Brown, Dale - Schattenpilot
Treibstoff zu übernehmen - es dauerte fast zehn Minuten, in denen zwei Maschinen bei über fünfhundert Stundenkilometern weniger als zehn Meter Abstand hielten, um verhältnismäßig wenig Treibstoff zu übergeben. Sein Bomber H-y, dessen Tanksonde weit aus dem Bug ragte, brauchte keinen Beobachter - der Pilot flog einfach an und steckte die Tanksonde in den Fangkorb. Sun fand es erstaunlich, wie präzise eine 120 Tonnen schwere Maschine ein so winziges bewegliches Ziel ansteuern konnte.
Nach der Betankung löste die Bomberformation sich in drei Gruppen zu je zehn Maschinen auf, die auf der Westseite des Wuyi-Gebirges ungefähr dreihundert Kilometer von der Formosastraße entfernt in fünfzehnhundert Metern Höhe über festgelegten Punkten kreisten, um unterhalb der Gebirgskette zu bleiben. Der Grund dafür: der Le Shan oder Glückliche Berg auf Taiwan. Das taiwanesische Luftverteidigungssystem auf dem Le Shan gehörte zu den leistungsfähigsten der Welt. Radardaten von drei Rundsichtradargeräten im Chungyang-Gebirge in Zentraltaiwan sowie Radardaten von Frühwarnflugzeugen, Schiffen, Flughäfen und sogar einzelnen Jagdflugzeugen wurden in der unterirdischen Luftverteidigungszentrale auf dem Glücklichen Berg südlich von Taipeh ausgewertet. Aus diesen Daten setzte sich die Gesamtlage zusammen.
Hundert militärische Kontrollstellen überwachten dort nahezu vier Millionen Kubikkilometer Luftraum vom Erdboden bis hinauf zu 60 ooo Fuß und dirigierten fast hundert Abfangjäger F-5E Tiger II aus amerikanischer Produktion, zehn in Taiwan gebaute Jäger Ching Kuo, über fünfzig Luftabwehrstellungen mit Hawk-Raketen, zwanzig Fla-Raketenstellungen mit Tien Kung I und II, fünfzig Stellungen mit Lenkwaffen Chaparral zur Nahverteidigung und über zweihundert Flakbatterien auf den zur Republik China gehörenden Inseln. Die leistungsfähigen Radargeräte auf dem Le Shan sahen bis weit ins chinesische Festland hinein, und die dazugehörigen Fla-Raketen waren erstklassig. Die Reichweite des auf der amerikanischen Patriot basierenden Flugabwehrsystems Tien Kung II war so groß, dass die Batterie in Makung auf den Pescadores fünfzig Kilometer westlich von Taiwan chinesische Flugzeuge, die auf drei großen Küstenstützpunkten in Ostchina starteten, gleich nach dem Start hätte abschießen können!
Sowie der Befehl aus Peking eingegangen war, wies Admiral Sun seine Bomber an, die Bereitstellungsräume nach Osten zu verlassen und Kurs auf ihre Ziele zu nehmen, und befahl über Funk den Beginn der ersten Angriffsphase. Über dreihundert Jäger, hauptsächlich Jäger J-6 unter Führung von Jägern J-7 oder J-8 mit besserem Radar, starteten von den Stützpunkten Shantou und Fuzhou zum Flug nach Osten. Da jeweils nur zwei oder drei Maschinen starten konnten, dauerte es fast zwanzig Minuten, bis alle in der Luft waren. Unterdessen hatten die Bomber H-6 auf ihre Angriffsgeschwindigkeit von sechshundert Stundenkilometern beschleunigt und kamen auf drei verschiedenen Kursen übers Wuyi-Gebirge. Jeweils hundert Jäger bildeten nun die »Speerspitze« für eine Gruppe von zehn Bombern, und diese drei Speere zielten genau ins Herz Taiwans. Die Jäger hatten drei bis fünf Minuten Vorsprung, als die sechs großen Formationen sich über der Küste sammelten, um en masse nach Taiwan hinüberzufliegen.
Nach etwa drei Vierteln der Breite der Formosastraße waren die Pescadores-Inseln das erste Angriffsziel. Der chinesischen Jägerformation, die von einem Radarflugzeug IL-/6 geleitet in mittlerer und großer Höhe anflog, stellten sich fünf Vierergruppen von Abfangjägern F-5E Tiger entgegen. Die taiwanesischen Jäger waren fünf zu eins unterlegen, aber die IL-/6 konnte nur Peilung und Entfernung der Abfangjäger, nicht jedoch ihre Höhe angeben, sodass ihre genaue Position schwer zu ermitteln war. Und weil die chinesische Formation so groß war und aus im Nachtkampf geübten Piloten bestand, war es für die chinesischen Jäger schwierig, in Angriffsposition zu gelangen. Die Taiwanesen konnten dagegen ihre Geschwindigkeit und Wendigkeit nutzen, um in die für Verteidiger ideale Ausgangsposition zu gelangen.
Die chinesischen Jäger schössen ihre Jagdraketen Pen Lung 2 aus größter Entfernung ab, ohne\larauf zu achten, ob sie ein Ziel mit Radar oder IR-Sensoren erfasst hatten. Der Himmel war bald voller chinesischer PL-2, die auf die taiwanesischen Jäger zurasten, aber die meisten waren nur ungelenke Projektile, die eher störend als
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