Brown, Dale - Schattenpilot
amerikanischen Atom-U-Boots in iranischen Hoheitsgewässern - setzte allen bisherigen Erfolgen die Krone auf.
Sun war stolz, weil er diese Falle vorgeschlagen hatte. Er hatte schon vor Jahren den Plan ausgearbeitet, feindliche U-Boote mit riesigen Treibnetzen aus Kevlar, das leicht wie Nylon, aber stärker als Stahl war, zu fangen. Die Herstellung jedes Netzes kostete Millionen von Yuan, aber der Iran, Nordkorea und mehrere andere Staaten kamen bereitwillig für die Kosten auf. Das Ganze war ein Geduldsspiel: Man lockte feindliche Spionage-U-Boote mit einem lohnenden Ziel, spannte das riesige Netz aus und hoffte, dass ein nichts ahnender, allzu selbstsicherer Kapitän sich mit seinem Boot darin verhedderte.
»Wunderbar, ganz ausgezeichnet!«, rief Präsident Jiang, während er wie ein Schuljunge bei einem Fußballspiel lachte und klatschte. »Präsident Martindale und seine U-Bootbesatzung tun einem fast Leid! Über sie lacht jetzt die ganze Welt!« Nachdem er die Glückwünsche mehrerer Mitglieder des Zentralen Militärausschusses entgegengenommen hatte, wandte er sich vertraulich an Admiral Sun. »Was werden die Iraner mit ihren Gefangenen tun, Genosse Admiral?«
»Ich habe schon mit dem iranischen Generalstabschef gesprochen«, antwortete Sun fast bedauernd. »Das Boot wird beschlagnahmt, seine Besatzung wegen Spionage vor Gericht gestellt. Für die Iraner ist das ein großer Fang, der sie dafür entschädigt, dass die Amerikaner den Flugzeugträger Chomeini damals schwer beschädigt haben. Später werden Boot und Besatzung vermutlich an die Vereinigten Staaten überstelltaber erst, nachdem die Iraner jeden Quadratzentimeter der Miami fotografiert und vermessen haben.«
»Sie scheinen enttäuscht zu sein, Genosse«, stellte Jiang fest. »Der Völkerrechtsbruch der Amerikaner ist offensichtlich. Sollten sie dafür nicht büßen müssen?«
»Ich glaube, dass ihre Buße schlimmer ist als jede mögliche Bestrafung durch die Iraner«, antwortete Sun. »Die Vernichtung eines hilflosen U-Boots und seiner glücklosen Besatzung wäre grausam und würde bewirken, dass die Iraner in den Augen der Weltöffentlichkeit an Gesicht verlieren. Sun Tzu lehrt uns, dass ein Angriff auf das Tao des Feindes wirkungsvoller als eine Offensive gegen seine Armeen ist. Ich habe vorgeschlagen, die Amerikaner sofort frei zu lassen, aber ich bezweifle, dass die Iraner auf meinen Vorschlag eingehen werden.
Vielleicht können Sie den Ajatollah Chomeini anrufen; vielleicht hört er auf Sie.« In den vergangenen Monaten war zwischen China und dem Iran eine starke neue militärische Allianz entstanden, und die Zusammenarbeit beider Staaten hatte sich rasch vertieft - trotz der schweren Schäden, die der Flugzeugträger Chomeini, der jetzt Mao Zedong hieß, unter Verantwortung der Iraner erlitten hatte.
»Eine gute Idee, Genosse Admiral«, stimmte Jiang lächelnd zu. »Und ich gebe natürlich ein Kommunique heraus, in dem ich von Präsident Martindale eine Erklärung für das Eindringen eines amerikanischen U-Boots in iranische Hoheitsgewässer verlange.«
»Darf ich vorschlagen, dass Sie nach der Veröffentlichung dieses Kommuniques in einem CNN-Interview eine Entschuldigung fordern?«, fügte Sun hinzu. »Nichts ärgert die Amerikaner mehr, als sich entschuldigen zu müssen - vor allem bei Asiaten oder Bewohnern des Nahen Ostens, die sie beide als minderwertige Rassen betrachten. Das wird dazu beitragen, die Kritik an Präsident Martindales Außenund Militärpolitik zu stärken.«
»Gut, gut, ich werde meinem Stab entsprechende Anweisungen geben«, sagte Jiang zufrieden. Er wandte sich ab, um die Glückwünsche weiterer Spitzenfunktionäre entgegenzunehmen, drehte sich danach wieder nach Sun um und erkundigte sich: »Und wie soll es nun weitergehen, Admiral?«
»Mein Auftrag ist ausgeführt, Genosse Präsident«, antwortete Sun. »Ich wollte die Vereinigten Staaten als Gefahr für die Volksrepublik China ausschalten und uns den Weg zur Wiedereroberung Formosas ebnen. Beides ist erreicht.«
Präsident Jiang Zemin starrte ihn verblüfft an. »Ihr Auftrag... ist ausgeführt?«, fragte er ungläubig. »Aber wir haben noch keine Gebiete zurückerobert, und die Streitkräfte des Westens stehen uns in erhöhter Alarmbereitschaft gegenüber.«
»General Chin und die Volksbefreiungsarmee könnten die von den Rebellen besetzten Inseln mühelos zurückerobern«, stellte Admiral Sun gelassen fest. »Daran kann sie niemand mehr hindern. Aber ich
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