Brown, Dale - Schattenpilot
gefährlicher Einsatz hatte eben erst begonnen.
Wegen der völlig ungeklärten Anforderungen an ihre Leistung beim Start von dem unterirdischen Flugplatz Kai-Shan war die Megafortress diesmal nur leicht beladen. Die beiden Revolvermagazine in der Bombenkammer enthielten jeweils vier Marschflugkörper Wolverine und zwei Abwurflenkwaffen Striker; diese Mischung war gewählt worden, damit die Angriffe weitergehen konnten, selbst wenn ein Magazin beschädigt wurde oder versagte. In den Waffenbehältern unter den Tragflächen trug die EB-52 je eine Stinger und vier Jagdraketen AIM-12O Scorpion - aber diesmal keine Luftminen für die Heckkanone. So blieb die Waffenlast volle fünf Tonnen unter der sonst üblichen Kapazität. Um noch mehr Gewicht zu sparen, wurde in den Rumpftanks nur so viel Treibstoff mitgeführt, wie zur Erhaltung der besten Schwerpunktlage nötig war, was nochmals über zwanzig Tonnen Gewicht sparte.
»Achtung, Crew, Lenkwaffenstart aus Bombenschacht«, kündigte Patrick McLanahan an. »Vier Marschflugkörper Wolverine. Schalte Radar ein... Radar in Stand-by-Betrieb.« McLanahan hatte dreißig Sekunden lang Satellitendaten für die Navigationscomputer eingeholt, damit das System unmittelbar vor dem Start möglichst genau arbeitete. Jetzt überprüfte er die Genauigkeit der Navigationscomputer, indem er sein Angriffsradar drei Sekunden lang einschaltete und das gespeicherte Radarbild mit dem Fadenkreuz überlagerte. Dabei zeigte sich, dass der Unterschied zwischen Radarbildund Computeranzeige nur etwas mehr als siebzehn Meter betrug. McLanahan entschied sich dafür, die Zielinformationen des Satelliten zu übernehmen.
»Startpunkt eingegeben, Bombenklappen werden geöffnet.« Er drückte auf den Startknopf und befahl: »Startsequenz für vier Lenkwaffen Wolverine.«
WARNUNG, STARTSEQUENZ FÜR VIER LENKWAFFEN WOLVERINE IM BOMBENSCHACHT , bestätigte der Computer und wartete auf eine Bestätigung des Angriffsbefehls.
»Start!«, befahl McLanahan. Die Bombenklappen der EB-52 glitten in den Rumpf zurück, und das vordere Revolvermagazin gab die erste Abwurflenkwaffe AGM-17/ Wolverine frei. In Abständen von acht Sekunden folgten drei weitere Marschflugkörper, davon zwei aus dem hinteren Magazin. Bis die Bordcomputer ihre Funktionsfähigkeit überprüft hatten, blieben die Wolverines in leichtem Sinkflug; dann wurden die Triebwerke gezündet und beschleunigten die Lenkwaffen auf achthundert Stundenkilometer. Gleichzeitig übernahmen die Bordcomputer neue Daten von den GPS-Satelliten und hielten den von der Megafortress übermittelten Flugplan ein.
Jeder dieser vier Marschflugkörper trug in seiner Sensorbucht und drei Ladebuchten Waffen gegen die feindliche Luftabwehr und für Angriffe auf Bodenziele. Die Sensorbucht enthielt eine Kombination aus Radarund Infrarotsensoren, die feindliche Radargeräte erfassten, einen IR-Sensor auf das Gebäude oder Fahrzeug mit dem Radar richteten und die Zieldaten an den Navigationscomputer des Marschflugkörpers weitergaben. Zwei Waffenbuchten enthielten insgesamt achtzehn Kanisterbomben zur Bekämpfung von Fahrzeugen; die dritte enthielt zwölf von Sky Masters entwickelte Köder ADM-151. Der Flugplan der Wolverines basierte auf Aufklärungsergebnissen von Jon Masters NIRTSats, die mobile Abschussrampen für Fla-Lenkwaffen SAM-5, Stellungen mit Fla-Raketen HQ-2 und schwere Fla-Batterien ausgekundschaftet hatten.
Sobald die Wolverines in Reichweite der mobilen SAM-Abschussrampen kamen, stieß jede einen als Gleiter ausgebildeten Köder aus. Diese winzigen Gleiter enthielten Sender, die sie als vollwertiges Jagdflugzeug erscheinen ließen, sodass die Radarüberwachung einer chinesischen SAM-Stellung, die den Himmel nach Eindringlingen absuchte, glauben musste, plötzlich sei ein feindlicher Jäger aus dem Nichts fast über ihnen aufgetaucht. Aktivierte die SAM-Stellung ihr Zielsuchradar, um zu versuchen, den »Angreifer« abzuschießen, entdeckte der Suchkopf der Wolverine das Signal, ortete das Zielsuchradar und aktualisierte seinen Flugplan entsprechend.
Die Wolverine kreiste über dem Zielgebiet und warf dabei ihre Kanisterbomben ab, die jeweils IR-Sensoren und fünfzehn Kupferbolzen enthielten. Der Kanister überschlug sich nach dem Ausstoßen in der Luft. Sobald seine IR-Sensoren unter sich ein Ziel von der Größe eines Fahrzeugs entdeckten, zündeten sie eine kleine Sprengladung, die den Kupferbolzen augenblicklich schmolz und auf dieses Ziel abschoss. Die
Weitere Kostenlose Bücher