Bombergruppe eben ihren Angriff begannen. Sun, der eine Brille mit goldbedampften Gläsern trug, um nicht durch die Lichtblitze von Atomexplosionen geblendet zu werden, beobachtete die Ergebnisse seiner Überraschungsangriffe. Jede einzelne Detonation war deutlich zu erkennen: ein gleißend heller Lichtpunkt, der einer Minisonne glich, strahlte alle Wolken am Nachthimmel an, beleuchtete die Insel Formosa und ließ sie wie ein riesiges im Meer liegendes Foto erscheinen, das kurz in allen Einzelheiten sichtbar war, bevor es wieder von der Dunkelheit verschluckt wurde. Die viel schwächeren Sprengbomben erinnerten an aufflammende große rot-gelbe Blitzlichter, in deren Umgebung sich der Feuerschein von Bränden zeigte, und die Schüttbombenangriffe auf Taichung und Tainan waren als eine Kette winziger Lichtpunkte zu sehen, die in der dunklen Ferne aufblitzten.
»Radar meldet Jägerstarts in Taipeh, Genosse Admiral«, berichtete der Kopilot von Suns Bomber H-/. »Jeweils nur ein oder zwei Maschinen, desorganisierte Flüge.«
»Wahrscheinlich auf der Flucht, nicht auf der Suche nach uns, falls nicht einer den Helden spielen will und einen unserer Bomber in der Dunkelheit zu rammen versucht«, meinte Sun. Er kam gar nicht auf die Idee, seine eigene Maschine könnte gefährdet sein, denn durch die Kernwaffendetonationen, die den nationalistischen Drachen schwer verwundet hatten, schienen die Rebellen längst besiegt zu sein. »Die können unseren Bombern nicht gefährlich werden. Wohin sind die zurückkehrenden Jäger der Rebellen unterwegs?«
»Nach Norden, nach Taipeh«, antwortete der Kopilot.
»Ausgezeichnet«, sagte Sun zufrieden. Die Kampfmoral der Luftwaffe der Rebellen schien gebrochen zu sein, seit die Piloten wussten, dass zwei Dutzend chinesische Bomber durch die Maschen ihres Netzes geschlüpft waren und ihre Heimat mit Kernwaffen und konventionellen Bomben verwüstet hatten. Der Chiang Kai-shek International Airport und der Luftwaffenstützpunkt Sung Shan bei Taipeh waren vermutlich die einzigen noch intakten großen Flugplätze westlich des Chungyang-Gebirges.
Beide Plätze würden leichte Ziele für die nachfolgenden Angriffe sein. Suns dritte Angriffswelle würde bereits gestartet sein: ballistische Raketen M-9, die von geheimen mobilen Abschussrampen in den Provinzen Jiangxi und Zhejiang gestartet wurden. Die Rakete M-9 hatte eine Reichweite von fünfhundert Kilometern, und Sun hatte befohlen, alle noch intakten Militärund Zivilflugplätze auf Taiwan mit jeweils sechs Raketen anzugreifen. Die M-9 war weniger treffsicher als die Abwurflenkwaffe HY-3, aber das war in Ordnung,
denn außer bei den Angriffen auf Flugplätze um Taipeh trug das jeweils erste Raketenpaar Atomsprengköpfe, die wieder in acht Kilometer Höhe detonieren würden, um die Sprengwirkung zu maximieren
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